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HIV-Epidemie: Kampf gegen HI-Virus: Welt-Aids-Konferenz sucht nach Lösungen

HIV-Epidemie

Kampf gegen HI-Virus: Welt-Aids-Konferenz sucht nach Lösungen

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    Ein Mann wird im südafrikanischen Johannesburg auf HIV getestet. Gegenwärtig infizieren sich jährlich weltweit noch rund 2,1 Millionen Menschen mit dem HI-Virus.
    Ein Mann wird im südafrikanischen Johannesburg auf HIV getestet. Gegenwärtig infizieren sich jährlich weltweit noch rund 2,1 Millionen Menschen mit dem HI-Virus. Foto: Jon Hrusa/Archiv (dpa)

    Wie ist der Kampf gegen HIV und Aids bis 2030 endgültig zu gewinnen? Auf der Suche nach Antworten treffen rund 18 000 Forscher, Aktivisten und Regierungsvertreter in Südafrika zur Welt-

    Hepatitis C: Von einer Infektion mit Hepatitis C bemerkt der Betroffene zunächst nichts.    Patienten müssen mit Medikamenten therapiert werden - eine Schutzimpfung gibt es nicht.
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    "Es gibt viel Zuversicht, dass wir endlich die nötigen Werkzeuge haben, die Aids-Epidemie unter Kontrolle zu bringen", sagte der Präsident der Internationalen Aids-Gesellschaft (IAS), Chris Beyrer. "Aber es ist viel zu früh, um einen Sieg zu verkünden."

    Zur Eröffnung der einwöchigen Konferenz in der Hafenstadt Durban wird UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erwartet. Auch mehrere Prominente, die sich im Kampf gegen HIV engagieren, werden an der Konferenz teilnehmen: der britische Prinz Harry, der Sänger Elton John und die Schauspielerin Charlize Theron etwa.

    Die Ansteckungszahlen mit HIV gehen weltweit wieder nach oben.
    Die Ansteckungszahlen mit HIV gehen weltweit wieder nach oben. Foto: Hans Gelderblom/Robert Koch Institut/Archiv (dpa)

    Gegenwärtig infizieren sich jährlich noch rund 2,1 Millionen Menschen mit dem HI-Virus. In Zentralasien und Osteuropa stieg die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen Jahren sogar stark an. Weltweit sterben jedes Jahr etwa 1,1 Millionen Menschen an den Folgen der Immunschwächekrankheit Aids, zumeist in Afrika.

    Kampf gegen Aids - Von der ersten Infektion zur effektiven Therapie

    1900: Vermutlich um die Jahrhundertwende geht ein HIV-Urtyp (SI-Virus) in Afrika vom Affen auf den Menschen über.

    1959: Ärzte entnehmen einem Mann im Kongo eine Blutprobe. Jahrzehnte später wird festgestellt, dass sich darin HIV-Antikörper befinden.

    1981: Die US-Gesundheitsbehörden melden, dass immer mehr Homosexuelle unter bis dahin seltenen Infektionen und Hauttumoren leiden. 

    1982: Krankheitsfälle treten auch bei Drogenabhängigen und Blutern auf. Die Krankheit bekommt den Namen Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, Erworbenes Immunschwäche-Syndrom). In Deutschland wird die erste Aids-Diagnose gestellt.

    1983: Luc Montagnier und seinen Kollegen vom Pasteur-Institut in Paris gelingt es, das Aids-Virus zu isolieren. Der New Yorker Arzt Joseph Sonnabend benutzt erstmals den Begriff "Safer Sex". Auch in Deutschland wird verstärkt über das Thema Aids berichtet.

    1984: Robert Gallo entwickelt ein Zellkultursystem und schafft damit die Voraussetzung für die Entwicklung erster Aids-Tests.

    1985: Die erste internationale Aids-Konferenz tagt. 27 Millionen deutsche Haushalte bekommen Informationsbroschüren zugeschickt.

    1986: Experten bezeichnen den Erreger einheitlich als HIV (Human Immunodeficiency Virus, Humanes Immunschwächevirus).

    1987: Das erste Aids-Medikament AZT wird in den USA und wenig später auch in Deutschland zugelassen. Es kann die Virus-Vermehrung etwas bremsen.

    1991: Die rote Schleife (Red Ribbon) wird zum internationalen Aids-Symbol. Queen-Sänger Freddie Mercury stirbt an HIV.

    1996: Für Aufsehen sorgt die Entdeckung, dass einige Menschen eine genetisch bedingte, wenn auch nicht vollständige HIV-Resistenz haben.

    1999: Schweizer Ärzte haben außergewöhnlichen Erfolg mit einer Hochdosis-Kombinationstherapie aus mehreren Medikamenten (HAART), in der Folge wird diese Strategie zur Standardbehandlung.

    2002: Der Globale Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria wird zur Finanzierung nationaler Maßnahmen gegen diese Krankheiten gegründet.

    2003: Mit dem Fusionshemmer Enfuvirtid (Handelsname Fuzeon) kommt in den USA und der EU eine vierte Klasse von Aids-Medikamenten auf den Markt, nach den sogenannten Nukleosiden, Protease-Hemmern und Transkriptase-Hemmern.

    2008: Luc Montagnier wird gemeinsam mit Françoise Barré-Sinoussi für die Entdeckung von HIV der Medizin-Nobelpreis verliehen.

    2010: Barack Obama hebt das in den USA seit 1987 geltende Einreiseverbot für HIV-Positive auf.

    2014: Bei dem zunächst als "funktionell geheilt" geltenden "Mississippi-Baby" entdecken Ärzte erneut das HI-Virus. Das Mädchen war kurz nach der Geburt mit drei Medikamenten behandelt worden, nach einem halben Jahr entzog es die Mutter einer weiteren Therapie. Monate später war das Kind dennoch virenfrei gewesen. Dies bezeichneten Mediziner als Sensation - bis der Erreger doch wieder auftauchte.

    2016: Die Vereinten Nationen sprechen von einem Wendepunkt der Aids-Epidemie in Afrika. Zum ersten Mal würden auf dem Kontinent mehr Betroffene behandelt als sich neu infizieren.

    Anfang Juni legte sich die internationale Gemeinschaft darauf fest, die Aids-Epidemie bis 2030 beenden zu wollen. Wie dieses Ziel erreicht werden kann, wird ein zentrales Thema der Konferenz sein. Ein wichtiger Ansatz ist, allen HIV-positiven Menschen Zugang zu den lebensrettenden virenhemmenden Medikamenten zu verschaffen. Sie verhindern den Ausbruch von Aids und können das Ansteckungsrisiko vermindern. Gegenwärtig bekommen von weltweit 37 Millionen HIV-positiven Menschen nur 17 Millionen solche Medikamente.

    Ein weiteres zentrales Thema ist die Prävention. Hier müssen nach Ansicht von Experten die Anstrengungen verstärkt werden: Die Zahl der weltweiten Neuinfektionen sei zuletzt nur noch marginal gesunken. Besonders Risikogruppen müssen demnach gezielter informiert werden. In Osteuropa sind das zum Beispiel Drogenabhängige und Männer, die Sex mit Männern haben.

    In Südafrika sehen viele Experten vor allem sexuell aktive Mädchen und Frauen bis zu 25 Jahren als Risikogruppe. "Jugendliche Mädchen und junge Frauen zu erreichen, vor allem in Afrika südlich der Sahara, wird ein Schlüsselfaktor zum Beenden der Aids-Epidemie sein", erklärt die Anti-Aids-Organisation der Vereinten Nationen (UNAIDS). Im Gastland der Konferenz leben mit sieben Millionen Menschen besonders viele HIV-Positive - jeder Fünfte zwischen 15 und 49 Jahren gilt als infiziert.

    Welt-Aids-Konferenz in Südafrika

    HIV und Aids weltweit: Zahlen und Fakten

    Dank moderner Medikamente (antivirale Therapien) überleben weltweit immer mehr Menschen trotz der Immunschwächekrankheit HIV/AIDS.

    Regionen: HIV/AIDS grassiert weiterhin mit großem Abstand am häufigsten in Afrika südlich der Sahara. Hier leben 23,5 Millionen Menschen mit HIV, darunter auch 3,1 Millionen Kinder. Das sind 90 Prozent aller Kinder, die weltweit infiziert sind. In Süd- und Südostasien haben rund 4,2 Millionen Menschen HIV. Weiter angespannt ist die Lage auch in Osteuropa und Zentralasien mit 1,5 Millionen HIV-Patienten. In der Russischen Föderation stiegen die erfassten Fälle zwischen 2005 und 2010 von rund 39.000 auf 62.500.

    Den größten Fortschritt bei der Versorgung mit Medikamenten gab es in Afrika südlich der Sahara - der Anteil stieg innerhalb eines Jahres von 37 auf 56 Prozent. Weltweit bekommt nun rund die Hälfte aller geeigneten Patienten antivirale Therapien. Der Zugang hängt aber immer von der Region ab: In Osteuropa und Zentralasien erhalten zum Beispiel weniger als ein Viertel der HIV-Patienten Medikamente. Als Folge starben dort 2011 rund 90.000 Menschen an AIDS. 2001 waren es 15.000.

    Geschlecht: HIV/AIDS ist weltweit die Haupttodesursache für Frauen im gebärfähigen Alter. 63 Prozent aller jungen Erwachsenen, die mit HIV leben, sind Frauen vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ein Hauptgrund für die Infektion ist Unwissenheit. Nur ein Viertel der jungen Frauen und rund ein Drittel der jungen Männer in diesen Ländern konnten Fragen zur HIV-Prävention und -Übertragung korrekt beantworten.

    Alter: Das größte Risiko für HIV-Infektionen ist die Jugend. Jeden Tag stecken sich weltweit rund 2400 junge Erwachsene zwischen 15 und 24 Jahren mit HIV an - 2011 waren es insgesamt rund 890.000. 4,9 Millionen junge Leute leben mit der Krankheit, davon 75 Prozent in Afrika südlich der Sahara.

    Ein wichtiges Thema der Tagung werden auch neue Medikamente sein, die bei täglicher Einnahme eine Infektion mit HIV verhindern können. Eine der offenen Fragen ist, ob nur Risikogruppen oder weitere Teile der Bevölkerung die sogenannte Präexpositionsprophylaxe (PrEP) nutzen sollten. In Deutschland sind solche Medikamente bisher nicht zugelassen, in Südafrika werden sie bereits kostenlos an Prostituierte ausgegeben.

    Experten werden bei der Konferenz auch über den Fortschritt bei der schwierigen Suche nach einer vorbeugenden Impfung und einem Heilmittel sprechen. Bisher kann das Virus im Körper nur in enge Schranken verwiesen, aber nicht komplett vernichtet werden. AZ/dpa

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