Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Großes Interesse an verspätetem "Tatort"

Panorama

Großes Interesse an verspätetem "Tatort"

    • |
    Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) vor einer türkischen Familie
    Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) vor einer türkischen Familie Foto: DPA

    Die ARD erzielte am Sonntagabend nicht nur starke TV- Einschaltquoten, die anschließende Diskussion im Internet verfolgten nach Angaben des Südwestrundfunks (SWR) etwa 20 000 Menschen. Wegen des großen Andrangs sei die Startseite zum Forum kurz vor Ende des Films zusammengebrochen. Rund 400 registrierte Nutzer hätten aktiv mitdiskutiert.

    "Schatten der Angst" - ein sozialkritischer Krimi zum Thema Zwangsheirat in einer türkischen Familie mit Ulrike Folkerts als TV- Kommissarin Lena Odenthal - hatte ab 20.15 Uhr 7,44 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme gelockt. Das entsprach einem Marktanteil von 21,2 Prozent. Die SWR-Produktion setzte sich damit gegen den ZDF-Spielfilm "Der Zauber von Sandbergen" aus der Inga- Lindström-Reihe durch, der es auf 6,51 Millionen Zuschauer (18,3 Prozent) brachte.

    Ursprünglich sollte der "Tatort" bereits am 10. Februar gezeigt werden. Doch nach einem Brand in einem überwiegend von Türken bewohnten Mehrfamilienhaus in Ludwigshafen, bei dem neun Menschen starben, kursierten damals Vermutungen über einen Anschlag. Eine zeitnahe Ausstrahlung erschien SWR und ARD nicht angemessen. Sie setzten den "Tatort" kurzfristig ab - aus "Respekt vor der Trauer der Angehörigen der Brandkatastrophe", wie es SWR-Intendant Peter Boudgoust formulierte.

    SWR-Fernsehdirektor Bernhard Nellessen führte das "überwältigende Interesse" nun auch auf die Vorgeschichte des Films zurück. "Nach der lebhaften Diskussion im Vorfeld wollten sich die Zuschauer endlich selbst ein Bild von unserem stimmig inszenierten und sensibel erzählten Ludwigshafen-"Tatort" machen", sagte er am Montag. Während es zur Entscheidung, den Krimi kurz nach der Brandkatastrophe nicht zu zeigen, nach SWR-Angaben zunächst hauptsächlich positive Reaktionen gegeben hatte, häufte sich nach der Ausstrahlung im Internetforum das Unverständnis über diese Art der "Selbstzensur". Denn inhaltlich gibt es keinen Zusammenhang mit den Geschehnissen der Brandkatastrophe.

    Der Film erzählt die Geschichte der jungen Türkin Derya, ungeheuer glaubhaft verkörpert von Sesede Terziyan, die mit Ercan zwangsverheiratet wurde, sich dann aber in einen deutschen Mann verliebt. Als Ercan das herausfindet, misshandelt er seine Ehefrau, die nach Ansicht der Angehörigen die Familienehre beschmutzt. Kurz darauf wird er umgebracht.

    Der SWR steht zu seiner Entscheidung von Anfang Februar. "Der ursprünglich angesetzte "Tatort"-Tag war jener Tag, an dem die Toten von Ludwigshafen in die Türkei übergeführt wurden", sagte Annette Gilcher von der SWR-Pressestelle. Und schließlich habe man auch den Film schonen wollen - eben weil er nichts mit dem Brand zu tun hatte.

    Auf der SWR-Internetseite ist "Schatten der Angst" noch bis zum 13. April abrufbar. Auch die Diskussion zum Film läuft unter www.swr.de/tatort weiter.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden