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Glaube: Warum der Papst am Vaterunser zweifelt

Glaube

Warum der Papst am Vaterunser zweifelt

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    Papst Franziskus hat eine Diskussion darüber in Gang gesetzt, ob das Vaterunser richtig ins Deutsche übersetzt wurde.
    Papst Franziskus hat eine Diskussion darüber in Gang gesetzt, ob das Vaterunser richtig ins Deutsche übersetzt wurde. Foto: Ettore Ferrari, dpa (Archiv)

    Das Vaterunser ist das wichtigste Gebet des Christentums, auch viele Nicht-Gläubige können es auswendig aufsagen. Man sollte meinen, das TV 2000, die Passage „und führe uns nicht in Versuchung“ sei „keine gute Übersetzung“.

    Nicht wenige Katholiken bemängeln, der Papst rüttele spätestens seit der Veröffentlichung seines Apostolischen Schreibens „Amoris Laetitia“ im April 2016 an den Dogmen des Katholizismus. Jetzt nimmt Franziskus offenbar auch das Vaterunser und seine Übersetzung ins Visier. Grund für die Zweifel des Papstes ist die Überlegung, Gott könne eigentlich gar nicht in Versuchung führen. „Derjenige, der uns in Versuchung führt, ist Satan“, sagte Franziskus. Ein Vater lasse einen nicht fallen. „Ein Vater hilft dabei, sofort wieder aufzustehen“, sagte der Papst und wies auf einen Beschluss der französischen Bischofskonferenz hin, die kürzlich das Vaterunser in der betreffenden Passage neu fassen ließ. In katholischen Gottesdiensten in Frankreich wird seit dem ersten Adventssonntag die Formel „Lass uns nicht in Versuchung geraten“ verwendet.

    Vatikan: Papst Franziskus will zum Nachdenken anregen

    Müssen Katholiken in Deutschland und Österreich demnächst also ihr Hauptgebet umlernen? Der Vatikan hielt sich am Donnerstag bedeckt. Bisher handelte es sich um ein Gespräch des Papstes mit einem Journalisten, hieß es von offizieller Seite. Vatikansprecher Greg Burke sagte unserer Redaktion, bei der Übersetzungskritik des Papstes handelte es sich noch nicht um eine echte Aufforderung zur Abänderung, sondern um eine „Einladung zum Nachdenken“. Offizielle Stellen im

    In Deutschland hatten Theologen eine Anpassung der 500 Jahre alten Übersetzung an die neue französische Version gefordert. Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer hingegen kritisierte die Neuübersetzung des Vaterunsers. Es gehe nicht an, „Jesus zu korrigieren“, stellte Voderholzer vor einer Woche in einer Mitteilung seines Bistums fest. Die neue Übersetzung verfälsche die Worte Jesu, die Übersetzung „und führe uns nicht in Versuchung“ sei biblisch überliefert.

    Wie wird das Vaterunser richtig übersetzt?

    Der Streit kreist um das Problem der richtigen Bibelübersetzung des Vaterunsers, in diesem Fall um das Verständnis entsprechender Stellen aus dem Matthäus- und dem Lukasevangelium, das auf Alt-Griechisch überliefert ist. Inwiefern Franziskus tatsächlich den ursprünglichen Sinn der biblischen Worte im Auge hat oder auf seinen eigenen theologischen Schwerpunkt der  Barmherzigkeit abzielt, ist unklar. Schließlich gibt es in der Bibel zahlreiche Beispiele, in denen Gott den Menschen harten Prüfungen, also auch Versuchungen unterzieht, etwa im Buch Hiob.

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