Am Anfang war – wie sollte es auch anders sein – der Wunsch nach Bequemlichkeit. Kein Luxus, nur Bequemlichkeit. Schließlich litt Elfriede von Maltzahn an Rheuma, und da ist das Verlangen nach einem „Schutz vor allzu viel Sonne und Wind“, den sie beanspruchte, nur verständlich.
Man schrieb das Jahr 1882. Die Dame befand sich zur Erholung an der Ostsee. Alles war zu ihrer Zufriedenheit. Nur eine Sitzgelegenheit am Strand, nah am Wasser und doch weitgehend wetterfest, die fehlte. Irgendwann saß sie mit ihrem Anliegen in der Werkstatt von Wilhelm Bartelmann, einem Korbmachermeister aus Rostock, und schon bald darauf zum ersten Mal in dessen Erfindung: dem weltweit ersten Strandkorb.
Google Doodle: Große Ehre für Strandkorb-Erfinder Wilhelm Bartelmann
Google hat heute eben jenem Wilhelm Bartelmann mit seinem Strandkorb-Doodle eine große Ehre erwiesen. Bartelmann, dem Wegbereiter. Ohne ihn hätten sich Maler wie Max Liebermann oder Wassily Kandinsky bei ihren Strand-Impressionen ganz andere Motive suchen müssen. Ohne ihn gäbe es in Billy Wilders „Manche mögen’s heiß“, dem Filmklassiker mit Marilyn Monroe, Tony Curtis und Jack Lemmon, eine urkomische Szene weniger. Und ohne ihn hätte sich Mecklenburg-Vorpommern für die Vermarktung des Bundeslandes auf die schwierige Suche nach einem anderen Botschafter machen müssen.
Doch es gab ihn ja, den Erfinder des Strandstuhls, wie Bartelmann das Möbelstück aus Weiden und Rohr ursprünglich nannte. „Der sieht ja aus wie ein aufrecht stehender Wäschekorb“, sollen da die Spötter schon gerufen haben. Hergestellt in einer elegant-geschwungenen Form übrigens, was typisch für die Ostseebäder werden sollte. Die Nordsee-Variante, so sagt man heute noch, fällt da eher durch ihre Ecken und Kanten auf. Jedenfalls hatten die Marketing-Fachleute von Mecklenburg-Vorpommern eine wunderbare Spielwiese zur Hand, um auf die touristischen Vorzüge ihrer Ostsee-Strände aufmerksam zu machen. Und was ihnen dabei nicht alles einfiel. Für die Expo 2010 in Shanghai schickten sie eigens 20 Exemplare per Schiff nach Fernost. Eine neue Plakatserie zeigte prominente Orte im Land, aufgehübscht mit einem Strandkorb. Von dort lächelte dann etwa eine Balletttänzerin heraus, aufgenommen im Mecklenburgischen Staatstheater in Schwerin. Und eine eigene Schokoladen-Serie – das Motiv ist klar – sollte es auch noch geben.
G8 in Heiligendamm: Spektakuläres Politiker-Foto in spektakulärem Strandkorb
Nur: Etwas gedauert hat es, bis die Kampagnen-Idee gereift war. 2007, zum G-8-Gipfel in Heiligendamm, ließ man ein sechs Meter langes Exemplar samt Nationalfläggchen fabrizieren, in dem alle Staats- und Regierungschefs Platz nehmen durften. Das Bild ging um die Welt, und diejenigen, die den Gipfel einen Erfolg nannten, fanden’s besonders nett. Es sah zumindest bequem aus.
Den Erfinder des Strandkorbs - Wilhelm Bartelmann, der heute seinen 172. Geburtstag hätte feiern können - hätte es wohl gefreut. anf