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Großbritannien: Alfies Armee kämpft weiter um das Leben des Buben

Großbritannien

Alfies Armee kämpft weiter um das Leben des Buben

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    Der Vater des Jungen, Tom Evans, will das Leben seines Sohnes trotz diverser Gerichtsurteile nicht aufgeben.
    Der Vater des Jungen, Tom Evans, will das Leben seines Sohnes trotz diverser Gerichtsurteile nicht aufgeben. Foto: Peter Byrne/PA Wire/dpa

    „Alfies Armee“ will nicht aufgeben. So nennen sich die zahlreichen Unterstützer der Familie Evans, die seit Wochen vor einem Krankenhaus in Liverpool dafür demonstrieren, dass die Eltern das Recht erhalten, über das Schicksal ihres todkranken Sohnes entscheiden zu dürfen. „Rettet Alfie“, fordern sie auf Plakaten und in Sprechchören. Es geht um Leben und Sterben, weshalb in Großbritannien besonders erbittert über die Frage gestritten wird, wer entscheiden darf: Die Angehörigen? Die Ärzte? Oder der Staat und Gerichte? Der 23 Monate alte Alfie, der sich seit Dezember 2016 in einer Art halb-vegetativem Zustand befindet, leidet unter einer schweren neurologischen Erkrankung, die noch nicht eindeutig diagnostiziert werden konnte.

    Die Mediziner der Kinderklinik Alder Hey im nordenglischen Liverpool bezeichneten die Verlängerung seines Leidens als grausam und unmenschlich, weil ihrer Ansicht nach das Gehirn des Jungen bereits fast vollständig zerstört ist. Das wollen die Eltern, Tom Evans und Kate James, nicht hinnehmen. Sie hatten sich vielmehr monatelang durch alle Instanzen geklagt. Aber mehrere Urteile bekräftigen die Einschätzung, dass eine weitere Behandlung nicht im Interesse des Kleinkindes sei und auch die Richter des britischen High Court gaben den Ärzten recht.

    Deshalb wurden am Montagabend die lebenserhaltenden Maßnahmen, die künstliche Ernährung sowie die Beatmungsgeräte, für Alfie eingestellt. Doch der kleine Junge atmete selbstständig weiter. Und die verzweifelten Eltern, strenggläubige Katholiken, schöpften neue Zuversicht. „Einige sagen, es ist ein Wunder“, sagte der 21-jährige Vater über die Tatsache, dass sein Sohn noch lebt.

    Papst bietet Hilfe an

    Ein Hoffnungsschimmer tat sich zunächst in Italien auf, nachdem Papst Franziskus angeboten hatte, Alfie in der vatikanischen Kinderklinik in Rom behandeln zu lassen. Der einzige Meister über das Leben, von seinem Anfang bis zu seinem Ende, sei Gott, sagte das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche nach einem Treffen mit Tom Evans im Vatikan.

    Am Montag bekräftigte der Papst noch einmal via Twitter, dass der Wunsch der Eltern erfüllt werden möge, neue Therapiemöglichkeiten zu suchen. Ein Rettungsflugzeug stand bereit, um Alfie nach Italien zu transportieren. Doch am Mittwochabend wiesen die Richter die Anträge ab, die frühere Entscheidung zu kippen. Alfie darf nicht nach Italien, sondern muss in seiner Heimatstadt Liverpool bleiben.

    Klinikmitarbeiter beschimpft

    Einige der Unterstützer des jungen Paars, „Alfie’s Army“, versuchten diese Woche deshalb sogar, das Krankenhaus zu stürmen, wurden jedoch von der Polizei zurückgedrängt. Bereits seit längerem beschweren sich die behandelnden Ärzte und Pfleger, dass sie von Aktivisten bedroht und wüst beschimpft werden.

    Wie lange wird, wie lange kann das Drama weitergehen? Medienberichten zufolge mussten die Eltern diese Woche den Sohn beatmen, weil die Lippen blau angelaufen sein sollen. „Wir haben das getan, was eigentlich eine Krankenschwester hätte tun sollen, um sein Leben zu erhalten“, wird der Vater in der Boulevardzeitung The Sun zitiert. Doch das Klinikpersonal ist nicht mehr zuständig.

    Auch deshalb wollte Tom Evans am Donnerstag mit dem Krankenhaus über die Möglichkeit verhandeln, das Kleinkind nach Hause zu verlegen. Er hoffe, dass dies in ein bis zwei Tagen der Fall sein werde.

    Die Geschichte erinnert an jene von Baby Charlie Guard, die im vergangenen Jahr ebenfalls wochenlang die Gemüter in Großbritannien erhitzt hat.

    Der elf Monate alte Säugling litt unter einer seltenen genetischen Krankheit, deren Heilung laut Experten ausgeschlossen war. Erst nach monatelangen juristischen Streitigkeiten gaben die Eltern ihren Kampf auf, den Sohn für eine experimentelle und äußerst umstrittene Therapie in die USA zu bringen. Im Juli starb Charlie Guard schließlich in einem Hospiz.

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