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Großbritannien: Erzbischof von Edinburgh tritt nach Vorwürfen zurück

Großbritannien

Erzbischof von Edinburgh tritt nach Vorwürfen zurück

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    Mitglied des Kardinalskollegium und Erzbischof von Edinburgh tritt zurück: Keith O'Brien.
    Mitglied des Kardinalskollegium und Erzbischof von Edinburgh tritt zurück: Keith O'Brien. Foto: Graham Stuart/Archiv dpa

    Er soll sich "unangemessen" gegenüber jungen Priestern verhalten haben, lauten die Vorwürfe an Kardinal Keith O'Brien. Deshalb ist der ranghöchste Vertreter der Katholiken in Großbritannien nun zurückgetreten. Er legte das Amt des Erzbischofs von St. Andrews und Edinburgh nieder, teilte das Erzbistum am Montag mit.

    An der bevorstehenden Wahl des neuen Papstes werde er nicht teilnehmen, sagte O'Brien. Der 74-Jährige ist der einzige britische Geistliche, der dem Konklave hätte angehören sollen.

    Vier Priester hatten sich an den Vatikan gewandt

    Am Sonntag waren die Vorwürfe gegen Kardinal O'Brien laut geworden. Drei Priester seiner schottischen Diözese und ein ehemaliger Priester hatten sich an den Vatikan gewandt. In einem Fall hatte es geheißen, der Erzbischof sei einem Priesteranwärter seines Seminars nach Abendgebeten in "unangemessener" Weise nähergekommen. Einer der Beschwerdeführer gab sogar an, er habe die Priesterwürde zurückgegeben, als O'Brien zum Bischof geweiht wurde.

    Stichwort Sedisvakanz

    Mit dem Ende des Pontifikats von Papst Benedikt XVI. beginnt am 28. Februar um 20 Uhr die Zeit der Sedisvakanz.

    Das ist die Zeit, in der das Amt des Papstes nicht besetzt ist - normalerweise vom Tod des Kirchenoberhaupts bis zur Wahl seines Nachfolgers.

    Der Begriff kommt aus dem Lateinischen und heißt wörtlich übersetzt «leerer Stuhl». Nach kirchlichem Verständnis sitzt der Papst auf dem Stuhle Petri.

    Der Glaubenslehre zufolge ist der Papst der Nachfolger des Apostels Petrus, den Jesus von Nazareth nach dem Matthäus-Evangelium als ersten Kirchenführer eingesetzt hatte.

    Während der Sedisvakanz leitet das Kardinalskollegium die Kirche. Seine Befugnisse sind aber auf Aufgaben und Entscheidungen beschränkt, die nicht aufgeschoben werden können.

    Von Päpsten erlassene Gesetze dürfen in dieser Zeit nicht korrigiert oder abgeändert werden. Die zwischenzeitliche Verwaltung der Kirche übernimmt der Kardinalkämmerer (Camerlengo) mit drei Kardinal-Assistenten.

    Das Kardinalskollegium bereitet vor allem die Wahl des neuen Papstes vor. Während der Sedisvakanz werden spezielle Münzen und Medaillen geprägt.

    "Der Heilige Vater hat entschieden, dass mein Rücktritt mit dem heutigen Tag wirksam wird", teilte O'Brien in Edinburgh mit. Im März wird er 75. Wie es die übliche Praxis in der katholischen Kirche will, hätte er dann ohnehin ein Gesuch beim Papst einreichen müssen, ihn von seinen Pflichten zu entbinden.

    Kardinal Keith O'Brien: Erklärter Gegner der Homo-Ehe

    Seinen Rückzug vom Konklave begründete er damit, dass er keine Medienaufmerksamkeit in Rom auf seine Person lenken wolle. Diese sollte Papst Benedikt und dessen Nachfolger gelten.

    Zuletzt hatte O'Brien mit der Forderung nach Aufhebung des Zölibats für Aufsehen gesorgt. Katholische Priester sollten selbst entscheiden dürfen, ob sie heiraten wollen oder nicht. Aber auch als scharfer Reformgegner war er zuvor schon aufgefallen, etwa als erklärter Feind der Home-Ehe.

    Die drei Priester hatten sich mit ihren Vorwürfen Anfang Februar an den vatikanischen Botschafter in Großbritannien, Antonio Mennini, gewandt, der den Fall nach Rom weitergab. Dies geschah offenbar noch bevor Papst Benedikt XVI. am 11. Februar seinen Rücktritt bekanntgab. AZ, dpa

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