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Gemeinsam für Menschenrechte: Pussy Riot will sich mit Michail Chodorkowski verbünden

Gemeinsam für Menschenrechte

Pussy Riot will sich mit Michail Chodorkowski verbünden

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    Macht er künftig gemeinsame Sache mit Pussy Riot? Ex-Kremlgegner Chodorkowski
    Macht er künftig gemeinsame Sache mit Pussy Riot? Ex-Kremlgegner Chodorkowski Foto: Kay Nietfeld/dpa

    Die aus dem Straflager entlassenen Frauen der kremlkritischen Punkband Pussy Riot wollen mit dem Ex-Gefangenen Michail Chodorkowski gemeinsam für die Menschenrechte kämpfen. "Es wäre für uns eine große Ehre, wenn wir irgendwelche Schnittpunkte in der Menschenrechtsarbeit fänden", schrieben die Aktivistinnen Nadeschda Tolokonnikowa (24) und Maria Aljochina (25) in einem Brief an den 50-Jährigen.

    Die Frauen hatten zuvor angekündigt, für bessere Haftbedingungen in Russland kämpfen zu wollen. Sie reisten am Donnerstag von Tolokonnikowas Haftort im sibirischen Krasnojarsk zurück nach Moskau.

    Pussy Riot - Chronologie der Ereignisse

    21. Februar 2012: Fünf vermummte Mitglieder der Band Pussy Riot stimmen in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein «Punk-Gebet» an und flehen die Jungfrau Maria an, den damaligen Ministerpräsidenten Wladimir Putin zu verjagen. Sie werden von Sicherheitskräften abgeführt.

    5. März 2012: Ein Gericht ordnet Untersuchungshaft für Maria Alechina und Nadeschda Tolokonnikowa an, wenig später wird ihre Bandkollegin Jekaterina Samuzewitsch festgenommen.

    22. April 2012: Der Moskauer Patriarch Kirill hält vor der Kathedrale einen Gottesdienst mit tausenden Gläubigen. Er beschuldigt Pussy Riot, die Reliquien in der Kirche entweiht zu haben.

    20. Juli 2012: Beginn des Prozesses gegen die drei inhaftierten Bandmitglieder wegen «Rowdytums» und «Aufrufs zum religiösen Hass». Ihnen drohen bis zu sieben Jahre Haft in einem Straflager.

    7. August 2012: US-Popstar Madonna fordert während eines Konzerts in Moskau die Freilassung der Pussy-Riot-Musikerinnen. Internationale Stars wie Sting und Paul McCartney schließen sich dem Aufruf an.

    17. August 2012: Die drei angeklagten Musikerinnen werden zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Der Schuldspruch wird weltweit von Protesten begleitet.

    10. Oktober 2012: Im Berufungsverfahren wird die Haftstrafe gegen Alechina und Tolokonnikowa bestätigt. Samuzewitschs Strafe wird in eine Bewährungsstrafe umgewandelt, sie kommt auf freien Fuß.

    24. Oktober 2012: Die beiden inhaftierten Pussy-Riot-Mitglieder werden in Straflager gebracht. Tolokonnikowa wird in die Region Mordowien etwa 500 Kilometer östlich von Moskau verlegt, Alechina wird in die Region Perm im Ural überführt.

    16. November 2012: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellt während der deutsch-russischen Regierungskonsultationen in Moskau die Härte des Urteils gegen die jungen Musikerinnen in Frage. Putin weist dies zurück und wirft einer der Sängerinnen antisemitische Tendenzen vor.

    21. Februar 2013: Am Jahrestag des «Punk-Gebets» werden zwei mit Strumpfmasken maskierte Frauen festgenommen, die in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale an die Protestaktion erinnern wollen.

    20. März 2013: Ein Gericht in Moskau lehnt die zweite Berufung der beiden Inhaftierten ab.

    22. Mai 2013: Alechina tritt für elf Tage in einen Hungerstreik.

    22. Juli 2013: Mehr als 100 Musiker, unter ihnen Madonna, Adele, Elton John und Bryan Adams, fordern die Freilassung der Aktivistinnen.

    24./26. Juli 2013: Alechina und Tolokonnikowa scheitern auch in zweiter Instanz mit ihrem Antrag auf vorzeitige Haftentlassung.

    23. September 2013: Tolokonnikowa verweigert aus Protest gegen die Haftbedingungen in ihrem Straflager die Nahrungsaufnahme. Nach acht Tagen beendet sie ihren Hungerstreik. Später wird sie in ein Lager nach Sibirien verlegt.

    12 . Dezember 2013: Der Oberste Gerichtshof ordnet die Überprüfung der Urteile gegen die Musikerinnen der Punkband an.

    18. Dezember 2013: Die russische Duma verabschiedet ein vom Kreml eingebrachtes Amnestiegesetz für Häftlinge, die zu weniger als fünf Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurden. Erwähnt werden in dem Gesetzestext insbesondere Frauen mit Kindern, Minderjährige und Ältere sowie der Tatbestand des «Rowdytums». Alechina und Tolkonnikowa haben beide ein kleines Kind.

    23. Dezember 2013: Tolokonnikowa und Alechina werden aus der Haft entlassen.

    18. Februar 2014: Die Sängerinnen Tolokonnikowa und Alechina werden am Rande der Olympischen Winterspiele in Sotschi festgenommen. Sie sollen angeblich in einem Hotel geklaut haben.

    Begnadigt: Pussy Riot und Michail Chodorkowski

    Der von Kremlchef Wladimir Putin am vergangenen Freitag begnadigte Chodorkowski hatte bisher nur erklärt, sich für die Freilassung anderer politischer Gefangener in seinem Land einsetzen zu wollen. Eine politische Arbeit oder Unterstützung der Opposition lehnte er ab. Unklar war auch, ob und wann er nach Russland zurückkehren kann. Chodorkowski hält sich mit seiner Familie in Berlin auf.

    Tolokonnikowa kündigte an, ihre Organisation für Gefangene in Russland "Sona Prawa" (deutsche: Rechtszone) nennen zu wollen. Sie war mit Aljochina am Montag im Zuge einer Amnestie freigekommen. Beide Frauen hatten unmenschliche Haftbedingungen beklagt. Die beiden Aktivistinnen wollen sich an diesem Freitag auf einer Pressekonferenz in Moskau noch einmal zu ihren Plänen äußern.

    Pussy Riot: Kampf für Menschenrechte

    Chodorkowski hatte die vorzeitige Haftentlassung der zwei Aktivistinnen von Pussy Riot gelobt. "Die Freilassung von politischen Gefangenen macht die Machthaber wenigstens ein bisschen humaner", erklärte der 50-Jährige auf seiner Internetseite. "Ich weiß, dass die vergangenen Monate für Sie eine echte Hölle waren", hieß es in der Mitteilung des früheren Putin-Kritikers.

    Im Gegensatz zu den Künstlerinnen hatte Chodorkowski sich von Putin begnadigen lassen. Tolokonnikowa und Aljochina hatten ein Gnadengesuch abgelehnt. Die wegen Rowdytums verurteilten Aktivistinnen kamen nun im Zuge einer Massenamnestie frei - vor ihrem Haftende im März. Sie hatten im vergangenen Jahr in einer Kirche gegen Putins "autoritäres System" protestiert und waren danach in Haft gekommen.

    "Und bin froh zu erfahren, dass die Misshandlung, die eines europäischen Landes des 21. Jahrhunderts unwürdig ist, nun beendet ist", hieß es in Chodorkowskis Mitteilung. "Das Wichtigste ist jetzt wahrscheinlich, in sich selbst die Kraft zu finden, um im Herzen nicht Hass und Bitterkeit zu bewahren nach diesen schweren Prüfungen der Gefängnishaft." dpa/AZ

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