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Interview: Ist er der erste Mensch auf dem Mars?

Interview

Ist er der erste Mensch auf dem Mars?

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    Szene aus dem Bewerbungsvideo, das Paul Leeming (42) produziert hat.
    Szene aus dem Bewerbungsvideo, das Paul Leeming (42) produziert hat. Foto: AZ

    Zwei Männer und zwei Frauen sollen 2024 zum Mars fliegen. Das ist das Ziel von „Mars One“ – ein Projekt, das von einer niederländischen Stiftung des Unternehmers Bas Lansdorp getragen wird. Mehr als 200.000 Menschen haben sich beworben. Einer ist der Australier Paul Leeming. Heute erfährt er, ob er zu den letzten Hundert gehört, die noch dabei sind.

    Sie waren bei der australischen Marine, später bei der Luftwaffe und haben danach für eine kleine Fluggesellschaft aus Papua-Neuguinea Flugzeuge gesteuert. Warum wollen Sie zum Mars? Ist Ihnen die Erde zu langweilig?

    Nein, das nicht. Aber ich will meinem Leben eine Bedeutung geben. Ich liebe die Erde und die Menschen. Sollte ich als Erster den Fuß auf den Mars setzen, weiß ich, dass ich diesen einen Moment haben werde, in dem die gesamte Erdbevölkerung mir zuhören wird.

    Was wollen Sie sagen?

    Ich will vom Mars aus als Botschafter der Erde auftreten. Ich will die Menschen dazu auffordern, die sinnlosen Kriege, das Töten in wessen Namen auch immer, zu beenden. Warum unterscheiden wir in Hautfarben, Religionszugehörigkeiten, Aussehen und so weiter? Wir sind alle Menschen, die sich mit Respekt und Liebe und nicht mit Hass begegnen sollten.

    Das hört sich sehr idealistisch an.

    Das ist es. Ich bin hoffnungsloser Idealist.

    Der Flug zum Mars ist eine Reise ohne Wiederkehr. Denn ein Rückflug ist ausdrücklich nicht vorgesehen. Ist diese Vorstellung nicht beängstigend?

    Mars - der Rote Planet

    Der Mars hat die Fantasie stets beflügelt. Wegen seiner roten Farbe und der starken Helligkeitsunterschiede, die an aufflackerndes Feuer erinnern, benannten die Römer ihn nach ihrem Kriegsgott.

    Seine beiden Monde tragen die Namen Phobos und Deimos - zu deutsch «Furcht» und «Terror».

    Der Rote Planet nähert sich der Erde bis auf etwa 56 Millionen Kilometer. Sein Durchmesser ist mit 6794 Kilometern nur etwa halb so groß wie der unseres Heimatplaneten.

    Da der Marsäquator ähnlich geneigt ist wie der irdische, gibt es auch auf dem Nachbarplaneten Jahreszeiten. Ähnlich wie die Erde hat der Mars Polkappen.

    Die Temperaturen schwanken zwischen etwa minus 125 und plus 35 Grad Celsius. Es toben gewaltige Stürme mit Geschwindigkeiten bis zu 400 Stundenkilometern.

    Mehrere erfolgreiche Missionen konnten Wasser nachweisen. Ob und wie schnell der Traum von einer Reise zum Mars für Astronauten wahr wird, lässt sich kaum abschätzen.

    Für mich keineswegs. Meine erste Beziehung ging in die Brüche, als ich meiner Freundin sagte, dass ich zum Mars fliegen will. Ich sagte zu ihr, hier geht es nicht um mich oder dich. Es ist etwas Größeres. Das wollte sie nicht akzeptieren. Für mich war das ein trauriger Moment. Aber ich kann die Reaktion auch verstehen.

    Und was ist mit Ihrer Familie?

    Mein Vater ist jetzt 80 Jahre alt, meine Mutter 72. Ich fliege ja nicht morgen los, sondern erst in knapp zehn Jahren. Meine Eltern waren auch Abenteurer, haben die Welt erkundet. Irgendwie habe ich von denen was abbekommen. Insofern verstehen sie mich und sagen: Mach, was immer du willst. In der Familie bin ich eher der verrückte Sohn, mein Bruder arbeitet solide als Programmierer in einer Telekommunikationsfirma in Australien.

    Ob das Projekt tatsächlich verwirklicht wird, steht in den Sternen. Es sind noch unendlich viele technische Fragen zu klären. Und auch die Finanzierung muss stehen. Die Kosten werden auf sechs Milliarden US-Dollar bis zur ersten bemannten Mission taxiert.

    Das stimmt schon. Wenn das Geld nicht beieinander sein wird, dann gibt es auch „Mars One“ nicht. Aber ich bin zuversichtlich.

    Und wenn Sie heute nicht mehr unter den letzten hundert Kandidaten sein werden?

    Einige Runden habe ich ja schon überstanden. Wenn ich es nicht schaffe, geht das Leben auf der Erde weiter. Ich bin inzwischen Kameramann und Regisseur und lebe in Berlin. Auch mit Filmen kann man die Herzen der Menschen erreichen. Interview: Till Hofmann

    Leeming ist einer der Protagonisten der 15-minütigen Kurzdokumentation „Mars Closer“, die an der Münchner Filmhochschule entstanden ist (Regie: Annelie Boros, Vera Brückner; Produktion: Florian Kamhuber, Fabian Halbig).

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