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Großbritannien: Charlies Eltern geben auf

Großbritannien

Charlies Eltern geben auf

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    Das von der Familie zur Verfügung gestellte Foto zeigt Charlie in der Kinderklinik in London.
    Das von der Familie zur Verfügung gestellte Foto zeigt Charlie in der Kinderklinik in London. Foto: Family of Charlie Gard (dpa)

    Nach einem fünfmonatigen juristischen Streit haben Chris Gard und Connie Yates den Kampf aufgegeben, ihr elf Monate altes todkrankes Baby Charlie für eine experimentelle und äußerst umstrittene Therapie in die USA zu bringen. „Es ist das Härteste, was wir je zu entscheiden hatten“, sagte seine 31-jährige Mutter unter Tränen am Montag im Saal des Londoner Gerichts. „Charlie hatte eine wirkliche Chance, sich zu erholen.“ Doch nun sei es zu spät für die Therapie, der Schaden sei unumkehrbar.

    "Für Charlie ist die Zeit abgelaufen"

    Charlie leidet an einer seltenen genetischen Krankheit, deren Heilung laut Experten, die seinen Fall kennen, ausgeschlossen ist. „Für Charlie ist die Zeit abgelaufen“, sagte der Anwalt seiner Eltern. Eine Weiterbehandlung würde ihm nur Schmerzen bereiten. Charlies Hirn ist stark beschädigt. Um ihn in Würde gehen zu lassen, hatten seine behandelnden Londoner Ärzte beantragt, die lebenserhaltenden Geräte abzuschalten. Aus schierer Verzweiflung fochten die Eltern das an, doch Gerichte urteilten im Sinne der Ärzte. Im Juni stellte sich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hinter die britische Justiz.

    US-Präsident Trump und Papst Franziskus hatten später den Eltern Unterstützung angeboten. Kliniken in den USA und in Italien wollten Charlie behandeln. Nächste Woche würde er ein Jahr – er wird den Geburtstag wohl nicht mehr erleben.

    Der Fall Baby Charlie: Eine Chronologie

    4. August 2016: Charlie Gard wird geboren. Er leidet an einer seltenen Erbkrankheit, die zu Muskelschwund und Hirnschäden führt. Der Junge kann in der Folge ohne Hilfe weder atmen noch seine Arme und Beine bewegen, sein Gehirn ist stark geschädigt.

    11. April 2017: Ein Gericht in London ordnet gegen den Willen der Eltern einen Behandlungsstopp für Charlie an. Es folgt einem Antrag der behandelnden Ärzte. Der Junge solle in Würde sterben können. Das Urteil wird danach durch alle britischen Instanzen bestätigt.

    27. Juni: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte weist eine Beschwerde der Eltern als unzulässig ab. Die britischen Gerichte hätten den Fall akkurat und sorgfältig geprüft.

    30. Juni: An diesem Tag sollen die lebenserhaltenden Maßnahmen abgestellt werden. Das behandelnde Great-Ormond-Street-Krankenhaus lässt den Eltern allerdings noch etwas länger Zeit für den Abschied.

    7. Juli: Nach neuen Expertenmeinungen fordert die Klinik die erneute gerichtliche Prüfung einer möglichen Auslandstherapie für Charlie.

    10. Juli: Es beginnen neue Anhörungen vor einem britischen Gericht. Es muss entscheiden, ob die neuen Gutachten die Aufhebung eines früheren Urteils rechtfertigen. 

    24. Juli: Kurz vor einem möglichen Urteil geben die Eltern ihren juristischen Streit auf.

    28. Juli: Baby Charlie stirbt in einem Kinderhospiz. Der Junge wurde nicht einmal ein Jahr alt.

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