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Gewaltiges Ausmaß: Erdbeben in Chile macht Tage kürzer

Gewaltiges Ausmaß

Erdbeben in Chile macht Tage kürzer

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    Seit dem Beben in Chile dreht sich die Erde schneller. Bild: dpa
    Seit dem Beben in Chile dreht sich die Erde schneller. Bild: dpa Foto: lf

    Der Menschheit ist ein Stück Grundvertrauen in ihren Planeten verloren gegangen. Denn das schwere Beben vom Samstag hat nicht nur Chile erschüttert. Es hat dafür gesorgt, dass die ganze Welt sich jetzt anders dreht.

    Irgendwo in deren Innerem setzten sich am Wochenende riesige Gesteinsplatten in Bewegung, verschoben sich um ein paar Zentimeter und brachten den Boden ins Wanken. Hunderte Menschen kamen so in Chile ums Leben, Gebäude stürzten wie Kartenhäuser in sich zusammen, Teerstraßen falteten sich oder zerrissen wie Papier.

    Und das ist bei Weitem nicht alles. Der ganze Planet hat sich seither verändert, haben Wissenschaftler der Nasa jetzt ausgerechnet: Mit den Platten habe sich auch die Verteilung der Erdmasse verschoben, die Erdachse sei um acht Zentimeter verrutscht. Seither dreht die Welt sich schneller als zuvor - und macht so jeden einzelnen Tag ein bisschen kürzer.

    1,26 Mikrosekunden weniger bleiben uns demnach seit Samstag pro Tag. Kaum hat die Meldung von der verlorenen Millionstelsekunde sich verbreitet, versuchen auch schon die ersten Wissenschaftler zu beruhigen. Keine Panik, ist ihre Botschaft - die verlorene Zeitspanne sei so kurz, dass man sie nur berechnen, nicht messen könne.

    Spürbar sei sie für den Menschen schon gar nicht, und Auswirkungen auf Klima oder Ökosystem der Erde seien in den nächsten Hunderten Jahren auch nicht zu erwarten. Die Nasa, mutmaßt einer, habe nur Schlagzeilen machen wollen. Als falsch will die Meldung aber auch keiner abtun.

    "Aber das hat überhaupt keine Folgen für das tägliche Leben", sagt Joachim Wassermann, Seismologe an der Erdbebenwarte des Geophysikalischen Observatoriums in Fürstenfeldbruck. Und versucht das, was durch die veränderte Masseverteilung mit unserem Planeten passiert ist, für Nicht-Physiker zu erklären: Wie bei einer Eiskunstläuferin, die ihre Pirouetten dreht, sei es auch bei der Erde.

    Sind die Arme der Sportlerin ausgestreckt, dreht sie sich langsamer, sind sie angewinkelt, kann sie schneller ihre Kreise ziehen. Wenn sich riesige Gesteinsmassen verschieben, hat das bei einem Planeten ähnliche Auswirkungen, sagt Wassermann. Und weil bei unserer Zeitrechnung eine Erdumdrehung einem Tag entspricht, wird ein Tag kürzer, je schneller die Welt sich um ihre eigene Achse dreht.

    Solche Veränderungen, da sind sich die Forscher einig, kommen ständig vor: Bei jedem Erdbeben, aber im Grunde auch, wenn einer einen Stein wirft und so ebenfalls die Verteilung der Erdmasse beeinflusst. Grund zur Sorge scheint es also wirklich nicht zu geben - solange die Welt sich weiterdreht. Karin Seibold

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