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Interview: Axel Prahl ist mehr als nur "Tatort"- Kommissar Thiel

Interview

Axel Prahl ist mehr als nur "Tatort"- Kommissar Thiel

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    Axel Prahl und Jonas Nay sind am Freitag gemeinsam im Film "Vadder, Kutter, Sohn" zu sehen.
    Axel Prahl und Jonas Nay sind am Freitag gemeinsam im Film "Vadder, Kutter, Sohn" zu sehen. Foto: ARD Degeto/Georges Pauly

    Herr Prahl, Ihre neue Komödie „Vadder, Kutter, Sohn“ wurde in Schleswig-Holstein gedreht. Was gefällt Ihnen an Ihrer alten Heimat?

    Axel Prahl: Na ja, man hat zwei Meere, links ist eins, rechts ist eins. Ich genieße es immer sehr, am Meer zu sein, weil da nichts ist, was ins Auge fällt, und man schneller auf sich selbst zurückgeworfen wird. Da spürt man, wie klein man eigentlich ist. Aber auch andere Regionen sind traumhaft – ich bin immer wieder erstaunt, wie schön Deutschland ist. Die Seenplatte in Brandenburg zum Beispiel ist gigantisch.

    Sie leben schon seit einer Weile in Brandenburg. Kommen Sie noch oft nach Hause?

    Prahl: Ja, meine Eltern wohnen ja noch in Pelzerhaken bei Lübeck. Dort ist auch mein Lieblingsplatz in Deutschland, eine sehr schöne Steilküste. Es ist der Flecken Erde, an dem man meines Erachtens den wunderschönsten Ausblick hat. An dieser Steilküste hat mir der NDR vor einer Weile sogar eine Bank spendiert, die da seitdem steht.

    Könnten Sie sich vorstellen, in die Heimat zurückzuziehen?

    Prahl: Momentan eher nicht. Ich wohne in Brandenburg direkt an einem See, der mir ein wenig vortäuscht, ich würde an der Flensburger Förde sitzen. Hier fühle ich mich sehr zu Hause.

    Axel Prahl spielt Krabbenfischer in "Vadder, Kutter, Sohn"

    In „Vadder, Kutter, Sohn“ spielen Sie einen Krabbenfischer, der sich mit Tricksereien über Wasser hält…

    Prahl: Die Krabbenfischerei bringt ja kaum noch was ein. Ein Freund von mir, der Meeresbiologe ist, hat mir berichtet, dass eingeschleppte amerikanische Krustentiere die biologische Infrastruktur von Nordsee und Wattenmeer innerhalb von 30 Jahren komplett verändert haben. Die Geschichte des Films hat also einen realen Hintergrund.

    Hatten Sie auch Zeiten, in denen es Ihnen finanziell nicht so gut ging? In Ihrer Jugend lebten Sie ja einmal als Straßenmusiker in Spanien.

    Prahl: Ich kenne dieses Gefühl, und es fühlte sich manchmal richtig blöd an. Aber so was kann auch ganz gesund für die Entwicklung der Persönlichkeit sein, weil man merkt, welche Dinge man gar nicht braucht, obwohl die Werbung oder gesellschaftlicher Druck einen dazu drängen, sie zu kaufen. Wenn das Geld knapp ist, kann man einfach nicht jedem Trend hinterherrennen.

    Können Sie heute immer noch gut auf Luxus verzichten?

    Prahl: Unbedingt. Es ist sicherlich nicht ganz leicht, sich von einem Lebensstandard, den man sich erarbeitet hat, zu verabschieden. Aber ich hätte, glaube ich, kein Problem, wenn die finanzielle Situation es erfordert, dann auch wieder spartanischer zu leben.

    "Tatort"-Kommissar Axel Prahl ist auch Musiker

    Sie sind nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Musiker erfolgreich. In Ihrem neuen Film leiten Sie einen Shanty-Chor...

    Prahl: ...Gemeinsames Singen macht mächtig Spaß. In meiner Jugend war ich im Kirchenchor, und als ich später Musik und Mathematik auf Lehramt studiert habe, war ich auch im Chor. Ich habe die Carmina Burana singen dürfen, das war ein Gänsehautmoment.

    Ihr Kollege aus dem Münster-„Tatort“, Jan Josef Liefers, ist ebenfalls als Musiker aktiv. Gibt es mal eine gemeinsame Tournee?

    Prahl: Ich bin sehr gut mit Jan Josef befreundet und wir hatten schon ein paar gemeinsame Auftritte. Aber eigentlich ist unsere Musik nicht kompatibel, das sind sehr unterschiedliche Stilrichtungen.

    Im November läuft der nächste neue Münster-„Tatort“, zuletzt gab es mit 14,56 Millionen Zuschauern einen Quotenrekord. Freuen Sie sich über solche Spitzenwerte?

    Prahl: Natürlich freue ich mich riesig, das will ich gar nicht leugnen. Wir haben eine treue Anhängerschaft, die unter Umständen auch mal bei einem nicht so starken Fall mit dabei ist, darüber bin ich sehr glücklich. Manchmal macht es mir aber auch ein bisschen Angst. Wenn ich mir vorstelle: Die Zuschauerzahlen entsprechen einer Stadt, die viermal so groß wie Berlin ist, und alle sitzen vor diesem viereckigen Kasten und gucken da rein – das ist manchmal ein bisschen komisch.

    Der Tatort lockt Sonntag für Sonntag Millionen vor den Fernseher. Aber wer ermittelt eigentlich wo? Diese  Kommissare bzw. Teams sind derzeit im TV-Einsatz.
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    Der Tatort lockt Sonntag für Sonntag Millionen vor die Fernseher. Aber wer ermittelt eigentlich wo? Diese 22 Kommissare beziehungsweise Teams sind derzeit im TV-Einsatz.

    Axel Prahl: Norddeutsche sind extrem gelassen

    Werden Sie oft angesprochen?

    Prahl: Ja. Ich bin gut mit Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär befreundet, die ja seit 20 Jahren beim Kölner „Tatort“ dabei sind. Als Jan Josef und ich 2002 in Münster anfingen, habe ich gestaunt: Die beiden konnten kaum irgendwo hingehen, ohne erkannt zu werden. Klaus meinte, dass uns das auch noch blüht, und ich glaubte das nicht so recht. Aber es ist so. Wenn ich im Supermarkt einkaufen gehe, sagen öfter mal Leute: „Guck mal, guck mal!“

    Wollen die Leute dann Selfies mit Ihnen knipsen?

    Prahl: Im Supermarkt selber nicht, aber vor der Tür werde ich schon um Autogramme gebeten. Übrigens sind die Norddeutschen in dieser Hinsicht extrem gelassen und hatten bei den Dreharbeiten zu „Vadder, Kutter, Sohn“ ein wohltuendes Desinteresse. Da hieß es höchstens mal: „Was macht ihr denn hier?“ „Wir drehen einen Film.“ „Aha. Gut, tschüss.“

    Wann wäre für Sie der Zeitpunkt, mit dem „Tatort“ aufzuhören?

    Prahl: Natürlich kann es passieren, dass sich das irgendwann mal verbraucht, schauen wir mal. Am 19. November ist jetzt erst mal die TV-Premiere unseres jüngsten Falles mit dem Titel: „Gott ist auch nur ein Mensch“.

    TV-Tipp Im Film „Vadder, Kutter, Sohn“, der am Freitag um 20.15 Uhr in der ARD läuft, spielt Axel Prahl einen Krabbenfischer, dessen Sohn nach langer Funkstille wieder auftaucht. Prahl kam 1960 in Eutin zur Welt und wuchs in Neustadt in Holstein auf. Er studierte Mathematik und Musik, bis er schließlich ein Schauspielstudium absolvierte. Als Polizist im Kinofilm „Nachtgestalten“ hatte er 1999 seinen Durchbruch. Beim TV-Publikum ist er vor allem als „Tatort“-Kommissar Frank Thiel beliebt, den er seit 2002 spielt. Prahl ist in dritter Ehe verheiratet und hat vier Kinder.

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