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Gesellschaft: Warum sich viele Eltern so gestresst fühlen

Gesellschaft

Warum sich viele Eltern so gestresst fühlen

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    Eltern wollen vor allem eins: alles richtig machen. Und das ist gar nicht so einfach.
    Eltern wollen vor allem eins: alles richtig machen. Und das ist gar nicht so einfach. Foto: fotolia, Gina Sanders

    Viele Eltern fühlen sich unter Druck gesetzt und gestresst. Die Familienpolitik ist ihnen auch keine große Hilfe, den Alltag zu meistern. Den meisten Kindern geht es hingegen richtig gut. Das ist das Ergebnis zweier Studien, die am Montag in Berlin vorgestellt worden sind.

    Für die eine hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Auftrag der Zeitschrift Eltern knapp 1000 Mütter und Väter mit Kindern im Alter von bis zu zwölf Jahren repräsentativ befragt. Für die andere hat sich das Institut Iconkids & Youth für die Zeitschrift Eltern Family unter mehr als 700 Kindern von sechs bis zwölf Jahren umgehört. Angesichts dessen, was dabei herausgekommen ist, sollten Politiker nun darüber nachdenken, ob sie mit Familienpolitik gleichzeitig immer noch Gesellschaftspolitik betreiben wollen, fordert Soziologe Professor Heinz Bude. Er lehrt an der Universität Kassel und hat die Studie mit betreut.

    Um die Eltern zu entlasten, sollten sich Politiker stärker auf sie fokussieren, findet er. Sie sollten die Kinderbetreuung weiter ausbauen, aber auch mehr Hilfen bei der Pflege von Angehörigen schaffen. Zudem müsse die Unterstützung ausgebaut werden, Arbeitsmodelle zu finden, die zur Familiensituation passen.

    Studien: Eltern setzen sich auch selbst unter Druck

    Unter Druck setzen sich viele Eltern allerdings auch selbst, zeigen die Studien. Damit hat der Beruf weniger zu tun als die gesellschaftlichen Normen. Was andere über sie und die Art ihrer Erziehung denken, spielt für viele eine ganz große Rolle. Väter und Mütter sehen sich dabei gleichermaßen in der Verantwortung und fühlen sich beide für die Erziehung zuständig – auch wenn Mütter ihre Rolle stärker gewichten. Das verstärkt sich noch bei Alleinerziehenden, denn die meisten Kinder leben nach Trennungen nach wie vor meist bei der Mutter.

    Ihre Sache scheinen die Eltern jedenfalls trotz allen Drucks gut zu machen. So sagen 92 Prozent der befragten Kinder: „Meine Eltern sind die besten, die ich mir vorstellen kann.“ Bei ihnen fühlen sie sich immer sicher und wohl. Frei nach dem Schlagersänger Roy Black sagen 93 Prozent der Kinder sogar: „Ich finde es schön, auf der Welt zu sein.“ Und 82 Prozent sind zudem der Ansicht, die Eltern würden sich immer Zeit für sie nehmen.

    Mütter hätten gerne mehr Freiraum für sich

    Bei der Zeit für sich selbst hapert es bei den Müttern und Vätern aber wieder. So sagen 24 Prozent der Befragten, sie würden die gemeinsame Zeit allein mit dem Partner vermissen, seit sie eine Familie haben. Vor allem Mütter hätten aber auch gerne wieder mehr Freiräume nur für sich. Und auch 38 Prozent der befragten Kinder erleben ihre Familie so, dass die Eltern mehr Zeit haben wollen. Was zu Hause los ist, entgeht den Buben und Mädchen auch dann nicht, wenn die Eltern nicht über die eigenen Bedürfnisse mit ihrem Nachwuchs sprechen.

    So wenig überraschend das alles sein mag, so unerwartet ist für viele doch wohl ein anderes Ergebnis: In 73 Prozent der Familien gibt es Regeln für den Umgang mit dem Handy, sagen die Kinder, und 67 Prozent von ihnen finden es sogar besser, Freunde zu treffen statt ihnen nur Nachrichten zu schreiben.

    Das Smartphone ganz wegzulegen, fällt der Hälfte dennoch ziemlich schwer. „Es gibt offenbar ein Zerrbild in den Medien bei der Frage, wie viele Kinder und Familien in diesem Bereich Probleme haben“, sagt Marie-Luise Lewicki, Chefredakteurin von Eltern. Denn auch andere Studien würden diese Ergebnisse bestätigen. Und was manchen auch überraschen mag: Knapp die Hälfte der Väter und Mütter ist der Ansicht, dass gute Eltern ihren Kindern bei der Schularbeit helfen.

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