Prinz Andrew winkte und lächelte, als er am Morgen in seinem Bentley sein Zuhause in Windsor verließ und sich in Richtung London aufmachte, wo er später seine Mutter im Buckingham-Palast treffen sollte. Es war eine kleine Showeinlage für die wartenden Fotografen. Denn zum Lachen dürfte dem 59-Jährigen keineswegs zu Mute gewesen sein.
Prinz Andrew bittet Queen wegen Missbrauchsverdacht um Rückzugsmöglichkeit
Der Herzog von York gerät immer tiefer in den Strudel des Missbrauchsskandals um den mittlerweile toten US-Geschäftsmann Jeffrey Epstein, mit dem der Prinz befreundet war. Nun haben die Royals Konsequenzen gezogen, nachdem die Empörung und vernichtende Kritik über ein von ihm gegebenes Interview am Wochenende nicht abrissen. Prinz Andrew legte seine öffentlichen Aufgaben für die Königsfamilie bis auf Weiteres nieder.
Er habe „Ihre Majestät gebeten, auf absehbare Zeit von öffentlichen Aufgaben zurücktreten zu dürfen“, erklärte der zweitälteste Sohn von Königin Elizabeth II. am Mittwochabend. Ihm sei in den vergangenen Tagen klar geworden, dass seine Bekanntschaft mit dem verurteilten Sexualstraftäter zu einer „großen Ablenkung“ für die Arbeit der Königsfamilie und jene in den Organisationen und Vereinen, die er „mit Stolz“ unterstützt habe, geworden sei. Die Queen habe dem Anliegen zugestimmt.
Druck zu massiv: Wie Prinz Andrew sich weiter in den Strudel manövrierte
Natürlich handelte es sich lediglich um eine formelle Freundlichkeit in dem Schreiben. Es war praktisch die Monarchin, die ihren Sohn als Repräsentant der Windsors gefeuert hat. Medienberichten zufolge passierte das in Absprache mit Thronfolger Prinz Charles. Der Druck war zu massiv geworden nach dem umstrittenen Fernsehinterview am Wochenende, das von Prinz Andrew eigentlich als Befreiungsschlag gedacht war. Dieser Versuch ist grundlegend misslungen. Insbesondere die Tatsache, dass er weder Mitleid mit den Opfern von Epstein noch Reue zeigte, löste auf der Insel Entrüstung aus. Auf die Frage, ob er sich schäme für seine Freundschaft mit dem Sexualstraftäter, hatte Andrew geantwortet, er bedauere, dass Epstein sich offensichtlich „unziemlich“ verhalten habe.
Mit dem jüngsten Statement versuchte der Prinz nun, den Eindruck zu korrigieren, den die Zuschauer am Wochenende von ihm erhielten. Er bedauere uneingeschränkt seine Verbindung zu Epstein und habe „tiefes Mitgefühl“ mit dessen Opfern. Für den Prinzen geht es jetzt vor allem um Schadensbegrenzung. So stellte er erstmals in Aussicht, bei der Polizei in den USA auszusagen. Beobachter mutmaßen, dass Epsteins damalige Freundin Ghislaine Maxwell, mit der Andrew seit Jahrzehnten befreundet ist, mit dem FBI rede. „Falls sie umkippt, könnte sie ihnen vielleicht Prinz Andrew liefern“, schrieb der britische Journalist John Sweeney auf Twitter und bezog sich auf anonyme Quellen.
Opfer behauptet, zum Sex mit Prinz Andrew gezwungen worden zu sein
Der Prinz selbst will von dem Missbrauch weiterhin nichts gewusst haben. Epstein, der sich Anfang August in einem New Yorker Gefängnis das Leben genommen hat, war unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs Minderjähriger angeklagt. Eines der Opfer behauptet, mehrmals zum Sex mit Andrew gezwungen worden zu sein.
Der Prinz sagte, er habe „keinerlei Erinnerung daran, diese Dame jemals getroffen zu haben“, auch wenn es ein Foto von dem Treffen gibt, auf dem er seinen Arm um die Taille der damals Minderjährigen legt. Der Herzog von York zweifelt die Echtheit der Aufnahme an.
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