Wer da nicht seufzt wie ein verliebter Teenager, muss hart gesotten sein. Erlebt man nicht einen der schönsten Liebesfilme, wenn in „Jenseits von Afrika“ Robert Redford am Flussufer einer glücklichen Meryl Streep die Haare schamponiert? Und wenn sie im Doppeldecker sitzend nach der Hand des Piloten Redford greift...
Viele Männer haben den Film nicht begriffen. Was fanden die Frauen bloß an den Streifen dieser US-Amerikanerin? Keine Action, keine sexuelle Ausstrahlung. Aber Filmpreise satt. Es liegt wohl daran, dass Streep Skandale und Affären fremd sind. „Die befreiendste Sache, die ich schon früh machte“, erzählte sie einmal, „war, mich davon zu befreien, mir über mein Aussehen Gedanken zu machen.“ Ins gängige Schema der Leinwand passte sie mit ihrer leicht schiefen Nase und der fehlenden Sinnlichkeit ohnedies nicht. Aber in ihrem Blick kann so viel Zärtlichkeit rüberkommen, dass man unweigerlich ins Schwärmen kommt.
Meryl Streep hat sich immer politisch engagiert
Lässt man sich auf die Schauspielerin Meryl Streep ein, die an diesem Samstag 70 Jahre alt wird und in New York und im ländlichen Connecticut lebt, staunt man, wie verblüffend vielfältig ihre künstlerische Bandbreite ist. Die dreimalige Oscar-Gewinnerin (bei insgesamt 21 Nominierungen) brillierte zunächst mit dem Scheidungsfilm „Kramer gegen Kramer“ in einer Nebenrolle, gewann in der Hauptkategorie den Preis für das KZ-Drama „Sophies Entscheidung“ und einen dritten Oscar für „Die Eiserne Lady“, eine Filmbiografie über die ehemalige britische Premierministerin Margaret Thatcher. Ihre Gage von einer Million Dollar spendete sie dem „America’s National Women’s History Museum“, einem Museum zur Rolle der Frauen in der Geschichte.
Es gibt kaum ein Filmangebot, das die Frau, der Langeweile ein Gräuel ist und die ihre Karriere mit der TV-Serie „Holocaust“ international startete, ausgeschlagen hat. Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin hat sich Streep unter anderem für Abrüstung, die Friedensbewegung sowie die Gleichberechtigung der Frauen in der Filmindustrie engagiert. Doch dank der Leidenschaft für ihren Beruf wurde sie zum Superstar, zu einem Star, der nie einer sein wollte.
Donald Trump griff Meryl Streep an
Und ginge es nach US-Präsident Donald Trump, dürfte sie es auch nicht sein. Bei einer Golden-Globe-Verleihung warnte die Hollywood-Demokratin: „Wenn die Mächtigen ihre Position benutzen, um andere zu tyrannisieren, dann verlieren sie.“ Prompt reagierte Trump beleidigt und twitterte erzürnt, dass Meryl Streep eine der „überbewerteten“ Schauspielerinnen sei.
Millionen von Kinofans sind da anderer Meinung. Sie bescherten der Mutter von vier Kindern, die skandalfrei seit gut 40 Jahren mit dem Bildhauer Don Gummer verheiratet ist, eine Vielzahl von Hits: Unter anderem „Die Brücken am Fluss“ mit Clint Eastwood, über die späte Liebe einer Farmersfrau; die Komödie „Der Tod steht ihr gut“ oder „Der Teufel trägt Prada“ als zickige, tyrannische Chefin eines Modemagazins. In der Musical-Verfilmung „Mamma Mia!“ tollt sie im Overall über eine griechische Insel. Meryl Dancing Queen.
Ruhestand ist nicht. In der TV-Serie „Big Little Lies (auf deutsch etwa: große kleine Lügen) drehte sie mit Reese Witherspoon, Laura Dern und Nicole Kidman. Noch dieses Jahr soll ein weiteres Remake des Schwestern-Dramas „Little Women“ in die Kinos kommen.