Es hilft nichts, man muss es kurz ansprechen und am besten gleich, dann hat man’s hinter sich. Vielleicht haben die Demonstranten am Samstag auf Russlands Straßen gar nicht deshalb Klobürsten in den Himmel gereckt, weil sie ihrem Präsidenten, nun ja, das eine oder andere schmutzige Geschäft zutrauen. Wollten sie Wladimir Putin nur den guten Verbraucherrat geben, dass a) eine Klobürste auch günstiger zu kriegen ist als für 700 Euro, b) das Exemplar in seiner putzigen Wochenend-Immobilie nicht zwingend aus Gold sein muss, weil der Goldwert, man weiß ja nie..., oder c) es eine Partnerschaft bereichern kann, wenn der Mann im Haushalt mehr macht als nur den Müll rauszubringen? Kann alles sein.
Die Klobürsten stehen jetzt für politischen Protest in Russland
So oder so sind die Klobürsten jetzt als Symbol für politischen Protest in der Welt. Kommen vielleicht nicht so trendy daher wie die Drei-Finger-Geste der thailändischen Demokratiebewegung in Anlehnung an die Science-Fiction-Filmreihe „Die Tribute von Panem“. Werden vielleicht nicht weltberühmt wie das „Peace“-Zeichen der Atomwaffengegner.
Aber weltbekannt sind sie allemal. Und aus dem Leben (hier: dem stillen Örtchen) gegriffen – wie die Regenschirme der jungen Leute in Hongkong. Erst Regenschirm-Revolution, jetzt Klobürsten-Revolution?
Warum sollte Putin sonst 700 Euro für eine Klobürste ausgeben?
Unterschätzen wir mal nicht die reinigende Kraft dieses Gegenstands, die Klobürste als Katharsis sozusagen. In Stuttgart hat sie gerade wegen ihres Designs zwei streitende Firmen vor das Oberlandesgericht gebracht. Die Jury der Startup-Castingshow „Die Höhle der Löwen“ hat schon ihre innovativen Silikonborsten „mit cleverem Lotuseffekt“ begutachtet. Und ihre Geschichte erst! Sie reicht weit zurück bis in die Antike. Damals sprach man vom Xylospongium.
All das wird Putin wissen. Warum sollte er sonst 700 Euro für eine Klobürste ausgeben?
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