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Hamburg: Angeklagter gesteht Mord an Ex-Freundin und Kind in S-Bahnhof

Hamburg

Angeklagter gesteht Mord an Ex-Freundin und Kind in S-Bahnhof

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    Notarzt-Einsatz in der S-Bahnhaltestelle Jungfernstieg im April.
    Notarzt-Einsatz in der S-Bahnhaltestelle Jungfernstieg im April. Foto:  Tnn, dpa (Archiv)

    Mit einem Geständnis des Angeklagten hat der Prozess gegen einen 34-Jährigen begonnen, der vor einem halben Jahr in Hamburg seine Tochter und seine Ex-Partnerin erstochen hat. Die Tat am S-Bahnhof Jungfernstieg hatte bundesweit Betroffenheit ausgelöst.

    Der Mann aus dem westafrikanischen Niger ließ seinen Verteidiger am Donnerstag zu Prozessbeginn ein knappes Geständnis verlesen. Darin gab er die Tat zu und erklärte, er bete für sein Kind und seine Ex-Partnerin. Was er getan habe, sei "bei Gott eine Sünde" gewesen. 

    Der Angeklagte soll seiner Ex-Freundin immer wieder gedroht haben

    Dem Verbrechen vom 12. April vorausgegangen waren monatelange Auseinandersetzungen, denn der damals 33-Jährige wollte ein gemeinsames Sorgerecht erreichen. Immer wieder soll er seiner Ex-Freundin, von der er seit Sommer 2017 getrennt war, gedroht haben.

    Nach dem tödlichen Messerangriff: Am Tatort zurück bleibt ein Buggy mit einer rosa Kindertasche.
    Nach dem tödlichen Messerangriff: Am Tatort zurück bleibt ein Buggy mit einer rosa Kindertasche. Foto: Polizei Hamburg, dpa (Archiv)

    Am 11. April schließlich signalisierte ihm ein Familiengericht, dass sein Antrag vor dem Hintergrund der Konfliktsituation keine Aussicht auf Erfolg haben werde.

    In der S-Bahn habe es einen Streit zwischen Vater und Mutter gegeben

    Einen Tag später gab es morgens ein Treffen des Mannes mit seinem Kind - unter Aufsicht eines vom Jugendamt beauftragten Trägers. Eine Stunde später holte die 34-Jährige, eine fünffache Mutter, ihre Tochter wie vereinbart ab. Mit dabei waren ihr dreijähriger Sohn und ihr neuer Freund.

    An einem S-Bahnsteig kam es laut Anklage zu einem Zusammentreffen mit dem Ex-Partner. Alle seien in dieselbe S-Bahn gestiegen. Dort habe es Streit zwischen der 34-Jährigen und dem Angeklagten gegeben. Am Jungfernstieg stiegen alle aus. 

    Der Angeklagte wählte nach der Tat selbst den Notruf

    Plötzlich zog der Angeklagte der Staatsanwaltschaft zufolge ein Messer mit einer 19 Zentimeter langen Klinge, verletzte seine in einem Buggy sitzende Tochter am Bauch und versetzte ihr einen Schnitt am Hals. Dann stach er der Mutter in den Rücken und ergriff die Flucht.

    Einsatzkräfte der Polizei sichern den Zugang zur S-Bahnhaltestelle Jungfernstieg in Hamburg.
    Einsatzkräfte der Polizei sichern den Zugang zur S-Bahnhaltestelle Jungfernstieg in Hamburg. Foto:  Bodo Marks, dpa (Archiv)

    Das Kind starb noch am Tatort. Die Mutter erlag ihren Verletzungen im Krankenhaus. Die Anklage wirft dem Mann aus dem westafrikanischen Niger vor, die Tat aus niedrigen Beweggründen und heimtückisch begangen zu haben.

    Blumen, Briefe und ein Stofftier liegen auf dem S-Bahn Steig Jungfernstieg zum Gedenken an die zwei Opfer einer tödlichen Messerattacke.
    Blumen, Briefe und ein Stofftier liegen auf dem S-Bahn Steig Jungfernstieg zum Gedenken an die zwei Opfer einer tödlichen Messerattacke. Foto: Christian Charisius, dpa (Archiv)

    Der Mann hatte laut Ermittlern selbst den Notruf gewählt. Wenig später wurde er in der Innenstadt festgenommen, nicht weit vom Tatort entfernt. Die Tatwaffe wurde in einem Mülleimer im Bahnhof Jungfernstieg gefunden. Die Behörden nahmen sich der vier Halbbrüder des getöteten Mädchens an, die zwischen 3 und 15 Jahre alt sind.

    Die Staatsanwaltschaft geht von einer vollen Schuldfähigkeit aus

    Ein Psychiater wird den Prozess verfolgen und am Ende beurteilen, ob der Angeklagte schuldfähig ist. Laut Gerichtssprecher stand er bei der Tat nicht unter dem Einfluss von Drogen oder Alkohol. Die Staatsanwaltschaft gehe aufgrund eines vorläufigen Gutachtens davon aus, dass der Angeklagte voll schuldfähig ist und wirft dem 34-Jährigen zweifachen Mord vor. Die Richter haben 15 Verhandlungstage bis Dezember angesetzt. 18 Zeugen und drei Sachverständige sind nach Angaben eines Sprechers geladen.

    Er gehörte zu einer Gruppe von Migranten aus Afrika, die in Hamburg "Lampedusa-Gruppe" genannt wird - diese Migranten kamen 2013 über die Mittelmeerinsel zunächst nach Italien. (dpa)

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