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Interview: Tatort-Komissarin Ulrike Folkerts spielt Romanze im ZDF

Interview

Tatort-Komissarin Ulrike Folkerts spielt Romanze im ZDF

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    Mia (Ulrike Folkerts) ahnt noch nicht, wer sich hinter ihrer neuen Liebe Jan (Filip Peeters) verbirgt.
    Mia (Ulrike Folkerts) ahnt noch nicht, wer sich hinter ihrer neuen Liebe Jan (Filip Peeters) verbirgt. Foto: Conny Klein, ZDF

    Seit bald 25 Jahren ist Ulrike Folkerts als burschikose „Tatort“- Kommissarin Lena Odenthal im Einsatz – im Herbst wird die Jubiläumsfolge ausgestrahlt. Doch zunächst zeigt sich die Schauspielerin zur Abwechslung von einer völlig anderen Seite. In „Ein Sommer in Amsterdam“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ZDF) verkörpert sie die Designerin Mia, deren erwachsene Tochter bei einem Unfall gestorben ist. 

    Auf der Suche nach Trost reist Mia nach Amsterdam – dort hat sie vor Jahren eine Eizelle gespendet, nun sucht sie nach dem Kind, das aus dieser Spende hervorgegangen ist. Am Ende findet sie, wen wundert’s, auch gleich die große Liebe.

    Normalerweise spielen Sie die burschikose „Tatort“-Kommissarin Odenthal, jetzt die Hauptfigur in einem Herzschmerzfilm. War es schön, den „Tatort“ mal abschütteln zu können?

    Folkerts: Ja natürlich! Ich lechze nach solchen Herausforderungen. Ich bin ja von Beruf nicht „Tatort“-Kommissarin, sondern Schauspielerin. Ich will in Rollen unterschiedlichster Art schlüpfen, deshalb war dieses Angebot ein Geschenk für mich.

    Obwohl es ein eher seichter Sonntagsfilm ist?

    Folkerts: Ich habe das Drehbuch gelesen und erst gedacht: Oh Gott! Ist das nicht zu kitschig und zu romantisch, so ein Liebesfilm mit Happy End? Aber gerade das hat mir dann den nötigen Impuls gegeben. Ich kann die Menschen, die mich als Lena Odenthal rauf und runter kennen, hoffentlich überraschen. Es ist wichtig, dass man mir eine Liebesgeschichte zutraut, und ich mit meinen romantischen Anteilen die Zuschauer verzaubern kann (lacht).

    Aber hat das deutsche Fernsehen für Sie gar keine anspruchsvolleren Rollen zu bieten?

    Folkerts: Diese Branche ist leider etwas eng. Es ist zu wenig Mut da, uns Schauspieler gegen den Strich zu besetzen – die einen spielen immer den Mörder, andere müssen immer die Opferrollen spielen. Bei „Ein Sommer in Amsterdam“ habe ich zugegriffen, weil es für mich etwas ganz anderes war.

    In welcher der beiden Figuren steckt mehr von Ulrike Folkerts?

    Folkerts: Natürlich steht mir Lena Odenthal vom Typ her näher – dass sie ruppiger ist und auch mal sagt, wo’s langgeht. Aber die Dreharbeiten zu „Ein Sommer in Amsterdam“ waren lustig. Unsere Regisseurin ist total aufgegangen in diesem Kitsch, sie hat es geliebt und uns alle dadurch angespornt. Und ich sage Ihnen, es macht Spaß, als Schauspielerin mal in Richtung Schnulze voll auf den Putz zu hauen.

    In dem Film fällt die ganze Zeit Ihre Tätowierung am Arm ins Auge …

    Folkerts: Die habe ich seit Mitte der 90er Jahre. Das war eine Modeerscheinung, und ich wollte auch unbedingt ein Tattoo – heute bin ich froh, dass ich mir damals kein Arschgeweih habe stechen lassen.

    Bedeutet Ihre Tätowierung denn irgendwas?

    Folkerts: Nein, sie bedeutet nichts, es ist nur eine Form von Schmuck. Ich wollte damals unbedingt so einen Ring am Arm, weil ich das schön fand – und weil ich damals viel geschwommen bin und meine Arme gerne gezeigt habe. Es war aber nicht tief genug gestochen und ich musste es später nachstechen lassen.

    In dem ZDF-Film spielen Sie eine Frau, die vor Jahren eine Eizelle gespendet hat. Als ihre erwachsene Tochter stirbt, sucht sie in Amsterdam nach dem Kind, das aus der Spende entstanden ist …

    Folkerts: Am Anfang habe ich selber gedacht: Was ist das denn für eine wilde Geschichte? Aber dann fing es an, mir zu gefallen, und ich habe den richtigen Dreh gekriegt.

    Sie selber haben kein Kind – hatten Sie jemals den Wunsch?

    Folkerts: Nein, Frau Folkerts hat überhaupt nichts mit Eizellen, Kinderkriegen oder Adoptieren am Hut. Ich habe kein Kind, und das fühlt sich richtig an in meinem Leben.

    Vielleicht bekommt Lena Odenthal ja mal ein Kind oder adoptiert eins?

    Folkerts: Nein, ich habe das für die Figur nicht vor. Ich hätte aber nichts dagegen, wenn Lena sich mal verlieben würde. Weg von dieser einsamen Wölfin, dem Leben mit Katze und dem Kollegen Kopper, das ist ja eigentlich tragisch (lacht).

    Vor 25 Jahren lief der erste Lena-Odenthal-„Tatort“. Überlegen Sie nie, wie es mit der Figur mal zu Ende gehen soll?

    Folkerts: Ich habe in der Vergangenheit schon das ein oder andere Mal abgewogen, wann ich aufhören soll. Und natürlich sind Lena und Kopper ein bisschen zu Ende erzählt, den Machern fällt zu den Figuren nichts Neues ein. Trotzdem: Jetzt habe ich gerade den Kick, die Sache noch einmal aufblühen zu lassen.

    Wie genau soll das funktionieren?

    Folkerts: Zum Jubiläum haben wir einen ganz besonderen Film gemacht, in dem Lena in eine persönliche Krise gerät, wo sie die Dinge neu überdenken muss. Danach kann es anders weitergehen, das ist mein Wunsch. Deshalb führe ich gerade viele Gespräche und schreibe lange Zettel, was Lena soll, darf und muss. Ich will zurück dahin, wie sie mal war. Lena war früher mal wilder, das ist ein bisschen verloren gegangen. Wir bekommen außerdem ähnlich wie andere Teams eine neue Kollegin dazu, um das Ganze zu verjüngen und aufzupeppen.

    Was halten Sie vom „Tatort“-Boom?

    Folkerts: Ich weiß nicht recht. Es gibt viele neue Kommissare. Kinohelden wie Til Schweiger sollen das junge Publikum binden, und Journalisten schreiben lange Abhandlungen über den „Tatort“ als gesellschaftliches Phänomen. Die Einschaltquoten sind natürlich toll. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles so bleibt.

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