Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

"Im toten Winkel": Tatort-Kritik: In den Abgründen des Pflegesystems

"Im toten Winkel"

Tatort-Kritik: In den Abgründen des Pflegesystems

    • |
    Razzia beim Pflegedienst Domamed. Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) hoffen auf Aufklärung.
    Razzia beim Pflegedienst Domamed. Die Bremer Hauptkommissare Inga Lürsen (Sabine Postel) und Stedefreund (Oliver Mommsen) hoffen auf Aufklärung. Foto: Christine Schröder, Radio Bremen

    Wie selbstverständlich hat sich der Tatort seinen Platz als Plattform für Krimis erarbeitet, in der alle Facetten gesellschaftlicher Probleme in Deutschland aufgegriffen werden – und trotzdem dabei etwas Spannendes herauskommt.

    Die Bremer Redaktion hat das Thema häusliche Pflege in einen Film gefasst, der deutlich mehr Drama als Krimi ist. Im „toten Winkel der Gesellschaft“ sehen sich die Angehörigen, die bis zur Selbstaufgabe ihre Angehörigen pflegen, mit körperlichem und seelischem Leidensdruck, der sich mitunter unschön Bahn bricht, wenn etwa Akke Jansen die demente Mutter anherrscht: „Ich wünsche, du wärst tot!“

    Kritik: Ein Tatort, der nachdenklich macht

    Der Tatort lockt Sonntag für Sonntag Millionen vor den Fernseher. Aber wer ermittelt eigentlich wo? Diese  Kommissare bzw. Teams sind derzeit im TV-Einsatz.
    Icon Galerie
    22 Bilder
    Der Tatort lockt Sonntag für Sonntag Millionen vor die Fernseher. Aber wer ermittelt eigentlich wo? Diese 22 Kommissare beziehungsweise Teams sind derzeit im TV-Einsatz.

    Der Tatort für Kommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) und Kollege Stedefreund (Oliver Mommsen) ist hier das Schlafzimmer des alten Ehepaars Claasen, in dem der Mann soeben seine schwerkranke Ehefrau mit einem Kissen erstickt hat. Totschlag oder Tötung auf Verlangen?, fragt Lürsen-Tochter Helen, Kommissarin vom Dienst. Danach schluckt Claasen Tabletten, stirbt in der Klinik. Und da ist der verzweifelte Mann einer jungen Mutter, die nach einem Schädel-Hirn-Trauma bettlägerig ist.

    Die Ermittler stoßen auf komplexe Schicksale, auf dringend benötigte finanzielle Unterstützung, einen natürlich russisch-polnischen Pflegedienst, Versicherungsschwindel und einen kalt wirkenden Mitarbeiter des Medizinischen Diensts der Krankenversicherung. Der wird nach der Hälfte des Films erschlagen aufgefunden, der Krimi beginnt. Was gar nicht so wichtig ist, denn der Kreis der Verdächtigen liegt auf der Hand. Dramatischer sind da kriminelle Geschäfte auf Kosten der Patienten. „Im toten Winkel“ zeigt in ruhigen Bildern, wie häusliche Pflege Menschen überfordern kann, die trotz aller Liebe auch ein eigenes Leben führen wollen.

    Der Hardcore-Tatort-Fan wird hier nicht bedient. Aber der engagierte Film kann dank eines Millionenpublikums Anstöße geben, nachdenklich machen. Experiment gelungen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden