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Hinrichtung: Kim Jong Uns Grausamkeiten in Nordkorea: "Bereit alles zu glauben"

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Kim Jong Uns Grausamkeiten in Nordkorea: "Bereit alles zu glauben"

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    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat im Dezember seinen Onkel hinrichten lassen. Die genauen Umstände sind unbekannt.
    Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat im Dezember seinen Onkel hinrichten lassen. Die genauen Umstände sind unbekannt. Foto: Nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA dpa

    Eine blutrünstige und menschenverachtende Meldung geht seit Tagen um die Welt: Der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un ließ seinen Onkel angeblich von Hunden zerfleischen. Der getötete Jang Song Thaek war ein ranghoher Politiker.

    Die Horrorgeschichte passt in das Bild, das die Welt vom nordkoreanischen Regime hat. "Niemand weiß genau, was sich in dem Land abspielt", sagte kürzlich ein westlicher Diplomat in Nordkorea bei einem Besuch in Peking.

    Daher können sich auch Geschichten wie diese, obskur und mit zweifelhaften Quellen, lauffeuerartig rund um die Welt verbreiten.

    Meldung über Jagdhunde: Als Quelle eine Zeitung aus Hongkong

    Die Kim-Dynastie in Nordkorea

    Seit fast 70 Jahren herrscht die Familie Kim über das international weitgehend isolierte Nordkorea.

    KIM IL SUNG: Der zum «Großen Führer» aufgestiegene Bauernsohn wurde 1912 geboren. Nach der Besetzung des Nordens von Korea durch sowjetische Truppen 1945 wurde Kim dort Stalins Mann. Als 1948 die Demokratische Volksrepublik Korea ausgerufen wurde, ließ er sich zum Regierungschef ernennen. Er herrschte über den abgeschotteten Staat mit eiserner Hand bis zu seinem Tod 1994. Der bis heute gottgleich verehrte Kim Il Sung trägt den ihm vorbehaltenen Titel «Ewiger Präsident».

    KIM JONG IL: Sein Sohn wurde 1942 (oder 1941) in einem Ausbildungslager in der Sowjetunion geboren. Die Propaganda verlegte die Geburt in ein Widerstandscamp am mythischen Berg Paektu in Korea während der japanischen Besatzung. Der «Geliebte Führer» setzte den despotischen Kurs seines Vaters fort. In seine Herrschaftszeit fällt der vollständige Zusammenbruch der Wirtschaft mit Hungersnöten. 2008 erlitt er vermutlich einen Schlaganfall und war bis zu seinem Tod am 17. Dezember 2011 gesundheitlich angeschlagen.

    KIM JONG UN: Der jüngste seiner drei bekannten Söhne kam Anfang der 1980er Jahre zur Welt, das exakte Geburtsjahr ist umstritten. Er soll eine Schule in der Schweiz besucht haben. Kim Jong Il erhob ihn 2010 zum General. Ende 2011 wurde Kim Jong Un Oberbefehlshaber der Streitkräfte, im April 2012 auch Erster Vorsitzender der Zentralen Verteidigungskommission und damit laut Verfassung «Oberster Führer» des Landes.

    Die Meldung über die Hinrichtung mit Hilfe von hungrigen Jagdhunden wurde am 24. Dezember von der Zeitung "Straits Times" aus Singapur in die englischsprachigen Medien gebracht. Seitdem wird sie weltweit verbreitet.

    Jang wurde bereits Mitte Dezember des vergangenen Jahres hingerichtet. Er sei jedoch nicht, wie bislang angenommen, erschossen worden, sondern gemeinsam mit fünf seiner engsten Vertrauten 120 hungrigen Jagdhunden zum Fraß vorgeworfen worden, heißt es in den Berichten.

    Zeitung "Wen Wei Po" bezeichnet Hundegeschichte als Gerücht

    Die Tiere waren angeblich drei Tage lang nicht gefüttert geworden und hätten die Männer daraufhin komplett zerfleischt. Machthaber Kim Jong Un habe sich den einstündigen Todeskampf angeschaut. Als Quelle dafür nennt die Zeitung lediglich die Hongkonger Zeitung "Wen Wei Po".

    Am 12. Dezember schrieb die "Wen Wei Po" zwar über die angebliche blutige Hinrichtung des Jang Song Thaek, zwei Tage später berichtete sie aber, der Politiker sei vermutlich erschossen worden, die Hundegeschichte sei nur ein Gerücht gewesen.

    Kritische Stimmen in einigen westlichen Medien

    Vor wenigen Tagen sprangen trotzdem internationale Zeitungen und TV-Sender auf das Thema auf und berichteten über die neuerlichen Grausamkeiten in Nordkorea. Kritische Töne gab es nur in den wenigsten Medien.

    Der Autor Max Fischer schrieb am Freitag im Blog der "Washington Post": "Die Tatsache, dass westliche Medien eine Geschichte, die sie bei jedem anderen Land zurückgewiesen hätten, so umfassend akzeptiert haben, sagt eine Menge über die Nordkorea-Berichterstattung."

    Grund zum Zweifel: "Wen Wei Po" enorm unzuverlässig

    Laut einer Studie ist die "Wen Wei Po" eine der unzuverlässigsten Zeitungen in Hongkong. Die Chinese University hatte bei einer Erhebung die "Wen Wei Po" auf Platz 19 von 21 angesiedelt, so die Zeitung "South China Morning Post".

    Zudem, so Fischer, hätten die internationalen Medien stutzig werden können, dass weder südkoreanische noch chinesische Medien über die Meldung berichtet hätten.

    "Washington Post": Wir sind bereit, alles zu glauben

    Zweifelsohne geht Nordkorea brutal mit vielen seiner Menschen um. Millionen Einwohner hungern, es gibt rund 200 000 politische Gefangene und Amnesty International spricht von einer "verheerenden Menschenrechtslage".

    Doch im Fall von Nordkorea hätten manche Medien alle Warnsignale schlichtweg ignoriert, kritisierte Fischer. "Wir sind bereit, alles zu glauben."

    Nordkorea: Regime von der Außenwelt abgeschottet

    Vor einigen Wochen sagte der Nordkorea-Experte Sunny Seong Hyon Lee vor Journalisten in Peking: "Nordkoreas Regime ist weitgehend abgeschottet." Was wirklich in dem Land vor sich gehe, wüssten nicht einmal die internationalen Botschafter in der Hauptstadt Pjöngjang.

    Diesen sei es verboten, sich frei im Land zu bewegen und sich mit normalen Nordkoreanern zu unterhalten. Selbst Diplomaten aus China, das als enger Verbündeter von Nordkorea gilt, wüssten nicht immer genau, was Diktator Kim Jong Un gerade plane. dpa

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