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Hilfe aus Kaufbeuren: Für die Verschütteten in Haiti wird die Zeit knapp

Hilfe aus Kaufbeuren

Für die Verschütteten in Haiti wird die Zeit knapp

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    Für die Verschütteten in Haiti wird die Zeit knapp
    Für die Verschütteten in Haiti wird die Zeit knapp Foto: dpa

    Sie wollen helfen und kommen nur schleppend voran: Auch drei Tage nach dem schweren Erdbeben mühten sich internationale Hilfsorganisationen weiter, nach Haiti vorzudringen.

    In den Straßen der zerstörten Hauptstadt Port-au-Prince waren nach wie vor nur wenige Helfer zu sehen. Die ersten Einsatzkräfte, die Nahrungsmittel und Medikamente verteilten, kamen wegen versperrter Straßen und Menschen, die im Freien campierten, kaum voran.

    Deutsche Hilfstrupps versuchten auch am Freitag, von Santo Domingo aus auf dem Landweg nach Port-au-Prince zu gelangen. Luftlinie beträgt die Entfernung zwischen den Hauptstädten der Nachbarländer rund 250 Kilometer. Für die Helfer dennoch ein weiter Weg: Das Team der Kaufbeurer Hilfsorganisation Humedica schaffte es erst am Abend (mitteleuropäischer Zeit) über die Grenze nach Haiti - ebenso wie die Welthungerhilfe, die einen ersten Lastwagen mit Nahrungsmitteln, Decken, Schaufeln und Hygieneartikeln im Gepäck hatte.

    "Die Grenze ist inzwischen zum Nadelöhr geworden", berichtet Simone Winneg aus Kaufbeuren, eine der Koordinatorinnen von Humedica. Da das Team mit seinem Bus nicht einreisen durfte, sei man darauf angewiesen gewesen, von einer Partnerorganisation an der Grenze abgeholt zu werden. "Wir haben mit dem Zoll in Haiti nicht immer gute Erfahrungen gemacht." Im Landesinneren erwarten die Helfer weitere Schwierigkeiten. Winneg: "Wir müssen uns erst einmal zurechtfinden. Die Zustände vor Ort sollen chaotisch sein."

    Deutschland, USA, China und Island - aus allen Teilen der Welt reisen Helfer an. Es waren so viele, dass die Wege ins Katastrophengebiet regelrecht verstopft waren. Die Hilfstrupps, teils schon wenige Stunden nach dem Unglück gestartet, erreichten die Opfer zumeist nicht. Der beschädigte Flughafen von Port-au-Prince drohte unter dem Ansturm der Hilfsflieger zeitweise zusammenzubrechen. Im Minutentakt trafen Flugzeuge ein, viele mussten aber bis zu einer Stunde in der Luft kreisen, bevor sie landen konnten.

    Erschwert wird die Lage durch die fehlende Koordination der Hilfseinsätze. "Es gibt in dem Land kein für eine Naturkatastrophe von solcher Wucht ausreichendes Krisenmanagement", sagte Rudolf Seiters, Präsident des Deutschen Roten Kreuzes. Hinzu kommt, dass die staatliche Verwaltung praktisch zusammengebrochen ist. Seiters: "Die haitianische Regierung ist praktisch nicht handlungsfähig."

    Dabei wird die Zeit für die Verschütteten knapp: Die ersten 72 Stunden nach einem Erdbeben gelten als entscheidende Zeit für die Rettung von Menschenleben. So lange kann ein Mensch etwa ohne Trinken überleben. In Haiti herrschen Tagestemperaturen um 30 Grad. Die Drei-Tages-Frist ist am Freitag abgelaufen.

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