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Infektionen auf der Frühchenstation: Die tödlichen Keime in Bremen

Infektionen auf der Frühchenstation

Die tödlichen Keime in Bremen

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    Ratlosigkeit nach Frühchen-Sterben
    Ratlosigkeit nach Frühchen-Sterben Foto: dpa

    Nach dem Tod von drei Frühchen in einer Bremer Klinik läuft die Suche nach der Infektionsquelle auf Hochtouren. Auch über mögliche Informationspannen wird spekuliert. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Es gab möglicherweise Schlampereien bei der Weitergabe von Informationen. Zwischen August und Oktober starben drei Frühgeborene an einem resistenten Keim. Bremens Gesundheitssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) will dem Verdacht einer Info-Panne nachgehen. Noch wichtiger sei aber, „den Keim im Krankenhaus Bremen-Mitte zu finden, ihn zu stoppen und die Versorgung der Frühchen zu sichern“, teilte sie gestern mit. „Zweite Priorität hat die Aufklärung, wer wann und wo etwas weitergegeben hat.“ Die Klinik weist den Vorwurf von sich, vertuscht zu haben.

     Umgebung stellt für Frühchen eine Gefahr dar

    Wie Wilfried Schenk, Experte für Frühgeborene am Klinikum Augsburg weiß, ist alles, womit die Babys während ihres Krankenhausaufenthaltes in Berührung kommen, eine potenzielle Gefahrenquelle: „Das ist die Beatmungsluft, die Nähr- oder Milchlösung, aber das sind auch die Schläuche und Katheter.“ 25-50 Prozent aller extremen Frühgeborenen unter 1000 Gramm im Krankenhaus bekommen im Krankenhaus eine Infektion, so Schenk. Warum sich die drei Kinder in Bremen infizierten, ist bislang noch völlig unklar.

    Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt nach Angaben von Sprecher Frank Passade wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung in drei Fällen und der fahrlässigen Körperverletzung in einer nicht bekannten Zahl von Fällen. Er bestätigte, seine Behörde habe erst am Mittwoch aus der Presse von dem Fall erfahren. Ein medizinischer Sachverständiger soll die Krankenunterlagen begutachten. Die ersten Infektionen bei den Frühchen mit einem Gewicht von weniger als 1000 Gramm waren Ende Juli aufgetreten. Das erste Frühgeborene starb im August, die beiden anderen im Oktober.

    Nicht jede Infektion bedeutet für Frühgeborene den Tod

    Insgesamt wurde der Keim bei 15 Säuglingen nachgewiesen. Sieben erkrankten schwer, den vier Überlebenden gehe es inzwischen wieder besser. Denn nicht jedes erkrankte Frühchen muss zwangsläufig an den Folgen der Infektion sterben. „Je nachdem, was für eine Infektion vorliegt, wird mit Antibiotika behandelt“, so Schenk. Weil das Immunsystem der Frühchen schwach ist, können ihnen Keime gefährlich werden, die gesunde Babys leichter wegstecken. „Spätestens im Oktober nach Wiederausbruch hätte man mich und die Deputation informieren müssen“, sagte Senatorin Jürgens-Pieper in der Gesundheitsdeputation, einem Ausschuss mit Abgeordneten, Behördenvertretern und Bürgern.

    Der Chef des Klinikverbundes Gesundheit Nord, Diethelm Hansen, beteuerte, sein Haus habe alles getan, um die Todesfälle aufzuklären.(mit dpa)

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