Frau Dellert, Sie waren früher als Fitness-Influencerin erfolgreich, haben Ihren Fokus dann aber stark verändert - hin zu mehr Nachhaltigkeit, Body-Positivity - also Selbstliebe - und politischen Themen. Woher kam dieser Wandel?
Louisa Dellert: Ich glaube, dass jeder Mensch sich im Leben weiterentwickelt - und dass es manchmal Ereignisse gibt, die ein Umdenken auslösen. Wenn mich etwas interessiert, dann zeige ich das auch auf Instagram. Das bin ich, das ist Lou. Vielleicht interessiere ich mich nächstes Jahr aber auch wieder für ganz andere Dinge. Das ist ja das Spannende: Ich weiß das bei mir selbst nie so genau.
Sie wurden 2014 am Herz operiert, war das so ein Ereignis, das bei Ihnen ein Umdenken ausgelöst hat?
Dellert:Ja, zumindest insofern, dass ich nicht mehr so viel Fitness gemacht habe. Einerseits, weil ich es nach der OP gar nicht konnte. Und andererseits, weil ich für mich festgestellt habe, dass es wichtigere Dinge gibt als nur Sport.
Haben Sie damals Follower verloren?
Dellert: Nein, überhaupt nicht. Es sind eher noch Follower dazu gekommen, als ich auch über andere Themen berichtet habe.
Wie hat sich Ihr Lebensstil verändert, seitdem Sie mehr auf Nachhaltigkeit achten?
Dellert: Ich habe mich mit dem Thema auseinandergesetzt und beschlossen, auch in meinem Alltag etwas zu verändern. Ich fing an, weniger zu fliegen, beruflich nicht mehr mit jedem Kooperationspartner zusammen zu arbeiten und ich versuchte, so viel wie möglich auf Plastik zu verzichten.
Haben Sie Ihr Leben auf einen Schlag umgestellt, oder ging das eher Schritt für Schritt?
Dellert: Ich wollte mich radikal umstellen, weil ich einfach so bin: Bei mir geht immer alles von Null auf Hundert. Aber das hat nicht geklappt. Dann ging ich es eher Schritt für Schritt an, und das war auch besser so.
Was raten Sie denjenigen, die umweltbewusster und nachhaltiger leben und konsumieren möchten?
Dellert: Nicht von Null auf Hundert den ganzen Alltag umzukrempeln. Sondern sich zu überlegen, wo in meinem Alltag macht es denn Sinn? Wo habe ich Kapazitäten und Zeit dafür, etwas zu ändern? Das kann im Büro sein, im Badezimmer, oder auf dem Weg zur Arbeit. Man sollte sich einen Bereich rauspicken, sich mit diesem auseinandersetzen und dann Schritt für Schritt weitermachen.
Wie könnte man denn zum Beispiel nachhaltig einkaufen?
Dellert: Indem man hinterfragt, was brauche ich wirklich? Das gilt sowohl für Lebensmittel als auch generell. Aber gerade bei Lebensmitteln sollte man sich fragen, wann bin ich überhaupt zuhause? Nicht, dass ich ganz viel einkaufe und das dann wegschmeiße. Bei Lebensmitteln kann man außerdem darauf achten, auf den Wochenmarkt zu gehen und Obst und Gemüse zu kaufen, das gerade Saison hat.
Die Politik versucht ja gerade, den Konsum mit einer temporären Mehrwertsteuer-Senkung anzukurbeln und zum Einkaufen zu animieren. Wie stehen Sie dazu?
Dellert: Den Konsum anzukurbeln, ist meiner Meinung nach der falsche Weg. Auf bürokratischer Seite und auch auf Unternehmensseite ist die Mehrwertsteuersenkung ein krasser Mehraufwand. Aber gerade beim Thema Bürokratie muss in Deutschland viel passieren, damit Dinge schneller und besser funktionieren können.
Und wie sehen Sie das Ganze aus Umweltsicht?
Dellert: Die Politik könnte jetzt argumentieren, dass man sich ja gut überlegen kann, ob man wirklich mehr kaufen will oder bestimmte Dinge wirklich braucht. Wenn man als Verbraucher achtsam einkauft, dann ist die Senkung der Mehrwertsteuer für manche vielleicht schon von Vorteil. An sich halte ich es aber nicht für die beste Maßnahme. Aber es ist ja ganz oft so, dass politische Vorgaben und Forderungen nicht an ökologische Weichen gekoppelt sind.
Was würden Sie sich denn von der Politik zum Thema Nachhaltigkeit wünschen?
Dellert: Dass Unternehmen viel mehr in die Pflicht genommen werden, was das Thema Produktion angeht. Wie wird produziert? Wie viele Emissionen werden dadurch eigentlich ausgestoßen? Ich würde mir wünschen, dass mehr Auflagen geschaffen werden - und dass Unternehmen an der Einhaltung der Klimaziele mitarbeiten. Man muss Instrumente finden, damit das in Zukunft im Einklang ist. Aber das passiert ja leider nicht, wie man am Beispiel der Lufthansa sieht.
Vermissen Sie irgendetwas in Ihrem Leben, auf das Sie aus Umweltschutzgründen verzichten?
Dellert: Nein. Weil ich mein Leben maßvoll lebe - und das passt für mich. Ich würde mir zum Beispiel niemals das Fliegen komplett verbieten. Wenn ich einmal im Jahr meine Freundin in Kalifornien besuchen möchte, dann mache ich das. Das finde ich auch vertretbar. Es ist eher wichtig, dass man mal überdenkt, ob man wirklich 20 Mal im Jahr fliegen muss, so wie ich das früher gemacht habe. Man sollte sich reflektieren und schauen, wo man runterschrauben kann.
Würden Sie sich das von anderen Menschen mehr wünschen?
Dellert: Ja, es ist natürlich gut, wenn andere sich auch mit dem Thema beschäftigen und schauen, wo sie etwas ändern können. Aber ich halte nichts davon, Leuten vorzuschreiben was sie dürfen oder nicht dürfen.
Bekommen Sie manchmal Hasskommentare für die Meinung, die Sie vertreten?
Dellert: Ja. Das ist aber ganz normal, gerade auf Instagram.
Wie gehen Sie damit um?
Dellert: Inzwischen ganz entspannt und auch sehr öffentlich - ich zeige die Kommentare auch. Ich nehme sie mir aber nicht mehr so zu Herzen, auch wenn es manchmal, nervt. Wenn man in der Öffentlichkeit steht, wird man es nie hinbekommen, dass alle Leute immer alles gut finden, was man sagt und macht. Das wird einfach nicht passieren.
Bekommen Sie denn andererseits auch positive Rückmeldungen?
Dellert: Ja, jeden Tag. Das sieht man auch unter meinen Postings, da stehen oft total nette Sachen. Ich kriege auch Nachrichten oder werde auf der Straße angesprochen, was mich sehr freut.
Ist Ihnen das wichtig?
Dellert: Es ist zumindest schön zu hören, dass meine Arbeit auch gut bei den Leuten ankommt.
Sie zeigen sich auf Ihrem Instagram-Kanal oft im Gespräch mit hochrangigen Politikern. Warum?
Dellert: Weil es mich einfach selber interessiert. Und weil ich Politik oft nicht verstehe und die Möglichkeit habe, mit Politikern und Politikerinnen zu sprechen. Das, was ich dann in den Gesprächen erfahre, gebe ich gerne an meine Community weiter.
Sie sind auf Instagram erfolgreich, haben einen Laden, einen Online-Shop und einen Podcast. Was kommt als nächstes?
Dellert: Wahrscheinlich werde ich mich politisch noch mehr austoben. Aber wie das genau aussehen wird, kann ich noch nicht sagen. Es könnte zum Beispiel noch ein Podcast werden oder ein Format auf Instagram. Das muss ich mir noch überlegen.
Das könnte Sie auch interessieren:
- Konsumverzicht: Warum Einkaufen (nicht) glücklich macht
- Ihr Beruf: Einkaufen für andere - zwei Personal Shopper erzählen
- Die Konsum-Wut der Fußballer: Je teurer, desto besser
Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.