Auch im Grundgesetz der Schrebergärtner ist Müßiggang aller Laster Anfang. Sich einfach nur in die Hängematte legen, dem Gras beim Wachsen zusehen und mit einem frühen Feierabendbier einen faulen Tag beschließen: undenkbar in einer Laubenkolonie. Kleingärten werden ihren Besitzern „insbesondere zur Gewinnung von Gartenbauerzeugnissen für den Eigenbedarf“ überlassen, heißt es im Bundeskleingartengesetz streng. Auf mindestens einem Drittel der Fläche müssen danach Tomaten, Zucchini oder anderes Gemüse angebaut werden. Und das macht Arbeit.
Die Regeln in den Laubenkolonien sind streng
Die Regeln in den Anlagen sind streng – und die Vorurteile jenseits des Zauns noch immer groß: Schrebergärtner schneiden den Rasen mit der Nagelschere auf den Nanometer genau, sie kontrollieren mit dem Zollstock die Höhe der Hecken, polieren ihre Gartenzwerge so eifrig wie ihre Autos und gelten auch sonst als Inbegriff allen Spießigen. Der Schriftsteller Wladimir Kaminer etwa erinnert sich noch gut, wie er selbst Laubenpieper wurde: Innerhalb weniger Monate habe er bereits gegen so ziemlich jedes Verbot der Gartenordnung verstoßen – außer jenem zur Haltung von Großvieh in Kleingärten vielleicht. „Zu unseren Verbrechen gehörten unter anderem Ruhestörung, verbotenes Anpflanzen von Hecken zwischen den Parzellen und die vorsätzliche Anschaffung nicht zulässiger Pflanzen.“ Geblieben ist er trotzdem.
Kaminers Kolonie in Berlin heißt wenig prosaisch „Bornholm 1 und 2“. In einem seiner Bücher hat er sie in „Glückliche Hütten“ umbenannt. Der Name ist Programm: Nach einer Umfrage der Hochschule im hessischen Geisenheim sind Kleingärtner glücklicher als Menschen ohne Garten und ihre Schrebergärten so etwas wie die letzten Paradiese auf Erden – zumindest bis die ersten Nacktschnecken kommen.
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