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Hildesheim: 35-jähriger Syrer an roter Ampel erschossen

Hildesheim

35-jähriger Syrer an roter Ampel erschossen

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    Unbekannte haben einen 35-Jährigen in Hildesheim an einer Ampel erschossen.
    Unbekannte haben einen 35-Jährigen in Hildesheim an einer Ampel erschossen. Foto: dk_cu_nw hgr

    Am späten Sonntagabend ist der 35 Jahre alte Mann im niedersächsischen Sarstedt in seinem Auto an einer roten Ampel erschossen worden. Wie die Polizei in Hildesheim mitteilte, sollen zwei bislang unbekannte Personen an den Wagen des Opfers herangetreten sein, als dieser an einer roten Ampel halten musste. Laut Zeugenaussagen sollen die Unbekannten mehrfach ins Auto geschossen haben, hieß es bei der Polizei weiter. Der 35-Jährige starb noch vor Ort. Die beiden Tatverdächtigen konnten flüchten.

    Steht der Mord mit den Unruhen in Syrien im Zusammenhang?

    Nähere Angaben zur Tat und zum möglichen Motiv konnte die Polizei am frühen Montagmorgen noch nicht machen. Über das Opfer sei lediglich bekannt, dass es aus Hildesheim stamme, sich aber häufiger in Sarstedt aufhalte. Die Mordkommission hat die Ermittlungen aufgenommen.

    Laut "Bild"-Zeitung war das Opfer ein Syrer. Möglicherweise ist das kein Zufall, schnell werden Spekulationen laut, der Mord könnte mit den Unruhen in Syrien im Zusammenhang stehen. Dort versuchen Oppositionsgruppen seit Monaten Präsident Baschar al-Assad zu stürzen. Erst vor wenigen Tagen sorgte der Überfall auf den syrischstämmigen Grünen-Politiker Ferhad Ahma für Empörung unter syrischen Oppositionellen in Deutschland.

    Auch in Deutschland gibt es Drohungen gegen syrische Regierungskritiker

    "Manche waren wirklich sprachlos", sagte der Regime-Kritiker Aktham Abazid. "Aber wir haben so etwas erwartet." Auch in Deutschland gebe es immer wieder Drohungen gegen Kritiker der Regierung von Baschar al-Assad. "Immer, wenn ein Oppositioneller langsam beginnt, gefährlich zu werden, wird er zum Ziel", sagt Abazid. Der Umweltplaner lebt seit 1999 in Deutschland und hat den deutsch-syrischen Sozialverein Lien aufgebaut.

    Der Grünen-Politiker Ahma war in der Nacht zum 26. Dezember von zwei Männern überfallen worden. Die Grünen vermuten den syrischen Geheimdienst hinter dem Angriff, da Ahma auch Mitglied im Nationalrat der syrischen Opposition ist.

    Abazid sagte, wenn ein Regime-Kritiker in der Öffentlichkeit aktiv werde, bekämen dies mitunter auch seine Angehörigen in Syrien zu spüren. "Dann wird die Familie schikaniert." Hierzulande seien die Drohungen bislang vor allem verbal geblieben. "Bei unseren Demos kamen Assad-Anhänger, um Chaos zu veranstalten." Aber auch von einzelnen Tätlichkeiten berichtete der Aktivist. Nach seiner Einschätzung leben in Berlin auch viele Syrer, die Präsident Assad gewogen sind.

    Der attackierte Politiker Ferhad Ahma engagiert sich für die Proteste

    Von den deutschen Behörden wünscht sich Abazid mehr Schutz für syrische Regime-Gegner: "Man sollte auf sie ein bisschen aufpassen. Einige könnten Personenschutz bekommen. Das sind wirklich nicht viele." Er persönlich fühle sich in Deutschland grundsätzlich sicher, ergreife aber Vorsichtsmaßnahmen: "Ich schaue mich immer um. Und bei Veranstaltungen versuchen wir, immer zusammen zu bleiben."

    Abazid engagiert sich bei der Organisation "Adopt a Revolution", die die Proteste gegen das Assad-Regime von Deutschland aus unterstützt. Der attackierte Grünen-Politiker Ahma sitzt im Beirat der Gruppe. Seit März gehen Menschen in Syrien auf die Straße, das Regime schlägt die Demonstrationen brutal nieder.

    Abazid setzt dennoch auf friedliche Proteste. "Nach zehn Monaten haben viele Leute die Nase voll und würden bei Gelegenheit auch zur Waffe greifen, und wir wollen das nicht." dpa

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