Mythos 1: In einem Gebäude ist man vor einem Blitzeinschlag sicher.
Falsch. Thomas Raphael vom Verband für Elektro- und Informationstechnik sagt, es kommt viel mehr darauf an, was für eine Art von Gebäude es ist. Sicher ist man, wenn Metall verbaut ist. Da es gut leitet, fließt der Strom des Blitzeinschlages in die Erde ab. Sucht man aber etwa in einer Holzhütte Schutz, könnte es sein, dass der Blitz auf den Menschen überspringt. Der leitet besser als Holz. Wer keinen Blitzableiter am Haus hat, sollte bei Gewitter außerdem Abstand von Heizungen oder Stromleitungen halten.
Mythos 2 Bei Gewitter soll man nicht mit dem Handy telefonieren.
Unfug, sagt Blitzexperte Thomas Raphael. Weil Handys Strahlung aussenden, gehen manche Menschen davon aus, dass die Luft um das Telefon Blitze anzieht. Das stimmt aber nicht. Aus dem gleichen Grund hat man früher in Blitzableiter radioaktives Material eingebaut. „Es hat sich aber herausgestellt, dass das nichts bringt“, sagt Raphael.
Mythos 3: Das Auto schützt vor Blitzen.
Das ist leider nicht mehr wahr, sagt der Experte. Früher waren Karosserien aus Metall. Das hat den Strom an den Insassen vorbeigeleitet. Mittlerweile verwenden aber einige Hersteller den Verbundwerkstoff Carbon für das Autogestell. Dieser leitet nicht. Bei Wohnmobilen kommt das auch vor. „Bei Gewitter ist das, als säße man im Freien“, sagt Raphael.
Mythos 4: Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen.
Falsch. Denn Blitze schlagen in alle Bäume gleich gern ein. „Eine Erklärung für das Sprichwort ist, dass früher Hecken als Buchen bezeichnet wurden“, sagt Raphael. Und es ist sinnvoller, sich neben einer Hecke zu verstecken als neben hohen Bäumen. Der Experte warnt davor, in der Nähe von Bäumen Schutz zu suchen. Denn durch einen Blitzeinschlag wird das Wasser im Baum heiß und der Baum kann explodieren, also zersplittern. Deshalb sollte man bei Gewitter etwa zehn Meter Abstand zu Bäumen halten. Sicherer ist es, sich neben Metallmasten oder Freileitungen zu stellen.Mythos 4: Durch das offenen Fenster können Blitze einschlagen.
Mythos 5: Wer bei Gewitter draußen ist, sollte sich flach auf den Boden legen.
So gefährlich ist ein Blitz
Nicht alle Blitze schlagen in den Boden ein. Manche entladen sich auch zwischen Wolken.
Innerhalb von Mikrosekunden erhitzt sich die Luft nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) im Blitzkanal auf etwa 30.000 Grad.
Vereinzelt trifft ein Blitz Menschen. Meist dringt er in den Kopf ein und fließt in die Erde ab. Dabei kommt es zu Verbrennungen unterschiedlichen Ausmaßes sowie Herz- und Atemstillstand.
Ein Blitzschlag kann tödlich ausgehen.
Bei Gewitter ist das richtige Verhalten wichtig. Wer in der freien Natur überrascht wird, sollte gefährliche Punkte wie einzeln stehende Bäume, Metallzäune oder Anhöhen meiden.
Auch auf dem Fahrrad kann man vom Blitz getroffen werden. Baden ist bei Gewitter lebensgefährlich, das Wasser sollte sofort verlassen werden.
Der DWD empfiehlt, Mulden oder Gruben aufzusuchen und sich darin möglichst klein zu machen. dpa
Keine kluge Idee, sagt Experte Raphael. Der Gedanke dahinter ist, sich möglichst kleinzumachen, um nicht der höchste Punkt im Gelände zu sein. Sich mit geschlossenen Füßen hinzuhocken, einen runden Rücken zu machen und sich auf eine Tasche zu setzen, ist besser. Denn es sei zwar äußerst unwahrscheinlich, dass der Blitz in den Boden einschlägt, sagt Raphael. Tut er es aber doch, und man liegt flach auf dem Boden, bekommt man den Stromschlag am ganzen Körper ab.
Mythos 6: Durch das offene Fenster können Blitze einschlagen.
Nein, sagt Fachmann Raphael. Zwar hört man immer wieder von Kugelblitzen, die durch das offene Fenster hereingekommen sein sollen. Aber bisher konnte die Forschung nicht nachweisen, wie solche Blitze entstehen, ob es sie wirklich gibt und ob sie tatsächlich durch das Fenster kommen. „Aber bei einem Gewitter regnet es ja meistens, normalerweise sind die Fenster dann eh zu“, sagt Raphael.
Mythos 7: Blitze schlagen immer in den höchsten Punkte ein.
Auch falsch, sagt Raphael. „Blitze sind kurzsichtig. Sie entscheiden sich erst auf den letzten zehn Metern, wo sie einschlagen“, sagt der Experte. Ein Blitz kommt nicht in einem gleichmäßigen Strom vom Himmel, sondern in vielen kleinen Rucken. Wenn er ganz nah an der Erde ist, gehen von allen Gegenständen in seinem Umfeld kleine Miniblitze nach oben, sagt Raphael. In den Blitz vom Boden, der den Himmelsblitz zuerst erreicht, schlägt er dann ein. So kam es dazu, dass ein Blitz einmal in einen Baum direkt vor dem Münchner Olympiaturm eingeschlagen ist.
Mythos 8: Ein Blitz schlägt niemals zweimal an die gleiche Stelle ein.
Die Antwort auf diesen Mythos ist gar nicht so leicht. Denn das, was umgangssprachlich als Blitz bezeichnet wird, besteht eigentlich aus mehreren Blitzen, erklärt der Experte. „Der erste Blitz sucht sich den Weg des geringsten Widerstandes zur Erde. Danach ist aber noch Ladung in der Wolke. Und die entlädt sich in einem zweiten oder dritten Blitz.“ Diese Nachblitze nehmen genau den gleichen Weg wie der erste. Ist das vorbei, kühlt die Luft wieder ab. Wenn es dann wieder blitzt, sucht sich der neue Blitz eine neue Einschlagsstelle. Und die seines Vorgängers ist genauso geeignet wie jeder andere in der Umgebung. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz aber zweimal am gleichen Ort einschlägt ist sehr gering, sagt Raphael.
Mythos 9: Bei Gewitter sollte man alle elektronischen Geräte ausstecken.
Stimmt, sagt Raphael. Außer man hat einen Überspannungsschutz im Haus. Ist das nicht der Fall, sorgt die Spannung des Blitzes dazu, dass die Elektrogräte kaputt gehen. Vor Geräte, in die mehr als ein Kabel eingesteckt ist, sind davon betroffen. Also zum Beispiel Fernseher, Computer oder Telefone. Deshalb rät Raphael dringend dazu, das eigene Haus mit einem Überspannungsschutz zu sichern.