Nach seinem Tod, das hatte Prinz Philip schon zu Lebzeiten erklärt, wünsche er „no fuss“, keinen großen Rummel. Doch seit der Bekanntgabe seines Ablebens am Freitagmorgen herrscht im Königreich beinahe so etwas wie Ausnahmezustand, wenn auch im Zeichen der Corona-Pandemie.
Die Medien überschlagen sich mit der Berichterstattung über das Leben und Wirken des Herzogs von Edinburgh. „Wir weinen mit Ihnen, Ma’am“, titelte die Boulevardzeitung The Sun. Die Daily Mail gab es am Samstag als 144-seitige Prinz-Philip-Ausgabe. Dazu Staatstrauer, Schweigeminuten, Salutschüsse und Kanonendonner im ganzen Land, das Konterfei des Prinzgemahls auf Anzeigetafeln an Bushaltestellen, am Londoner Piccadilly Circus, entlang Schnellstraßen. Tausende Menschen pilgerten zum Buckingham-Palast, um Blumen abzulegen, auch wenn der Palast wegen der Pandemie-Beschränkungen die Menschen bat, davon abzusehen.
Berührt von der Anteilnahme äußerte sich am Samstag Thronfolger Prinz Charles mit einer emotionalen, fast zärtlichen Ansprache vor seinem Anwesen Highgrove House in Gloucestershire. „Mein lieber Papa“, sagte der 72-Jährige sichtlich ergriffen, „war ein ganz besonderer Mensch, der, wie ich denke, vor allem überwältigt wäre von der Reaktion und den bewegenden Dingen, die über ihn gesagt wurden, und was das betrifft, sind wir, meine Familie, zutiefst dankbar für all das. Es wird uns durch diesen besonderen Verlust und diese besonders traurige Zeit tragen.“
Prinz Andrew sagt: Wir haben den Großvater der Nation verloren
Königshaus-Experten hatten berichtet, dass der Patriarch kurz vor seinem Tod das älteste der vier Kinder von Philip und Königin Elizabeth II. zur Seite genommen und gebeten habe, nach seinem Tod auf die Mutter aufzupassen. Vater und Sohn hatten bekanntlich ein schwieriges Verhältnis. Er, Charles, müsse nun die Familie führen. Zugleich wird er mehr Verantwortung als Thronfolger übernehmen müssen. Wird er die großen Herausforderungen, vor denen das Königshaus steht, meistern können?
„Wir haben den Großvater der Nation verloren“, zollte Prinz Andrew seinem Vater Tribut und schilderte, wie es seiner Mutter, Königin Elizabeth II., gehe. Sie sei zwar „eine unglaublich stoische Person“, aber fühle den Schmerz mehr als jeder andere. Der Verlust ihres Mannes habe eine „riesige Lücke in ihrem Leben hinterlassen“, so habe es die 95-Jährige Prinz Andrew beschrieben, der in den Missbrauchsskandal um den toten US-Multimillionär Jeffrey Epstein verwickelt ist.
„Prinz Philip war ein bemerkenswerter Mensch. Er hat uns allen gezeigt, was ein Mann tun kann, um eine Frau scheinen zu lassen“, sagte die Engländerin Lucy, 47, die trotz Lockdown von einem Vorort Londons zum Buckingham-Palast fuhr, um rote Rosen abzulegen. Mit der Geste wollte sie Philips Dienst für die Krone danken – und Solidarität mit der Queen zeigen. „Mir tut es so schrecklich leid für sie.“
Die Trauerfeier findet am kommenden Samstag statt
Die Trauerfeier findet am kommenden Samstag in Windsor statt. Klein, zurückhaltend, familiär – bei der Zeremonie geht der Wunsch des Duke of Edinburgh nach weniger „fuss“ in Erfüllung, auch wenn dies vor allem der Pandemie geschuldet ist. Obwohl an diesem Montag einige Restriktionen auf der Insel gelockert werden, sind maximal 30 Gäste bei Beerdigungen erlaubt. Selbst Premierminister Boris Johnson verzichtet zugunsten von Familienmitgliedern auf seinen Platz, wie der Regierungschef bekannt gab.
Dafür reist Prinz Harry aus den USA an – ohne die schwangere Herzogin Meghan. Laut Palast sei ihr von ihrem Arzt von der Reise abgeraten worden. Die Empfehlung dürfte sowohl ihr als auch der königlichen Familie nicht ganz ungelegen kommen nach dem aufsehenerregenden Oprah-Winfrey-Interview, in dem das Paar, das sich im vergangenen Jahr aus der vordersten Reihe der Royals zurückgezogen hatte, schwere Vorwürfe gegen das Haus Windsor erhoben hatte.
Es ist das erste Mal seit dem Umzug nach Kalifornien, dass der Herzog von Sussex zurück in die Heimat fliegt. Kommt es dann zur Aussöhnung zwischen Harry und Prinz William sowie dem Rest der Familie? Angeblich werden die Brüder am Samstag Seite an Seite hinter dem Sarg des Großvaters hergehen.
Laut Plänen sollen die Trauerfeierlichkeiten um 15 Uhr Ortszeit beginnen – mit einer landesweiten Schweigeminute. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, gibt es keinen offiziellen Trauerzug. Auf Philips Wunsch hin wird der Sarg stattdessen auf einem extra dafür angepassten und mit Hilfe des Prinzen designten Land Rover innerhalb der Schlossmauern zur St.-Georges-Kapelle gefahren werden, wo dann der Gottesdienst stattfindet.
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