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Homo-Debatte: Wirbel um einen schwulen Schützenkönig

Homo-Debatte

Wirbel um einen schwulen Schützenkönig

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    Königsgemahl Oliver Hermsdorf mit König Dirk Winter (l-r) eröffnen in Münster den Gemeinschaftsball. Der schwule Schützenkönig aus Münster wird wegen seiner Homosexualität möglicherweise von einem der wichtigsten Wettbewerbe in Deutschland ausgeschlossen.
    Königsgemahl Oliver Hermsdorf mit König Dirk Winter (l-r) eröffnen in Münster den Gemeinschaftsball. Der schwule Schützenkönig aus Münster wird wegen seiner Homosexualität möglicherweise von einem der wichtigsten Wettbewerbe in Deutschland ausgeschlossen.

    Dirk Winter aus Münster ist im Schützenverein.

    Konservative Schützen wollen Teilnahme Winters verhindern

    Aber damit ging der Ärger los. Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften (BHDS) hatte vielleicht auch unterschätzt, wie gut Dirk Winter schießen kann. Denn erst ging es nur um das Protokoll, ob Winter und sein Lebensgefährte in einer Reihe marschieren dürfen. Jetzt rückt eine andere Frage in den Vordergrund. Winter hat sich am vergangenen Wochenende für den wichtigsten Wettbewerb der deutschen Schützen qualifiziert: Das Bundeskönigsschießen im ostwestfälischen Harsewinkel Mitte September. Es ist sozusagen der krönende Abschluss der sommerlichen Festumzüge durch Deutschlands Dörfer und Vorstädte. Katholiken, Schützen und Schwule - in diesem Spannungsfeld ist nun ein wahrer Glaubenskrieg entbrannt: Konservative Schützen wollen verhindern, dass ein bekennend schwuler Schütze bei ihrem wichtigsten deutschen Wettbewerb mitmacht.

    Im Bund der Historischen Schützenbruderschaften wird nun überlegt, Dirk Winter aus Münster zu disqualifizieren. Nebenbei weist die Dachorganisation zurück, schwulenfeindlich zu sein. Disqualifiziert werden soll Winter, weil er vor dem erfolgreichen Schuss gegen Regeln verstoßen habe. Er hatte vorher in einem Fragebogen unterschrieben, dass er sich christlichen Werten verpflichtet fühlt und nach dem Motto "Für Glaube, Sitte und Heimat" lebt", sagt BHDS-Sprecher Rolf Nieborg. Der schwule König müsse respektieren, wofür ein Schützenverein stehe. Nämlich für ein Weltbild, in dem die Familie große Bedeutung habe. "Das ist doch wie beim lateinamerikanischen Tanz." Dazu gehörten auch Mann und Frau.

    Deutschlands Lesben- und Schwulenverband läuft natürlich Sturm, wirft dem Dachverband und den christlichen Würdenträgern im Vorstand "Scheinheiligkeit und Realitätsverleugnung" vor. Von "homophober Einstellung" spricht die Staatssekretärin in Nordrhein-Westfalens Emanzipationsministerium, Marlis Bredehorst, sogar. Bundesweit löst der Streit Empörung aus.

    Am wenigsten sagt in der ganzen Debatte der Betroffene selbst. Dirk Winter will sich auf Anfrage nicht zu dieser Angelegenheit äußern. Er wolle erst einmal abwarten, ob man ihn disqualifiziere. dpa/AZ

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