Johannes B. Kerner moderiert am Samstag um 20.15 Uhr im ZDF „50 Jahre Dalli Dalli – die große Jubiläumsshow“. Kerner, 1964 in Bonn geboren, wurde in den 90ern durch das Sat.1-Fußball-Magazin „ran“ bekannt. Später präsentierte er im ZDF eine nach ihm benannte, überaus beliebte Talkshow. Der Vater von vier Kindern lebt in Hamburg. Wir haben ihn zum Interview getroffen.
Herr Kerner, lassen Sie uns erst einmal über Stress sprechen.
Kerner: Ich habe keinen Stress. Dazu kann ich mich also nur als Unbeteiligter äußern.
Kaum zu glauben, da Sie in diesen Tagen im ZDF gleich in mehreren Quizshows zu sehen sind!
Kerner: Das geht schon. Es gibt in meinem Leben ja auch wieder Phasen der Regeneration. Das kriege ich schon hin. Ab und zu ist es ein bisschen mehr, aber das ist doch erfreulich. Ich arbeite gerne. Das liegt an meinem Beruf. Ich bereite mich gerne vor, lasse die Leute glänzen und lerne gerne dazu wie bei „Terra X“.
Kerner bereitet sich gerne auf Herausforderungen vor
Man nennt Sie auch die „Allzweckwaffe des ZDF“. Wie finden Sie das?
Kerner: Na, da haben Sie aber tief gestöbert. Das habe ich schon 20 Jahre nicht mehr gehört. Ich kann auch mit dem Begriff nicht so viel anfangen. Ein Fußballer wie Joshua Kimmich, der einen guten Verteidiger gibt, aber auch auf der Sechs spielt – ist der nun Allzweckwaffe oder einfach ein guter Fußballer?
Vermutlich beides. Aber Sie haben recht: Der Begriff klingt ein wenig militaristisch.
Kerner: Ganz genau. Für mich gilt, ich mag meinen Beruf und bereite mich auf die unterschiedlichen Herausforderungen gewissenhaft vor. Wenn das dann jemand Allzweckwaffe nennt, dann habe ich damit aber auch kein Problem.
Von Thomas Gottschalk sagt man, er bereite sich nicht immer so richtig gründlich auf Sendungen vor...
Kerner: Ich weiß nicht, ob das bei Thomas stimmt. Ich jedenfalls bereite mich sehr gewissenhaft vor. Das ist auch eine Form des Respekts vor den Sendungen. Darum mache ich das auch akkurat.
Wie lang bereiten Sie sich auf eine Sendung wie, sagen wir, „Die große Terra X-Show“ vor?
Kerner: Wir haben da ja Mythen und wissenschaftliche Phänomene. Auch da lese ich mich ein, zu jedem Sachverhalt gibt es Dossiers. Dann finden viele Gespräche über die Themen statt, ich schaue die fertigen Filme an, danach werden Abläufe und Spiele der Sendung durchgesprochen. Also, das zieht sich schon über Wochen, aber nicht „nine to five“ oder „24/7“. Schließlich die Arbeit im Studio, die ja nicht nur die Sendung selbst ist, sondern auch aus Proben und anderen Vorbereitungen besteht.
Ganz schön aufwendig, oder?
Kerner: Stimmt schon. Aber für mich ist es auch ein Ankämpfen gegen Nervosität. Denn nervös bin ich nur, wenn ich nicht weiß, was passiert. Darum bereite ich mich lieber genau vor. Das gibt Sicherheit. Oder wie schon Rudi Carrell gesagt hat: Man kann nur ein Ass aus dem Ärmel schütteln, wenn man es vorher reingesteckt hat.
Zu nett? Einfach ein freundlicher Mensch
Kritiker werfen Ihnen vor, Sie seien zu nett. Was sagen Sie denen?
Kerner: Ich könnte Gesprächspartner vermitteln, die da ganz anderer Meinung sind. Aber per se gehe ich tatsächlich eher mit einem Lächeln im Gesicht durchs Leben. Ich bin den Menschen zugetan und denke, dass ich eher ein freundlicher Mensch bin. Das ist aber eher eine Grundhaltung.
Sie verstellen sich nicht?
Kerner: Nein, ich bin keiner, der unfreundlich ist oder scharf. Ich bin halt kein Misanthrop. Wenn das nun jemand nett nennt, kann ich damit gut leben.
Welche Fähigkeiten braucht man, um ein guter Quizmaster zu sein?
Kerner: Interesse für die Sache und am Spiel. Es gehört auch eine gewisse Sicherheit im Durchführen so einer Sendung dazu. Es geht ja nicht nur darum, Fragen vorzulesen. Es geht auch darum, wie ich den Kandidaten ihre Nervosität nehmen kann, und das auf eine sympathische Art und Weise. Beim Fernsehen nennt man das Arbeit im Format.
Und was sind Ihre Stärken dabei?
Kerner: Manchmal kommen beispielsweise beim „Quiz-Champion“ Kandidaten raus, die kommen so selbstsicher und breitbeinig hereinspaziert, dass es unglaublich ist. Ich sehe das auch an Marcel Reif, wenn der so guckt und denkt: Du komm mir her, Freund! Die muss man eher einbremsen. Andererseits gibt es auch welche, die zittern am ganzen Körper, da muss man dann eher Händchen halten, auch wenn dies derzeit pandemiebedingt nicht möglich ist.
Kerner schaut amerikanische Late-Night-Shows und "heute-journal"
Haben Sie eigentlich einen Lieblingsmoderator oder eine Lieblingsmoderatorin im Fernsehen?
Kerner: Ich gucke mit einem gewissen Interesse amerikanische Late-Night-Shows. Von den deutschen Moderatoren gucke ich verlässlich gerne Marietta Slomka oder Claus Kleber vom „heute-journal“.
Sie bleiben dem ZDF auch in dieser Hinsicht treu?
Kerner: Nein, nicht nur. Ich habe auch Riesenrespekt vor Thomas Gottschalk, Günther Jauch, Kai Pflaume oder früher Stefan Raab.
Und schauen Sie selbst auch Quizsendungen im Fernsehen oder moderieren Sie die nur?
Kerner: Neulich habe ich mal eine Stunde die eigene Sendung gesehen. Das mache ich sonst nie. Und ich habe es auch nur deshalb gemacht, weil wir hinterher eine Redaktionskonferenz haben sollten, in der über das Format gesprochen werden sollte. Sonst schaue ich keine eigenen Sendungen. In Quizsendungen wie „Wer wird Millionär?“ zappe ich schon mal rein. Aber im Grunde eher selten.
Am 13. Mai 1971 wurde die legendäre Show „Dalli Dalli“ erstmals im ZDF gesendet. Sie moderieren am Samstag eine Jubiläumsshow: Geben Sie da Hänschen Rosenthal?
Kerner: Dieser nahe liegenden Versuchung werde ich widerstehen. Ich will das auf meine eigene Art lösen. Aber ich bereite mich auf den berühmten „Spitze“-Sprung vor. Wenn die Mitspieler alle auf den roten Knopf drücken, werde ich hüpfen.
Würde eine Show wie „Dalli Dalli“ denn heute noch funktionieren?
Kerner: Ich kann mir das vorstellen, und das nicht nur, weil ich diese Sendung moderiere. Denn die Mischung aus schnellen Wortwitzspielen und großen szenischen Spielen stimmt. Dieser Tempowechsel ist für so ein Format wichtig.
Sie haben mal gesagt, Sie hätten noch keinen „Tatort“ gesehen. Was sind Sie denn für ein Deutscher!
Kerner: Sie können gerne schreiben, dass ich kein guter Deutscher bin. Ich habe auch nur gesagt, dass ich noch keinen „Tatort“ zu Ende gesehen habe. Wenn da Kinder entführt werden oder so, dann bin ich raus. Mein Leben ist aufregend genug. Ich brauche diese zusätzliche Anspannung nicht.
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