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Interview: Professor für Raumfahrttechnik: Ufo-Phänomene sind nicht zu erklären

Interview

Professor für Raumfahrttechnik: Ufo-Phänomene sind nicht zu erklären

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    Gibt es außerhalb der Erde intelligentes Leben? Angesichts der unfassbaren Menge an Sternensystemen im Universum gilt das bei vielen Wissenschaftlern schon allein aus statistischen Gründen als sehr wahrscheinlich.
    Gibt es außerhalb der Erde intelligentes Leben? Angesichts der unfassbaren Menge an Sternensystemen im Universum gilt das bei vielen Wissenschaftlern schon allein aus statistischen Gründen als sehr wahrscheinlich. Foto: Caltech Pasadena, dpa

    Herr Kayal, Sie sind Professor für Raumfahrttechnik an der Uni Würzburg. Zu Ihren Schwerpunkten gehören auch die Suche nach außerirdischer Intelligenz und Erforschung von Unidentified Aerial Phenomena (UAP), also unbekannten Himmelsphänomenen. Wie beurteilen Sie den jüngsten Pentagon-Bericht zu unbekannten Phänomenen in der Luft?

    Hakan Kayal:Also das Wichtigste an dem neuen Bericht ist die Tatsache, dass er überhaupt erschienen ist. Denn das markiert für mich einen Wendepunkt in der Geschichte der Erforschung unbekannter Himmelsphänomene. So nenne ich übrigens auch den Forschungsschwerpunkt bei mir an der Universität.

    Kann man dieses Themengebiet als Luft- und Raumfahrtexperte denn überhaupt seriös erforschen?

    Kayal:Das Thema ist in der Tat seit Jahrzehnten stigmatisiert worden. Das heißt, als Wissenschaftler konnte man sich bisher kaum damit befassen. Es gehörte enorm viel Mut dazu. Ich bin in Deutschland einer der wenigen aktiven Professoren, die das als Forschungsschwerpunkt haben. Also, wenn sie mich fragen: Es geht bei dem Bericht nicht so sehr um den Inhalt, der keine Überraschungen bringt. Aber dass so etwas öffentlich erscheint und dass diese Phänomene offiziell anerkannt werden, das ist bemerkenswert. Es wird auch eingeräumt, dass die Stigmatisierung bisher ein Fehler war, der dazu geführt hat, dass das Thema bisher kaum wissenschaftlich untersucht wurde. Das Wichtigste, was jetzt getan werden muss, ist Daten zu sammeln, um dem Phänomen auf den Grund gehen zu können.

    Was darf man von der Forschung in den nächsten Jahren erwarten?

    Kayal:Es könnte sein, dass gar nichts passiert. Nachdem jetzt ein Hype entstanden ist, könnte das Thema auch schnell wieder in Vergessenheit geraten. Allerdings hoffe ich, dass nun ein offener Umgang mit dem Thema möglich ist. Dazu brauchen wir vor allem Daten. Ich hoffe, dass man künftig zu dem Thema forschen kann, ohne belächelt zu werden.

    Können Sie sich solche ungewöhnlichen Himmelserscheinungen erklären?

    Kayal:An unserer Universität entwickeln und bauen wir Sensorsysteme für unbekannte Phänomene in der Luft. Auch für die Raumfahrttechnik entwickeln und betreiben wir Systeme, beispielsweise Satelliten. Ich bin Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik und kenne mich mit Fluggeräten aller Art gut aus. Aus all meiner Erfahrung kann ich sagen: Diese Phänomene können alles Mögliche sein. Wir beobachten mit unseren Sensorsystemen Insekten, Pollen, Vögel, Flugzeuge, Ballone, Blitze. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele seltsame Dinge es am Himmel zu beobachten gibt – die aber ganz normal zu erklären sind.

    Ist es möglich, dass es sich dabei auch um geheime militärische Projekte handelt?

    Kayal:Klar, es könnten auch geheime militärische Technologien sein, von denen wir nichts wissen. Aber in den meisten Fällen glaube ich das eher nicht. Denn die berichteten Fälle zeigen so erstaunliche Manövrier-Fähigkeiten dieser Objekte oder Phänomene, dass ich als erfahrener Luft- und Raumfahrtingenieur sagen würde: Sie sind mit unserem physikalischen Wissen nicht zu erklären. Sie wäre natürlich irgendwie möglich, aber die Wahrscheinlichkeit ist nicht sehr hoch. Es können allerdings auch Naturphänomene sein – ähnlich wie eine bestimmte Art von Blitzen in der oberen Atmosphäre, die man erst in den 1990er Jahren entdeckte.

    Fünf Prozent aller Himmelserscheinungen sind gemäß des US-Berichtes aber nicht mit Naturphänomenen, Folienballons, Insekten oder Ähnlichem zu erklären.

    Kayal:Da kommen wir zur Gretchenfrage, die viele Menschen beschäftigt: Könnte es sein, dass es sich dabei um Außerirdische handelt?

    Könnte es sein?

    Kayal:Ich kann da beispielsweise auch die französische Raumfahrtagentur zitieren. Sie beschäftigt sich schon seit Jahrzehnten mit Ufo-Vorfällen. Sie sagt: 3,4 Prozent der untersuchten Fälle lassen sich nicht erklären.

    Wie deuten Sie die als Ingenieur?

    Kayal:Wir suchen ja sehr intensiv nach außerirdischem Leben im Universum. Wir haben aber noch keines gefunden. Ich glaube allerdings, es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir darauf stoßen. Es werden immer mehr Exoplaneten, also Planeten außerhalb unseres Sonnensystems entdeckt. Es ist höchst wahrscheinlich, dass es irgendeine Form von Leben auf diesen anderen Planeten gibt. Fakt aber ist: Noch ist nichts entdeckt. Die übernächste Frage wäre dann übrigens, ob es auch intelligentes Leben geben könnte?

    Was glauben Sie?

    Kayal:Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es intelligentes außerirdisches Leben gibt.

    Reichen menschliche oder von Menschen gemachte Sensoren und Sinne überhaupt aus, um außerirdische Intelligenz erfassen zu können?

    Kayal:Schwer zu sagen. Wir sollten aber unsere klassische Suche über Radiowellen oder optische Signale hinaus erweitern. Denn außerirdische Intelligenzen könnten tatsächlich ganz anders kommunizieren, als wir das kennen.

    Wie könnte man noch nach außerirdischer Intelligenz suchen?

    Kayal:In einem Konferenzvortrag habe ich 2019 vorgeschlagen, in unserem Sonnensystem nach außergewöhnlichen Signaturen zu suchen, indem man sich zum Beispiel auf unbekannte kurzzeitige Leuchtphänomene konzentriert. Auch wenn wir die eigentliche Kommunikation möglicherweise nicht erfassen können, könnten wir in der Lage sein, Randerscheinungen oder Nebeneffekte einer solchen Technologie mit konventioneller Sensortechnik zu erfassen, die uns aber unbekannt vorkommen. Es wird beispielsweise vorgeschlagen, die Suche nach außerirdischen Spuren in unserem Sonnensystem oder nach Zeichen von technologischen Aktivitäten in den Atmosphären von Exoplaneten oder Sternen zu erweitern. Auch in dem Netzwerk für Extraterrestrische Intelligenzen (ETI) in Deutschland wird über neue Suchmöglichkeiten diskutiert.

    Was sehen Sie selbst bei der Suche?

    Kayal:Wir selbst scannen mit Kameras Teile des Himmels ab und versuchen zu erkennen, was da zu sehen ist. Das System sucht nur nach unbekannten Objekten, bekannte Objekte, Tiere wie Vögel oder Insekten filtert es heraus.

    Sind Sie schon auf unbekannte Objekte gestoßen?

    Kayal:Nein, wir entwickeln bisher nur die Technologie, haben aber noch keinen operativen Betrieb. Um den aufzubauen, bräuchten wir ein Netzwerk von multipler Sensorik, und wir müssten sie an geeigneten Stellen aufstellen. Dazu fehlen aber die Mittel.

    Glauben Sie, dass Sie es noch erleben werden, dass der Mensch auf außerirdische Intelligenz stößt?

    Kayal:Das kann man nicht sagen. Das könnte, sagen wir, in fünf Minuten passieren. Es könnte aber auch noch 500 oder 5000 Jahre dauern.

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