Herr Schmidt, haben Sie schon Zeitung gelesen?
Harald Schmidt: Natürlich.
Und?
Schmidt: Kim zu Besuch in China mit seinem privaten Zug, bisschen Trump, bisschen Hacker – nichts allzu Spektakuläres.
Kein Grund, sich über die Zeitung zu ärgern?
Schmidt: Ich ärgere mich eigentlich nie über die Zeitung. Die Zeitungen, die ich lese, sind schon gut gemacht.
Sie würden nichts anders machen?
Schmidt: Ich wüsste gar nicht, was. Zeitungen durchlaufen gerade einen Wandel und sind sehr damit beschäftigt, ihre Zukunft zu retten...
Wie Uwe Ochsenknecht als Wolfram Labaule, der nach dem Unfalltod seines Vaters einen Freiburger Zeitungsverlag übernimmt. Sie hatten die Idee zu der sechsteiligen Mediensatire „Labaule & Erben“, die an diesem Donnerstag um 22 Uhr im SWR startet.
Schmidt: Und es ist ein irrsinniger Zufall, dass sie jetzt gesendet wird, wo es den Fall Relotius gibt.
Claas Relotius, der Reportagen-Fälscher vom „Spiegel“. In der ersten Folge von „Labaule & Erben“ bekommt es Neuverleger Labaule gleich mit einem möglichen Fälschungsskandal im eigenen Haus zu tun...
Schmidt: ...wirklich ein wahnsinniger Zufall, denn es ist ja schon vor einem Jahr abgedreht worden. Ich glaube, so ein Fälschungsskandal passiert relativ selten. Dazu sind die meisten Sachen zu offensichtlich und zu nachkontrollierbar. Das Letzte, das ich mitbekommen habe, war ein gefälschtes Interview mit dem Komponisten Ennio Morricone, der sofort dagegen eingeschritten ist, und dann mussten die Bänder offengelegt werden. Ich kann mir gar nicht erklären, wie jemand auf die Idee kommt, ein Interview zu fälschen. Wenn ich ein Interview gebe, lassen die meisten Journalisten gleich zwei Aufnahmegeräte mitlaufen, falls eines nicht funktioniert.
Welche Erfahrungen haben Sie denn mit Journalisten gemacht?
Schmidt: Ich habe eigentlich keine negativen Erfahrungen gemacht mit Journalisten. Ich lese Interviews auch nicht mehr gegen und bin da noch nie reingefallen.
Die meisten Ihrer Kollegen wollen Interviews vor Veröffentlichung nochmals sehen.
Schmidt: Ich glaube, viele Kollegen haben Angst. Es gibt auch zu viele Medienberater und Presseagenten, die ihnen reinreden: „Das kannst du so nicht sagen“, „das macht dich unsympathisch“, „du kriegst keinen Job mehr“.
Was sagen die Kollegen vom „Spiegel“ über den Fall Relotius?
Schmidt: Keine Ahnung, ich hab da gar keinen Kontakt. Ich schicke einfach nur jeden Tag meine Kolumne dorthin. Die Relotius-Reportagen habe ich auch noch nie gelesen, ich kannte nicht einmal seinen Namen. Wenn ich schon Überschriften sehe wie „Kindersoldaten“ oder „Elend an der mexikanischen Grenze“, dann lese ich das gar nicht.
Entertainer Schmidt ist weder bei Facebook noch Instagram
Gefälschte Reportagen, Fake News, der Hass im Netz – ist das alles vielleicht nur noch mit Satire zu ertragen?
Schmidt: Nee, ich hab einen ganz einfachen Trick: Ich bin weder bei Facebook noch bei Instagram. Ich krieg das gar nicht mit, was da geschrieben wird. Ich habe keine einzige Silbe jemals in einem dieser Netzwerke abgesetzt.
Woher wissen Sie, wie Journalisten ticken? Manches kam mir recht bekannt vor in „Labaule & Erben“.
Schmidt: Ich weiß das gar nicht, das haben mir die Drehbuchautoren geschrieben. Ich habe auch nicht in einer Redaktion recherchiert. Ich hatte nur die Idee zur Serie und ein paar Figuren vorgegeben.
Bei Ihren TV-Shows wie der „Harald-Schmidt-Show“ gab es doch auch Redaktionskonferenzen, oder?
Schmidt: Aber das war ja keine Zeitung, wir keine Journalisten. Wir haben uns bei der Themenfindung an den Zeitungen orientiert. Die haben die Themen vorgegeben und wir haben unseren Dreh draufgesetzt.
Wie waren Sie als Chef?
Schmidt: Es musste halt jeden Tag um 17.30 Uhr eine Show aufgezeichnet werden. Die Leute haben sehr selbstständig gearbeitet.
Sie waren nicht der Einpeitscher?
Schmidt: Neinneinnein. Das ging gar nicht. Ich musste mich ja abends fit halten für die Show als solche. Ich hatte wirklich ein gutes Team, das mir zugearbeitet hat.
Sie müssen gleich los zum Zug – Sie reisen zu den Dreharbeiten fürs ZDF-„Traumschiff“, wo Sie den Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle spielen. Gibt’s endlich einen neuen Kapitän?
Schmidt: Da ist keinerlei Information an mich durchgesickert. Ich bin auch gespannt. Ich bin jetzt 14 Tage auf dem „Traumschiff“ – dann werde ich schon mitbekommen, wie die Situation gehandhabt wird.
Es seien Szenen mit dem neuen Kapitän geplant, hieß es. Doch der scheint noch nicht gefunden. Unter wem Sie arbeiten, stört Sie nicht?
Schmidt: Nein, das ist kein Problem für mich.
Sie haben jüngst wieder den Rundfunkbeitrag kritisiert. Ist das „Traumschiff“ ein Fall von Beitragsverschwendung?
Schmidt: Überhaupt nicht. Das „Traumschiff“ hat seit über 30 Jahren ein großes Stammpublikum, und da wird sehr effektiv gearbeitet von der Produktionsfirma. Das „Traumschiff“ ist jeden Euro wert.
Sie spielten einst am Theater Augsburg, das inzwischen zum Staatstheater geworden ist…
Schmidt: Ich habe mich gefreut für das Theater, aber ein Theaterengagement ist kein Thema mehr für mich, auch nicht in Augsburg.
Und eines beim Brechtfestival?
Schmidt: Auch nicht.