Man könnte ja leicht das übliche Theater hinter dem Trubel vom Wochenende vermuten. Da sollte die ja auch für diese wichtigsten Musikpreise nominierte Ariana Grande also bei der Mega-Gala in Los Angeles auftreten. Aber was ist eben noch besser, als neben vielen anderen Stars zu performen und eine der vielen Auszeichnungen abzuholen? Überraschend zu dem Aufreger zu werden – wo doch gerade am Freitag auch ein neues Album erschienen ist und eine Welttournee ansteht. Aufmerksamkeit ist schließlich die wertvollste Ressource im multimedialen Unterhaltungsgeschäft.
Aber eigentlich sollte man doch meinen, Ariana habe in den vergangenen eineinhalb Jahren genug erlebt, um jetzt nicht auch noch diesen Wirbel zu brauchen: kurzfristige Absage, öffentlicher Streit mit den Grammy-Machern, weil die sagen, sie hätte keine Show auf die Beine gestellt gekriegt, während sie sagt, von jenen mit ihren drei Song-Vorschlägen hängen gelassen worden zu sein – und auch noch twittert, es gehe hier um „Kunst und Ehrlichkeit“ … Oh je, Prinzessin! Bekam ja dann sogar noch die Trophäe für das beste Popgesangs-Album – Pink, Taylor Swift … Und nicht für das neue Album „Thank U, Next“, sondern für „Sweetener“, dessen gerade mal ein halbes Jahr alten Vorgänger. Hat aber auch allerhand zu verarbeiten, die 25-Jährige.
Der Tod von Ariana Grandes Ex-Freund, das Grabschen des Bischofs
Da war der Schock vom 22. Mai 2017, als 22 Menschen getötet und hunderte verletzt wurden bei einem Terroranschlag auf Arianas Konzert in Manchester. Wenn sie bis dahin vor allem die Kids kannten und wussten, dass sie es über Broadway-Musicals und Nickelodeon-Serien gleich mit ihrem Debüt 2013 auf Platz eins der US-Charts geschafft hatte – jetzt kannte sie die ganze Welt. Traurige Berühmtheit nennt man das wohl. Sie singt darüber auch auf „Sweetener“, in Songs wie „Get Well Soon“ (gute Besserung) – und zwar gut, ohne Melodrama, ein glaubwürdiger Abschied vom reinen Trallala.
Aber es ging ja noch weiter. Ariana Grande war über zwei Jahre hinweg mit dem Rapper Mac Miller zusammen, das Paar trennte sich im Mai 2018. Im Juni gab Ariana ihre Verlobung mit dem US-Comedian Pete Davidson bekannt. Im September starb Miller an einer Überdosis. Im Oktober folgte die Trennung von Davidson. Sie singt darüber auch auf „Thank U, Next“. Wieder gut und sich nun zu einer neuen Unabhängigkeit bekennend – das musikalisch durchaus noch vorhandene Trallalla vom Dance inzwischen eher in Richtung R&B verschoben. Und zwischendurch: Wurde sie im August auch noch von einem Bischof beim Begräbnis von Soul-Göttin Aretha Franklin vor laufenden Kameras fies befummelt …
Auf dem Album-Cover von "Thank U, Next" steht Grande kopfüber
Unfassbare Zeit also für die italienischstämmige Ariana. Passend, dass sie auf beiden Alben kopfüber abgebildet war. Aber ohnehin krass, wie sich in der Katastrophenzeit ihre Superstar-Werdung beschleunigt hat. Wenn man sich auch nicht aussuchen kann, wann und warum die Aufmerksamkeit maximal ist – wenn sie da ist, muss man sie nutzen wissen.