Das Geheimnis um den Aufenthaltsort von Spaniens Altkönig Juan Carlos ist nach zwei Wochen Rätselraten gelüftet: Der unter Korruptionsverdacht stehende 82-Jährige sei am 3. August in die Vereinigten Arabischen Emirate gereist und halte sich immer noch dort auf, teilt das Königshaus mit.
Bisher hatten sich sowohl die "Casa Real" als auch die spanische Regierung zu diesem Thema in Schweigen gehüllt.
Bereits vor einigen Tagen hatte die in Sachen Monarchie gut informierte Zeitung "ABC" inmitten wilder Spekulationen versichert, Juan Carlos habe bei befreundeten Scheichs in Abu Dhabi in den Emiraten Zuflucht gefunden. Er unterhalte beste Beziehungen zum Kronprinzen, Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan, und habe zunächst im "Emirates Palace", einem der teuersten Hotels der Welt, Unterkunft bezogen, so das Blatt.
In einem vom Königshaus am 3. August veröffentlichten Brief an seinen Sohn und Nachfolger Felipe VI. hatte Juan Carlos mitgeteilt, dass er ins Ausland ziehe - wegen der Finanzaffäre um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Saudi-Arabien. Damit wolle er die Arbeit Felipes "erleichtern". Seitdem war sein Aufenthaltsort unbekannt geblieben.
Ungeachtet der mysteriösen Ausreise versicherte die spanische Regierung von Ministerpräsident Pedro Sánchez, der "emeritierte König" sei nicht vor der Justiz geflohen. Sánchez' zweiter Stellvertreter, Pablo Iglesias vom Koalitions-Juniorpartner Unidas Podemos, sprach dagegen von einer "unwürdigen Flucht". Ein Anwalt von Juan Carlos versicherte, sein Mandant stehe der spanische Justiz auch nach der Ausreise zur Verfügung.
In dem Skandal geht es um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Hochgeschwindigkeitsbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium. Juan Carlos soll 2008 von den Saudis 100 Millionen US-Dollar für die Vermittlung kassiert haben. Damals genoss er als Monarch zwar noch Immunität. In Zusammenhang mit der Zahlung wird er aber nun der Steuerhinterziehung und der Geldwäsche nach seiner Abdankung im Juni 2014 verdächtigt. Im Juni leitete das Oberste Gericht in Madrid Ermittlungen ein.
© dpa-infocom, dpa:200817-99-200224/5 (dpa)