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Schauspielerin aus Schweden: Inger Nilssons großer Kampf gegen Pippi Langstrumpf

Schauspielerin aus Schweden

Inger Nilssons großer Kampf gegen Pippi Langstrumpf

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    Inger Nilsson hatte es nach Pippi Langstrumpf schwer, als Schauspielerin andere Angebote zu bekommen.
    Inger Nilsson hatte es nach Pippi Langstrumpf schwer, als Schauspielerin andere Angebote zu bekommen. Foto: Henrik Montgomery dpa

    Schauspielerin Inger Nilsson ist seit ihrer Rolle der Pippi Langstrumpf auf der ganzen Welt berühmt. Doch nach der Rolle ihres Lebens hatte die Schauspielerin aus Schweden Probleme, andere Angebote zu bekommen. Zu sehr war Nilsson auf die freche Pippi mit den roten Zöpfen festgelegt. Trotzdem würde sie wieder die Pippi Langstrumpf spielen, erzählt die 56 Jahre alte Inger Nilsson  im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Außerdem verrät die Schauspielerin, wie es den Darstellern von Thomas und Annika heute geht und wieso sie auch nach vielen Jahrzehnten noch ständig an Pippi erinnert wird. 

    Fragen Sie sich manchmal, wie Ihr Leben ohne Pippi verlaufen wäre?

    Inger Nilsson: Ich weiß wirklich nicht, wie mein Leben ohne diese Figur ausgesehen hätte. Ich denke, ich wäre trotzdem Schauspielerin geworden. Das ist etwas, das man einfach in sich hat.

    Wie hat die Rolle Sie verändert?

    Inger Nilsson: Sie hat mich verändert, weil ich immer dafür kämpfen musste, Inger zu sein. Das ist der große Kampf meines Lebens. Jedem zu erklären, dass ich vor allem Inger bin. (...) Das war schwierig und ist es manchmal noch. Ich werde immer damit zu kämpfen haben: Warum bin ich hier? Wollten sie mich wegen mir und meines Talents in dem Film haben, oder ist es wegen Pippi und weil ich berühmt bin?

    Werden Sie noch von Menschen auf der Straße erkannt?

    Das ist Pippi Langstrumpf

    Mit ihren verrückten Einfällen und ihrem losen Mundwerk hat Pippi Langstrumpf die Kindheit von Millionen Menschen rund um den Globus geprägt. Was man über das stärkste Mädchen der Welt wissen muss - von A wie Autorität bis Z wie Zauberpillen.

    A wie Autorität: Ist nichts für Pippi. Auch wenn sie einmal den Versuch macht, die Schule zu besuchen: «Plutimikation» und solche Sachen machen ihr einfach keinen Spaß. Und sich sagen lassen, was sie zu tun und lassen hat, will sie schon gar nicht. B wie Banknoten: An der Seite ihrer Erfinderin ist Pippi seit diesem Herbst auf dem neuen schwedischen 20-Kronen-Scheinen zu sehen.

    C wie Comic: Zunächst in der schwedischen Zeitschrift «KlumpeDumpe» erschienen die Abenteuer von Pippi Langstrumpf auch als Comic. Später kamen die Bildergeschichten in Buchform heraus. D wie Donner-Karlsson: Einer der beiden Einbrecher, denen Pippi das Handwerk legt. In den Filmen wird der Ganove von dem 2005 gestorbenen Hans Clarin gespielt, der Stimme von Kobold «Pumuckl».

    E wie Efraim Langstrumpf: Pippis außergewöhnlich dicker Vater, seines Zeichens Kapitän der Weltmeere und König von Taka-Tuka-Land. F wie Fifi Brindacier: So heißt Pippi Langstrumpf in Frankreich. In Thailand ist die Göre mit den feuerroten Haaren als Pippi Thung-taow Yaow bekannt, in Finnland als Peppi Pitkätossu und in Portugal als Bibi Meia-longa. In Griechenland heißt sie Pipe Phakidomyte.

    G wie Gehorsam: Pippi gehorcht nur sich selbst. Aber selbst das klappt nicht immer. Wenn sie abends ins Bett gehen soll, muss sie schon mal mit sich schimpfen: «Erst sage ich es ganz freundlich, und wenn ich nicht gehorche, dann sage ich es noch mal streng, und wenn ich dann immer noch nicht hören will, dann gibt es Haue.»

    H wie Heim: Hierhin wollen die Polizisten Pippi stecken, doch sie erklärt: «Ich habe schon einen Platz im Kinderheim.» Damit meint sie die Villa Kunterbunt, klärt sie die verdutzten Männer auf: «Ich bin ein Kind, und das hier ist mein Heim, also ist es ein Kinderheim.»

    I wie Inger Nilsson: Für die Schwedin mit den unverkennbaren Grübchen war Pippi Fluch und Segen zugleich. Als Pippi-Darstellerin wurde Nilsson über Nacht zu Schwedens erstem Kinderstar. Doch als Erwachsene hatte sie Schwierigkeiten, andere Rollen zu bekommen. J wie Jahrmarkt: Hier geht Pippi beim Kräftemessen mit einem Ringer als Siegerin hervor. Kein Wunder, sie ist schließlich das stärkste Mädchen der Welt.

    K wie Kunterbunt: In der Villa Kunterbunt wohnt Pippi alleine mit ihrem Pferd und ihrem Äffchen. L wie Limonadenbaum: Steht im Garten von Pippis Villa. In seinem hohlen Inneren wächst laut Pippi Limonade (und manchmal Schokolade), die sie an Kinder verteilt. Die leeren Flaschen verwelken praktischerweise. M wie Meerkatze: In Lindgrens Büchern ist Pippis Affe Herr Nilsson eine Meerkatze, in den Filmen spielt ihn ein Totenkopfäffchen.

    N wie Negerkönig: So durfte Pippi Langstrumpfs Vater noch bis vor ein paar Jahren heißen. Politisch korrekt ist in Neuauflagen der Bücher heute vom Südseekönig die Rede, nachdem viele Eltern sich über die Bezeichnung beschwert hatten. O wie Onkel, Kleiner: So heißt Pippis Schimmel mit den schwarzen Punkten, den das Mädchen mit Leichtigkeit in die Luft hebt und der auf der Veranda der Villa Kunterbunt wohnt.

    P wie Prüsseliese: Die humorlose Leiterin des Kinderheims, die eigentlich «Fräulein Prüsselius» heißt, von Pippi aber «Prüsseliese» genannt wird, ist aus den Pippi-Filmen bekannt - taucht in den Büchern aber gar nicht auf. R wie Ringelstrümpfe: Trägt Pippi an den Füßen - in unterschiedlichen Farben natürlich.

    S wie Sahnetorte: Davon kann Pippi ein ganzes Exemplar zum Frühstück verdrücken. Dabei fallen ihr schon mal neue Worte wie «Spunk» ein. Was das ist, findet sie mit Thomas und Annika heraus. T wie Taka-Tuka-Land: Insel in der Südsee, umgeben von allerblauestem Wasser, auf der Pippis Vater Efraim Langstrumpf «dicker weißer Häuptling» ist.

    U wie Ur-Pippi: In der Urfassung von «Pippi Langstrumpf», der Version, die Astrid Lindgren ihrer Tochter Karin zum Geburtstag schenkte, ist Pippi noch ein bisschen ungezogener und schamloser. V wie Verkehrtrum: So liegt Pippi im Bett: mit den Beinen auf dem Kopfkissen und dem Kopf am Fußende. «Leben wir nicht in einem freien Land?» fragt sie ihren Freund Tommy, als der sich darüber wundert.

    W wie Wischen: Es ist nicht so, als würde sich Pippi nie um den Haushalt kümmern. Sie macht das nur auf ihre eigene Art. Zum Wischen etwa bindet sie sich zwei Scheuerbürsten an die Füße, schüttet einen Eimer Wasser aus und schlittert über den Fußboden. Z wie Zauberpillen: «Liebe kleine Krummelus, niemals will ich werden gruß», sagen Pippi, Thomas und Annika und schlucken die Zauberpillen, mit deren Hilfe sie für immer Kinder bleiben sollen. (dpa)

    Inger Nilsson: Ja. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sie mich die ganze Zeit gesehen haben. Erst haben sie die Filme als Kinder gesehen und dann sehen ihre Kinder die Filme und dann die Enkelkinder. Ich bin immer in dem Zuhause von jemanden.

    Ist das nicht ein schöner Gedanke?

    Inger Nilsson: Das ist schön, bis es dazu führt, dass man nichts anderes mehr tun kann. Manche Leute sagen: Du hast doch schon genug getan. Dann denke ich: Danke, aber ich muss trotzdem noch von etwas leben, ich muss immer noch Miete zahlen und Essen auf dem Tisch haben. Ich kann nicht mehr davon leben, was ich als Kind gemacht habe.

    Wie geht es den Darstellern von Thomas und Annika - Pär Sundberg und Maria Persson - heute? Haben sie ähnliche Probleme?

    Inger Nilsson: Sie haben eine andere Art von Leben gewählt. Sie sind keine Schauspieler, sondern normale Leute (lacht). Und sie leben nicht in Schweden. Beide wohnen in Spanien. Für sie war das nicht so heftig, weil sie eine andere Ausbildung und Karriere haben.

    Haben Sie noch Kontakt zu ihnen?

    Inger Nilsson: Ich treffe sie manchmal. Pär sehe ich etwa einmal im Jahr, weil sein Vater in Stockholm lebt. Zuletzt habe ich ihn im vergangenen Herbst getroffen. Er ruft dann an und sagt: Ich komme. Und dann treffen wir uns. Es ist schön - so, als ob man einen alten Freund aus seiner Kindheit trifft.

    Denken Sie heute noch jeden Tag an Pippi?

    Inger Nilsson: Nein, ich glaube nicht, aber die Leute erinnern mich dauernd daran. Ich bekomme immer Briefe von Menschen, die ein Autogramm wollen, besonders aus Deutschland.

    Mit allen negativen Konsequenzen, die die Rolle für sie hatte - würden Sie trotzdem wieder die Pippi spielen?

    Inger Nilsson: Ja, auf jeden Fall.

    Zur Person von Inger Nilsson: Inger Nilsson (56) ist eine schwedische Schauspielerin. Von 1969 bis 1970 spielte sie die Rolle der Pippi Langstrumpf in Film und Fernsehserie. Später arbeitete sie als Sekretärin und Schauspielerin am Theater. In der ZDF-Krimiserie "Der Kommissar und das Meer" ist Nilsson seit 2007 als Gerichtsmedizinerin zu sehen. Die Stockholmerin machte auch bei dem schwedischen Ableger des Dschungelcamps mit, wo sie eine Ratte und einen Skorpion essen musste. dpa/AZ

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