Die Kathedrale Notre-Dame ist nach dem Eiffelturm das wohl berühmteste Wahrzeichen von Paris, und auch eines der beliebtesten Touristenattraktionen. Bei dem Brand am Montagabend wurden weite Teile des historischen Baus zerstört (hier lesen Sie alle Entwicklungen im Live-Blog). Damit geht auch ein Stück Pariser Geschichte verloren.
Entstehung und Bau von Notre Dame
Knapp 900 Jahre ist Notre-Dame alt. Der Bau der Kathedrale begann 1163. Damit gilt sie als eine der frühesten gotischen Kirchen Frankreichs. Die Arbeiten dauerten knapp 200 Jahre - und prägten das Pariser Stadtbild.
Seit der Fertigstellung hat die Kirche immer wieder turbulente Zeiten durchlebt: Nicht einmal in den Wirren der französischen Revolution, als Aufständische Klöster und Kirchen im ganzen Land niederbrannten, wurde Notre-Dame zerstört.
Stattdessen entweihten die Revolutionäre die Kathedrale, machten sie zum "Tempel des höchsten Wesens", der Vernunft, schmolzen alle Metalle darin ein und machten Notre-Dame später sogar zum Weinlager.
Napoleon krönte sich in Notre-Dame zum Kaiser
Als Kathedrale von Paris ist Notre-Dame eng mit der Geschichte der Stadt verbunden. So wurden dort einige Könige beigesetzt, unter anderem Philipp von Frankreich und Ludwig XIV. Zudem krönte sich dort Napoleon Bonaparte 1804 zum Kaiser der Franzosen. Doch nicht nur seine Geschichte ist beeindruckend.
Notre-Dame: Gewaltige Dimensionen
Auch Notre-Dames Dimensionen sind enorm: 127 Meter lang, 40 Meter breit und 33 Meter hoch. Der Dachreiter, der bei dem Brand am Montagabend einstürzte war sogar 96 Meter hoch.
Platz bietet Notre-Dame für knapp 10.000 Personen. Sie steht im Herzen der Stadt auf der Seine-Insel Île de la Cité.
Kathedrale Notre-Dame ist Touristen-Magnet
Der 1831 erschienene Roman "Der Glöckner von Notre-Dame" und seine Disney-Verfilmung aus 1996 machten das Gebäude weltberühmt. Seitdem gilt die Kathedrale als Top-Touristenattraktion und wird jährlich von über zehn Millionen Menschen besucht.
Notre-Dame de Paris, wie die Kathedrale im Französischen heißt, bedeutet übersetzt "Unsere schöne Frau von Paris".
Notre-Dame: Schon vor dem Brand gab es Probleme
In den vergangenen Jahren gab es um das Gebäude jedoch immer wieder Probleme: Witterung und Luftverschmutzung setzten dem Gestein zu. Stellenweise bröckelt die Bausubstanz. Das vom französischen Staat bereitgestellte Budget, das dem Unterhalt des Gebäudes dienen sollte, reichte nicht für eine umfassende Sanierung. Um die auf den Weg bringen zu können, wurde eine kirchliche Spendenaktion auf den Weg gebracht.
Auch die Angst vor dem Terror machte nicht Halt vor dem Monument. Nach den islamistischen Terroranschlägen in Paris und anderen Städten Frankreichs in den vergangenen Jahren wurde die Kirche von französischen Soldaten bewacht.
Die Schätze von Notre-Dame
Aus architektonischer Sicht ist die Kathedrale ein Meisterwerk. Das ist aber nicht alles: Notre Dame ist auch der Aufbewahrungsort kunst- und kirchenhistorische Schätze von unschätzbarem Wert:
Dornenkrone: Ein Zweig der Dornenkrone von Jesus Christus, die er bei der Passion getragen haben soll, ist die wichtigste und wertvollste Reliquie, die Notre-Dame beherbergt. Sie wurde einst gemeinsam mit einem Nagel sowie einem Splitter des Kreuzes von Ludwig IX. (1214 -1270) vom Byzantinischen Kaiser erworben.
Der Monarch, der aufgrund seiner Frömmigkeit auch Ludwig der Heilige genannt wurde, brachte die Reliquie 1239 barfuß und im Büßergewand nach Paris. Er ließ als Aufbewahrungsort für die Leidenswerkzeuge Christi extra die benachbarte Sainte-Chapelle bauen, die 1248 eingeweiht wurde. Seit napoleonischer Zeit werden die Passionsreliquien allerdings in Notre-Dame aufbewahrt.
Seit 1896 wird die Heilige Krone in einer wertvollen Hülle aus Kristall und Gold aufbewahrt. Immer am ersten Freitag im Monat wird sie in einer feierlichen Prozession präsentiert.
Laut Medienberichten soll das wertvolle Stück vor den Flammen gerettet worden sein. Sie wurde von Rittern vom Heiligen Grab, die neben der Feuerwehr im Einsatz waren, in Sicherheit gebracht.
"Mays": In der Kathedrale Notre-Dame befinden sich 50 sogenannte „Mays“. Zwischen 1630 und 1707 wurde fast jedes Jahr eines dieser großformatigen Ölgemälde in Auftrag gegeben und am 1. Mai zu Ehren der Jungfrau Maria in Notre-Dame aufgehängt. Die Gemädle wurden unter anderem von bedeutenden Künstlern wie Charles Le Brun und Nicolas Loir geschaffen.
Orgeln: In Notre Dame stehen zwei Orgeln. Die Hauptorgel, die sich auf der Westempore befindet, ist mit mehr als fünf Tastaturen und und knapp 8000 Pfeifen eine der größten und bekanntesten der Welt. Sie wurde in der Zeit von 2012 bis 2014 gereinigt, umgebaut und umfassend saniert.
Rosenfenster: Sie waren das Vorbild für sämtliche Kathedralen in ganz Europa - und zählen zu den berühmtesten Glasmalereien der Welt. Allein das Rosenfenster im nördlichen Querschiff von Notre Dame hat einen Durchmesser von 13 Metern. Mindestens eines der Fenster soll aber erhalten geblieben sein.
Skulpturen: Statue „Die Jungfrau mit dem Kind“ ist eine berühmtesten der Welt. Man findet sie links vom modernen Hauptaltar. Insgesamt befinden sich im Kirchenraum von Notre-Dame 37 Statuen der Jungfrau Maria.
Meisterwerke sind auch die Chorschranken, die den Chorbereich Notre-Dames von den Seitenschiffen trennen. Pierre de Chelles, Jean Ravy und Jean Le Bouteiller schufen die Skulpturen zwischen 1300 und 1350. Sie zeigen im südlichen Seitenschiff neun Szenen mit Erscheinungen des Auferstandenen. Im nördlichen Seitenschiff wird das Leben Jesu von der Kindheit bis zum Tod dargestellt. (mayjo/tf/dpa)