Man könnte nun spotten, Harrison Ford habe es mit nur drei verschiedenen Gesichtsausdrücken zum Weltstar und erfolgreichsten Schauspieler des letzten Jahrhunderts gebracht. Man kann aber auch sagen, dass es gerade seine minimalistische Art ist, die ihn zur Projektionsfläche sowohl weiblicher als auch männlicher Fans machte und die vor allem seine zahlreichen Draufgänger-Rollen stets auf angenehme Weise auf ein menschliches Normalmaß herunterdimmte.
Ein Talentscout entdeckte Harrison Ford
Dabei war das oft etwas verwundert dreinschauende Knautschgesicht mit der sexy Narbe am Kinn anfangs nicht unbedingt förderlich für die Karriere: Zwar wurde Ford, der sich bereits während seines Studiums auf der Theaterbühne versuchte, früh von einem Talentscout von Columbia Pictures entdeckt, mehr als ein paar kleine Nebenrollen in heute längst vergessenen Streifen und Serien wie „Rauchende Colts“ sprangen dabei aber nicht heraus.
Um seine Familie über Wasser zu halten, schlug Ford sich deshalb fast ein Jahrzehnt als Tischler, aber auch Tour-Roadie für die „Doors“ durch, ehe er von Regisseur George Lucas für dessen Achtungserfolg „American Graffiti“ (1973) gecastet wurde. Um dann vier Jahre später als Han Solo in Lucas’ Science-Fiction-Epos „Star Wars“ (an dessen Erfolg damals kaum einer geglaubt hatte) auf einen Schlag weltberühmt zu werden.
Vier Mal spielte Ford den vermeintlich zynischen Weltraum-Schmuggler mit weichem Kern als eine Mischung aus draufgängerischem Cowboy und selbstironischem Clown – der wohltuende Gegenpart zum übersteigerten Ernst des ganzen Jedi-Gedöns und eine der Erfolgsformeln der frühen „Star Wars“-Filme.
2019 soll ein fünfter Teil von Indiana Jones erscheinen
Diese Formel wurde (mitsamt Fords gesammelter Gesichtsausdrücke) denn auch 1981 auf seine zweite große Serienrolle übertragen: „Indiana Jones“. Ursprünglich wollte George Lucas, der für seinen Freund Steven Spielberg das Drehbuch um den Archäologen und Abenteurer geschrieben hatte, den Schauspieler dafür gar nicht freigeben – und nun wird für übernächstes Jahr bereits der fünfte Teil angekündigt. Und noch eine Fortsetzung einer seiner großen, wenn nicht (neben „Der einzige Zeuge“ von Peter Weir) größten Rolle erwartet den Harrison-Ford-Fan diesen Herbst: „Blade Runner“. Der düstere, philosophisch aufgeladene Science-Fiction-Film von Ridley Scott gilt heute als Meilenstein – und ließ eine Frage offen, die es hoffentlich in der Fortsetzung auch bleibt.
Sein Privatleben - drei Ehen und fünf Kinder - schirmt Ford ab
Ebenso wie Ford – der seine Berühmtheit und den Verlust der Anonymität einmal als „Albtraum“ bezeichnete – die Fragen nach seinem so gut als möglich abgeschirmten Privatleben, den drei Ehen und fünf Kindern, offen lässt. Und sich stattdessen lieber mit seiner Frau Calista Flockhart („Ally McBeal“) auf seine Ranch in den Bergen von Wyoming zurückzieht. Ob er da auch heute seinen 75. Geburtstag feiert? No comment. Stattdessen: zerknautschter, sympathischer und irgendwie verwundert dreinschauender Gesichtsausdruck.