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Interview: Lena Meyer-Landrut: "Jeder muss schauen, was er selber möchte"

Interview

Lena Meyer-Landrut: "Jeder muss schauen, was er selber möchte"

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    Nachdenklich: Lena Meyer-Landrut. Im April soll ihr lange erwartetes neues Album erscheinen. Vorher ist die Sängerin in einer Sat.1-Show zu sehen.
    Nachdenklich: Lena Meyer-Landrut. Im April soll ihr lange erwartetes neues Album erscheinen. Vorher ist die Sängerin in einer Sat.1-Show zu sehen. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Frau Meyer-Landrut, im April erscheint nach mehreren Jahren Ihr erstes neues Album. Was können Sie schon über Ihr musikalisches Comeback sagen?

    Lena Meyer-Landrut: Die erste Single „Thank you“ ist ja schon draußen, das Album wird „Only Love, L“ heißen. Das ist meine Signatur, die ich unter jeden Text setze, weil ich es schön finde, alles, was ich schreibe, auch wenn es vielleicht mal unangenehm ist, mit Liebe zu beenden und keine schlechte Energie stehen zu lassen. Das ganze Album dreht sich um Liebe, ob es nun eine platonische Liebe ist, die Liebe zu sich selber oder auch eine romantische Liebe. Da gibt es ja viele Facetten. Das Album ist auf vielen Ebenen selbstreflektiert, vielleicht auch selbstironisch. Ein schönes Popalbum, wie ich finde.

    2018 wurde die geplante Veröffentlichung des Albums und die dazugehörige Tournee verschoben, immer wieder war zu lesen, dass Sie in einer Krise stecken. War das so?

    Meyer-Landrut: Man kann es schon als Krise bezeichnen, auch wenn ich das Wort irgendwann nicht mehr hören konnte. Jeder kennt doch Momente, in denen er nicht so happy ist wie zu anderen Zeiten, und ich hatte einige davon. Es kommt aufs richtige Krisenmanagement an, darauf, wie man damit umgeht. Ob man daran verzweifelt, oder ob man die Krisen für sich nutzen kann und sagt: Ich ziehe meine Schlüsse und mache etwas Positives für mich daraus.

    Und das haben Sie geschafft?

    Meyer-Landrut: Ich habe gelernt, alles mit mehr Gelassenheit anzugehen. Die Dinge nicht mehr zu wichtig und vor allem nicht mehr zu persönlich zu nehmen, mich weniger abhängig von der Meinung anderer zu machen. Den Weg zu mir selber, zu meiner eigenen Mitte zu finden. Es geht um Unabhängigkeit. Darum, ehrlich zu sich zu sein.

    Vor einer Weile haben Sie hasserfüllte Kommentare, die Sie bekommen haben, auf Instagram öffentlich gemacht. Wie nahe gehen Ihnen solche Posts?

    Meyer-Landrut: Ich kann natürlich nicht behaupten, dass ich völlig über diesen Dingen stehen würde. Wenn mir solche Sachen gesagt werden, dann berührt mich das auch. Aber ich habe gelernt, damit umzugehen. Ich führe mir immer wieder vor Augen, dass ich nicht persönlich gemeint bin, sondern dass ich eine Projektionsfläche für viele bin. Gerade die heftigen negativen Kommentare entstehen oft aus den Unsicherheiten oder Ängsten dieser Leute. Wenn jemand einen beleidigt, sei es nun im Internet oder in der Schule, muss man sich vor Augen führen, dass es demjenigen vielleicht selber gerade schlecht geht. Dann ist es nicht mehr so schwer, damit umzugehen.

    Sie sind auf mehreren Social-Media-Kanälen aktiv und gehören mit rund 2,5 Millionen Followern bei Instagram zu Deutschlands wichtigsten Influencern. Wollen Sie jungen Leuten in vergleichbaren Situationen Mut machen?

    Meyer-Landrut: Auf jeden Fall. Als Influencerin kann ich viele Leute mit meiner Meinung und mit meinen Worten beeinflussen. Ich bemühe mich, jeden Tag ein Foto und mehrere Storys zu veröffentlichen. Ich habe dieses Sprachrohr und finde es schön, die Leute daran teilhaben zu lassen, was mich beschäftigt, und da auch ehrlich zu sein.

    Lesen Sie alle Kommentare auf Ihren Social-Media-Accounts?

    Meyer-Landrut: Vieles, aber nicht hundert Prozent, das würde zu viel Zeit kosten und dann ja womöglich doch auf meine Laune abfärben. Und bei Facebook lese ich gar nichts, da ist mir die Kultur zu rau, nicht wirklich nett.

    Ihre steile Karriere begann mit Ihrem Sieg beim Eurovision Song Contest, dem ESC, im Jahr 2010. Denken Sie gerne daran zurück?

    Meyer-Landrut: Ja, es war eine tolle Zeit, und ist für mich eine wunderschöne Erinnerung. Das war für mich der Start von allem und ist ja der Grund, warum ich heute da bin, wo ich bin. Ich denke total gerne daran zurück.

    Würden Sie heute irgendetwas anders machen als damals?

    Meyer-Landrut: Das kann ich gar nicht so richtig beantworten. Solche Gedanken bringen mir ja auch nichts. Ich bin happy und glücklich mit dem, was passiert ist, mit den Hochs und den Tiefs – alles, was im Leben passiert, hat seine Bedeutung.

    Nun coachen Sie als Jurorin der Sat.1-Castingshow „The Voice Kids“ selber junge Talente. Was ist Ihr wichtigster Rat an die Kandidatinnen und Kandidaten?

    Meyer-Landrut: Sie sollen versuchen, so authentisch wie möglich zu sein und ein Bewusstsein für sich selber zu entwickeln. „Was wollen die Eltern von mir, was will Instagram von mir, was will die Gesellschaft von mir?“ Davon darf man sich nicht abhängig machen. Jeder muss schauen, was er selber möchte und wer er selber ist, womit er sich selber wohlfühlt. Und damit dann durchstarten und seinen eigenen perfekten Weg gehen.

    Das ist für die jungen Teilnehmer bestimmt nicht so leicht…

    Meyer-Landrut: Nein, das ist generell nicht leicht, weder für Kinder noch für Erwachsene. Es ist super schwierig, sich von der Abhängigkeit davon zu befreien, was andere sagen – die Arbeitskollegen, die Dorfgemeinschaft, Facebook. Ich möchte nicht behaupten, dass es mir perfekt gelingt. Aber ich versuche das vorzuleben.

    Wollen Sie den Kandidatinnen und Kandidaten der Show auch beibringen, wie man damit lebt, wenn man plötzlich eine Person des öffentlichen Interesses ist?

    Meyer-Landrut: Da könnte ich sicherlich einiges weitergeben bei Bedarf. Aber bei „The Voice Kids“ geht es ja nicht darum, so berühmt wie nur irgend möglich zu werden, sondern eine gute Zeit zu haben. Ich will die Kids darin unterstützen, das zu machen, was sie lieben. Das ist doch viel schöner, als ihnen beizubringen, was es heißt, eine Person des öffentlichen Interesses zu sein. Denn das ist ja nicht das Ziel.

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