London (ddp). Es gilt als Fluch vieler Kinderstars, dass sie nach ihrem frühen Aufstieg später nicht mehr an den großen Erfolg anknüpfen können. Bei Daniel Radcliffe sehen die Aussichten dagegen bestens aus.
Schon jetzt wird dem Schauspieler, der seit sieben Jahren den weltberühmten Zauberlehrling Harry Potter auf der Leinwand verkörpert, von Kritikern ein großes Talent auch abseits dieser Rolle zugesprochen. Am Montag feiert Radcliffe seinen 18. Geburtstag - elf Tage nach dem Kinostart des fünften Films "Harry Potter und der Orden des Phönix" und zwei Tage nach Erscheinen des mit Spannung erwarteten siebten und letzten Bandes der Zauber-Saga aus der Feder von Joanne K. Rowling.
Nicht einmal Radcliffe war von der Autorin in das Geheimnis eingehweit worden, wie die Bestseller-Reihe ausgehen würde. Das Ende der Erfolgsgeschichte sieht er mit Wehmut und zugleich Erleichterung. Er sei wohl tatsächlich der einzige Jugendliche der Welt, der sich keine Fortsetzung wünsche, scherzte er kürzlich im US-Magazin "Details".
Mit einem Vermögen von rund 30 Millionen Euro ist Daniel Radcliffe der reichste Teenager seiner Heimat Großbritannien. In einem Alter, in dem sich andere glücklich schätzen, wenn sie einen Gebrauchtwagen fahren, könnte er sich mehrere Fuhrparks und dazu Villen auf der ganzen Welt zulegen. Allein für die beiden letzten, noch folgenden Potter-Filme soll er rund 36 Millionen Euro erhalten. Als jüngster Schauspieler ist er mit einer Figur im berühmten Wachsfigurenkabinett Madame Tussauds in London vertreten. Demnächst darf er sich auch auf dem "Walk of Fame" in Hollywood verewigen.
Doch dieser junge Mann, der in London geboren wurde und vor den Augen eines Weltpublikums erwachsen geworden ist, gibt sich weiterhin erfrischend bodenständig. Er sehe sich nicht als Star, betont er in Interviews immer wieder. Seinen Geburtstag feiert Radcliffe abseits der Öffentlichkeit. Auch von seinem Geld hat er sich noch keine besonderen Luxus-Anschaffungen geleistet. "Menschen mit Autosammlungen - das habe ich nie verstanden. Es ist nicht schön, nicht kreativ. Es geht nur darum zu zeigen, wie viel Geld du hast". Das einzig wirklich Kostspielige, das ihn interessiere, seien Kunstwerke.
Daniel Radcliffe - sein Spitzname ist Dan - trat schon als kleiner Junge in Schulaufführungen auf. Mit zehn Jahren hatte er seine erste Fernsehrolle in der Charles-Dickens-Verfilmung "David Copperfield". Es folgte der Kinofilm "Der Schneider von Panama", für den Daniel an der Seite von Jamie Lee Curtis vor der Kamera stand. Sie soll es auch gewesen sein, die seine Eltern dazu ermunterte, ihn zum Harry-Potter-Casting zu schicken.
Die Nachricht, die sein Leben schlagartig veränderte, erreichte ihn schließlich mit elf Jahren im Badezimmer. "Mein Dad lief herein und sagte: Rate mal, wen sie in der Rolle von Harry Potter wollen? Und ich fing an zu heulen", erinnerte er sich. Mit dem ersten Teil der Filmserie, "Harry Potter und der Stein der Weisen", wurde Radcliffe im Jahr 2001 über Nacht zum Weltstar. Neben seinen Aktivitäten im Zauberinternat Hogwarts übernimmt er inzwischen aber ganz bewusst auch andere Projekte.
Vor allem sein Theaterdebüt im Drama "Equus", in dem er im Februar in London einen psychisch kranken Stalljungen spielte und dabei minutenlang splitternackt auf der Bühne stand, sorgte für Aufsehen und bescherte Radcliffe große Anerkennung aus Kritikerkreisen. Im Oktober kommt der Film "December Boys" in die deutschen Kinos, in dem als Waisenjunge in Australien zu sehen ist. Derzeit laufen die Dreharbeiten zum Drama "My Boy Jack" über den Schriftsteller Rudyard Kipling und dessen im Ersten Weltkrieg vermissten Sohn. Dass es trotz neuer Rollen schwer wird, sich vom Image des Zauberschülers zu befreien, darüber ist Radcliffe sich wohl bewusst: "Es wird immer Leute geben, die mich nicht von Harry trennen können. Ich werde damit einfach zurecht kommen müssen".
Ambitionen zu studieren, hat er nicht. Für ihn ist klar, dass er spielen und schreiben möchte. Radcliffe verfasst auch Gedichte. Und unter keinen Umständen will er den Klatschblättern die Geschichte liefern vom Kinderstar, der auf die schiefe Bahn gerät. "Viele hätten es toll gefunden, wenn ich die Schule abgebrochen hätte und einfach ausflippen würde. Ich bin entschlossen, ihnen das nicht zu geben", sagte er dem Magazin "Entertainment Weekly" äußerst bestimmt.