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Interview: Bjarne Mädel über Regie-Debüt: "Es gab Katastrophentage"

Interview

Bjarne Mädel über Regie-Debüt: "Es gab Katastrophentage"

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    Bjarne Mädel erzählt von seinem Regie-Debüt "Sörensen hat Angst".
    Bjarne Mädel erzählt von seinem Regie-Debüt "Sörensen hat Angst". Foto: Georg Wendt, dpa

    Herr Mädel, beim Krimi „Sörensen hat Angst“ standen Sie nicht nur in der Hauptrolle vor der Kamera, sondern haben zum ersten Mal auch Regie geführt. Sind Sie zufrieden mit dem Ergebnis?

    Bjarne Mädel: Ich bin glücklich, weil sich der Film genauso anfühlt wie ich mir das erhofft und ausgemalt hatte. Ich wollte, dass der Zuschauer denselben Weg macht, den Sörensen geht – man kommt mit ihm ins beschauliche friesische Katenbüll und wird allmählich in das Düstere des Ortes hineingezogen. Es fängt locker und leicht an, aber irgendwann übernimmt die Härte dieses Kriminalfalles. Ich finde, das ist uns gelungen, und darauf bin ich echt stolz.

    Sie spielen einen Kommissar mit Angststörung. Sind Sie bei den Dreharbeiten ständig hin- und hergerannt zwischen Set und Regiestuhl?

    Mädel: Ich war wirklich viel in Bewegung, aber es war kalt draußen und das hat mich warm gehalten. Es gab jemanden, der dafür zuständig war, einen Bildschirm in meine Nähe zu bringen, sobald die Szene vorbei war. Daran hing eine Lesebrille, damit ich auch sehen konnte, was ich da gespielt habe.

    Welche Regisseure sind Ihre Vorbilder?

    Mädel: Ich mag eigentlich alles von den Coen-Brüdern, und was das Düstere angeht, war die Netflix-Serie „Ozark“ ein Vorbild für uns. Düster, verregnet und matschig – das schwebte uns vor, so wie im Roman von Sven Stricker, da regnet es ja eigentlich ständig. Wir konnten es uns für den Film zwar nicht leisten, für jede Szene Regen zu produzieren, weil das sehr teuer ist, aber wir wollten auf jeden Fall, dass Katenbüll keine Postkartenidylle wird, kein Wohlfühlort.

    Schauspieler und jetzt auch Regisseur: Bjarne Mädel.
    Schauspieler und jetzt auch Regisseur: Bjarne Mädel. Foto: Sina Schuldt, dpa

    Gleich die erste Szene beginnt damit, dass man Ihre aufgerissenen Augen in Großaufnahme sieht. Ist es toll, wenn man sich als Schauspieler so richtig selber in Szene setzen kann?

    Mädel: So eitel bin ich nicht, dass ich mich unbedingt in Großaufnahme zeigen muss. Wir wollten Sörensens Angststörung zeigen und mussten dafür ganz nah ran an den Kopf, weil die Angst ja da sitzt.

    Gab es auch Katastrophen beim Dreh?

    Mädel: Es gab schon so Katastrophentage. Einmal hat es nachts gestürmt und stark geregnet, wir waren kurz vorm Abbruch, weil es zu gefährlich war für die Beleuchtung. So was ist stressig, denn man muss den Film ja immer in der vorgesehenen Zeit schaffen, egal ob ein Kollege Magen-Darm-Probleme hat oder das Auto nicht anspringen will. Und eine Woche vor Drehbeginn wurde uns der Drehort für die Polizeiwache, eins unserer Hauptmotive, abgesagt, das war ein enormer Stress. Aber insgesamt ist es ganz gut gegangen, vielleicht hatte ich da auch Anfängerglück.

    Wird aus Sörensen eine Reihe? Sven Stricker hat ja zwei weitere Romane über den Kommissar geschrieben…

    Mädel: Ich weiß nicht, ob daraus eine klassische Krimireihe werden sollte. Der Film ist so besonders geworden, das kann man nicht eins zu eins wiederholen. Aber die Figuren sind mir schon ans Herz gewachsen. Beim „Tatortreiniger“ war ja auch jede Folge ein kleines Kunstwerk mit eigenem Kamerakonzept, anderer Musik und neuer Bildsprache, und es gab mehrere Folgen. Mal sehen.

    Apropos „Tatortreiniger“: Die Serie wird von der britischen BBC neu verfilmt, wissen Sie schon mehr darüber?

    Mädel: Ich glaube, da bin ich der Letzte, der was erfährt. Ich habe aus der Presse erfahren, dass das nach England verkauft wurde, und ich würde mir wünschen, dass die britische Adaption den besonderen Ton trifft, den wir angeschlagen haben. Wir sind auf jeden Fall stolz darauf, dass da mal eine Serie von Deutschland nach England verkauft wird und nicht andersrum wie sonst.

    TV-Tipp „Sörensen hat Angst“ läuft am Mittwoch um 20.45 Uhr im Ersten. Der Film basiert auf einem Hörspiel des Autors Sven Stricker, aus dem eine Romanreihe wurde. Bjarne Mädel wurde 1968 in Hamburg geboren. Mit den Serien „Stromberg“, „Mord mit Aussicht“ oder „Der Tatortreiniger“ schuf er sich eine große und treue Fangemeinde.

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