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Immer mehr Missbrauchsfälle - Berlin will Aufklärung

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Immer mehr Missbrauchsfälle - Berlin will Aufklärung

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    Immer mehr Missbrauchsfälle - Berlin will Aufklärung
    Immer mehr Missbrauchsfälle - Berlin will Aufklärung Foto: DPA

    Die Bundesregierung habe die deutschen Bischöfe zum Handeln aufgefordert, schreibt das Magazin. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger sagte dem "Spiegel": "Ich erwarte von der katholischen Kirche konkrete Festlegungen, welche Maßnahmen für eine lückenlose Aufklärung ergriffen werden." Die FDP-Politikerin schlug Ombudsleute und einen Runden Tisch aus Staats-, Kirchen- und Opfervertretern vor.

    Ein solches Gremium sei "ein guter Weg, um die zahlreichen Missbrauchsfälle aufzuklären und der katholischen Kirche Gelegenheit zu bieten, mit den Opfern über freiwillige Entschädigungen ins Gespräch zu kommen", sagte die Ministerin. Gleichzeitig übte Leutheusser-Schnarrenberger scharfe Kritik am Augsburger Bischof Walter Mixa, der die sogenannte sexuelle Revolution mit verantwortlich für den Missbrauch gemacht hatte. Es sei "wenig hilfreich, wenn sich einige Verantwortliche wie

    Unterdessen weitet sich der Skandal um Missbrauchsfälle aus den 60er, 70er und 80er Jahren immer weiter aus. Mit Vorwürfen konfrontiert sind laut "Spiegel" nun auch zwei ehemalige Heime der Salesianer Don Boscos in Augsburg und Berlin, wo drei Geistliche und ein Mitarbeiter Minderjährige missbraucht haben sollen. Ebenfalls betroffen sei ein ehemaliges Kinderheim der Vinzentinerinnen im oberschwäbischen Oggelsbeuren sowie das Maristen-Internat in Mindelheim (Bayern) und das frühere Franziskaner-Internat in Großkrotzenburg bei Hanau. Massive Missbrauchsvorwürfe gebe es auch gegen frühere Mitarbeiter des Franz-Sales-Hauses in Essen, einer renommierten Behinderten-Einrichtung.

    Bischöfe fordern Reform der Priesterausbildung und Offenheit

    Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker rechnet mit einer weiter steigenden Zahl von Missbrauchsopfern in katholischen Einrichtungen. "Wir müssen davon ausgehen, dass es weitere, uns nicht bekannte Fälle gibt", sagte Becker der Deutschen Presse-Agentur dpa. Er begrüße grundsätzlich den offensiven Umgang der Jesuiten mit den Missbrauchsfällen. "Die derzeit hergestellte Öffentlichkeit für das Thema ist ein positiver Tabubruch." Eine Abschaffung des Zölibats ist seiner Ansicht nach keine Lösung. Abhilfe schaffe nur ein verantwortungsvoller "Umgang mit der eigenen Sexualität, verheiratet wie unverheiratet".

    Der Hamburger Erzbischof Werner Thissen forderte eine Reform der Priesterausbildung. Der Umgang der Geistlichen mit ihrer Sexualität müsse noch intensiver als bisher zur Sprache kommen, sagte Thissen der "Frankfurter Rundschau" (Samstagausgabe). "Ich könnte mir vorstellen, dass wir dazu für alle Bistümer Regeln schaffen", sagte der Erzbischof.

    Thissen räumte "in unseren Reihen sexuellen Missbrauch in einem erschreckenden Maße" ein, "das wir nicht für möglich gehalten hätten". Die Kirche könne jetzt mit aktiver Aufklärung eine Vorreiterrolle einnehmen. Das liege im "eigenen Interesse, denn eine Kirche mit morschem Gebälk hat keinen Bestand". Dass die Kirche derzeit besonders am Pranger stehe, sei verständlich. "Wir treten mit einem hohen moralischen Anspruch auf. Daran müssen wir uns dann eben auch messen lassen."

    Missbrauchsvorwürfe auch gegen Franziskaner-Minoriten

    Auch in mindestens einem Internat des katholischen Ordens der Franziskaner-Minoriten soll es sexuelle Übergriffe auf Minderjährige gegeben haben. Ein Opfer meldete sich jetzt bei der "Frankfurter Rundschau" (Samstagausgabe). Der Mann, der heute als Naturwissenschaftler in Köln arbeite und anonym bleiben möchte, sei ab 1972 auf dem Sankt Ludwig Kolleg in Bonn gewesen. Der mutmaßliche, inzwischen hochbetagte Täter soll heute in Würzburg immer noch mit Jugendlichen arbeiten. Das

    Die Vollversammlung der Bischöfe will sich auf ihrer Frühjahrskonferenz in der kommenden Woche in Freiburg mit dem jüngsten Skandal befassen, in dessen Verlauf sich bisher bereits rund 120 Opfer gemeldet haben.

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