Ein Gerüstbauer stürzte vergangenen Mittwoch an einer Autobahnbrücke bei Weiterstadt in Hessen fünf Meter in die Tiefe auf einen gesperrten Abschnitt der A5. Der 49-Jährige verletzte sich dabei schwer. Sofort bildete sich an der Unfallstelle ein Stau. Notarzt und Feuerwehr wurden alarmiert, um dem Schwerverletzten zu helfen. Doch es gab Probleme.
Autos nutzen Rettungsgasse zum eigenen Vorteil
Noch am nächsten Tag zeigt sich der beteiligte Feuerwehrmann Theo Herrmann in der "Hessenschau" fassungslos. Viele Autofahrer fuhren hinter den ersten Rettungswagen durch die Rettungsgasse, um selbst schneller durch den Stau zu kommen und blockierten dadurch den Weg für die Feuerwehr und weitere Sanitäter. "Die haben mich gefragt, was ich mir einbilden würde, wer ich überhaupt sei, und ich soll nicht so einen Zirkus machen", erzählt der 59-Jährige im Interview.
Für die ersten zwei Kilometer hätten er und seine Kollegen über 20 Minuten gebraucht. Danach hätten sie ihre Rucksäcke geschnappt und seinen die letzten 800 Meter zu Fuß gegangen. Unterwegs hätten sie die Autofahrer auf ihr Vergehen hingewiesen und seien dafür ausgelacht worden. Herrmann habe den Leuten gesagt, sie sollten sich vorstellen, sie selbst wären verunglückt, "dann sagen die einfach: Dann hab ich halt Pech gehabt"; erinnert sich der Feuerwehrmann.
Feuerwehr zeigt 30 Autofahrer an
Die Rettungskräfte machten Fotos von 30 besonders dreisten Autofahrern, um diese anzuzeigen. Ob dann wegen einer Ordnungswidrigkeit oder eines Strafbestands ermittelt wird, ist noch unklar.
Zeit für die Bilder hatten die Rettungskräfte nur, weil zufällig ein Notarzt an der Unfallstelle vorbeikam und den Verletzten versorgte. Ein Rettungshubschrauber brachte den Gerüstebauer dann in ein Krankenhaus. "Aber wenn da jemand eingeklemmt ist und wir kommen nicht durch, da geht es um Minuten. Bis wir uns eine halbe Stunde lang durch den Stau gekämpft haben, ist der verblutet", sagt Herrmann. sm
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