Gerade einmal eine verlängerte Sommerpause musste die Harald Schmidt-Fangemeinde ohne ihn ertragen. Nach seinem unrühmlichen Ende bei Sat.1 - der Sender hatte angesichts mauer Zuschauerquoten im Frühjahr die Notbremse gezogen - ist Schmidt nun im Bezahlsender Sky zu sehen. Seine Late Night läuft dienstags bis donnerstags um 22.15 Uhr auf Sky Hits und Sky Hits HD sowie um 23 Uhr auf Sky Atlantic HD.
Und was bekamen die Sky-Zuschauer zur Premiere am Dienstagabend geboten? Einen Harald Schmidt, der sich selbst neu erfunden hat? Um es gleich zu sagen: nein. Schmidt ist der Alte geblieben. Leider, möchte man sagen. Denn zumindest zur Premiere bei seinem neuen Sender setzte der Entertainer exakt da an, wo er bei Sat.1 aufgehört hatte: bei ein wenig Selbstironie, mittelmäßigen Gags, ein wenig Feuilleton, und etwas Boulevard.
Von einem Gag-Feuerwerk, von seinem bitterbösen Sarkasmus, der ihn einst so auszeichnete, ist Harald Schmidt heute jedenfalls weit entfernt. „Ich selber, als alter Gewerkschafter, bin sehr auf der Seite des streikenden Flugpersonals", kommentiert er den Streik bei Lufthansa. "Ich habe mir heute Morgen aus Solidarität mit den streikenden Stewardessen selbst einen Becher heißen Kaffee in den Schritt gegossen.“
Harald Schmidt zu Heidi Klum und Altersarmut
Die Debatte um die Altersarmut streift Schmidt mit den Worten „Mir ist es doch lieber, ein Senior wühlt in der Mülltonne, als vor mir in der Schlange im Supermarkt nach dem Kleingeld.“ Und die Schlagzeilen zu Heidi Klum und ihrer angeblichen Affäre mit einem Bodyguard verleitet ihn zur Feststellung: „Das zeigt doch: Heidi ist ein ganz normales Bergisch-Gladbacher Mädchen - ein Kind vom Italiener, drei von einem Schwarzen und jetzt zusammen mit einem vom Sicherheitsdienst.“
Natürlich sind Kalauer dieser Art ganz nett und unterhaltsam. Nur - von seinem einstigen Niveau ist Harald Schmidt noch weit entfernt. Stattdessen wirkte der einstige Spötter der Nation ein wenig lustlos. Selbst der Auftritt von Sidekick Klaas Heufer-Umlauf, ein neues Bilderrätsel, und die tatsächlich großartigen Künstlerinnen Sol Gabetta und Hélène Grimaud trösten den eingefleischten Harald Schmidt-Fan da nur wenig.
"Nordkorea ist ein bisschen wie Sky - hermetisch abgeriegelt", sagt Klaas Heufer-Umlauf in einem nicht wirklich zündenden Gag zu Kim Jong Un. Das mag Harald Schmidt zunächst einmal schützen, Quotendruck hat er bei Sky im Gegensatz zu Sat.1 nicht. Trotzdem: Schmidt täte gut daran, sich auf seine alten Stärken zu besinnen. Seine Sky-Premiere lässt jedenfalls genügend Luft nach oben.