Die Kritik an Frank Plasberg und dessen ARD-Polit-Talk "Hart aber fair" hat in den letzten Monaten ein Ausmaß angenommen, das weder Moderator noch Sender ignorieren konnten und können. Auch die Ausgabe vom Montag, jene nach dem rechtsextremistischen Anschlag in Halle, mit dem Titel "Wieder da oder nie wirklich weg: Wie stark ist der Judenhass in Deutschland?" lieferte Kritikern Stoff. Vor allem aber war in ihr ein Plasberg zu erleben, dessen Verhalten Spiegel Online zur Frage veranlasste: "Hat der Moderator seine Sendung noch im Griff?"
Zu dieser Frage und zur Dauer-Kritik, Plasberg trage zur Verrohung der öffentlichen Debatte bei, gab es zwei Anlässe. Der erste und breit diskutierte: Eine von ihm weitgehend unkommentierte Einblendung eines als antisemitisch einzustufenden Zuschauer-Posts, in dem die Formulierung "Judenthema" vorkam und einem Schlussstrich das Wort geredet wurde. Plasberg sagte dazu mit Blick auf seinen jüdischen Studiogast Michel Friedman, er wisse, dass dieser gerade schwer atme, aber: "Wir lassen das einfach mal stehen, das ist eine Zuschauerdiskussion mitten aus Deutschland an einem Montagabend." Danach wurde ein weiterer Zuschauer-Post als "Gegenmeinung" eingeblendet.
"Hart aber fair": Diekmann kritisiert Plasberg
Kritiker reagierten entsetzt, Plasbergs Aufgabe sei es, einzuordnen oder zu widersprechen – nicht jedoch, rechtes Gedankengut zu normalisieren, indem er eine derartige Meinung gleichberechtigt neben eine andere stelle. Ex-Bild-Chef Kai Diekmann kritisierte Plasberg auf Twitter: "Das ist unerträglich!"
An anderer Stelle der Sendung wehrte Plasberg zudem eine entstehende Diskussion über die Rolle der AfD im Zusammenhang mit "Halle" ab – es sei kein Vertreter der AfD da, und man würde der Partei ja nur eine Bühne bieten. Die Einwände mögen berechtigt sein. Über die AfD in diesem Kontext aber nicht zu sprechen, wirkte reichlich seltsam. Zumal Plasberg in der Vergangenheit bei jeder Gelegenheit über die AfD oder deren Positionen debattieren ließ. Am Montag blendete er, immerhin, ein Statement von AfD-Chef Jörg Meuthen ein.
Plasbergs widersprüchliches Agieren in diesem Punkt lässt sich als unglückliche Spät-Reaktion auf die Kritik an seiner Sendung vom 1. Juli auffassen, in dem es ihm nicht gelang, AfD-Politiker Uwe Junge in eine kritische Diskussion zu verwickeln. Der WDR-Rundfunkrat rüffelte ihn damals, man hätte sich "ein höheres Maß an Aufklärung und Einordnung gewünscht".
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