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Frohsinn gegen Frost: Die Narren sind los

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Frohsinn gegen Frost: Die Narren sind los

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    Frohsinn gegen Frost: Die Narren sind los
    Frohsinn gegen Frost: Die Narren sind los Foto: DPA

    Zur Weiberfastnacht übernahmen die Jecken das Kommando für die tollen Tage. Verkleidete Frauen stürmten in den rheinischen Hochburgen die Rathäuser, gingen den Männern an den Kragen und machten kurzen Prozess mit deren Krawatten. In Köln gaben Oberbürgermeister Jürgen Roters und das Dreigestirn aus Prinz, Bauer und Jungfrau um 11.11 Uhr offiziell den Startschuss für den Straßenkarneval. In Düsseldorf eroberten die jecken Weiber das Rathaus und übernahmen Schlüssel und Macht.

    In Mainz trotzen Tausende den Minusgraden und schunkelten sich warm. Auch dort begann das jecke Treiben pünktlich um 11.11 Uhr. Die Weiber kamen mit Scheren bewaffnet am Fastnachtsbrunnen in der Innenstadt zusammen, am Nachmittag stieg eine "Weiberparty". An vielen Orten in Baden-Württemberg erreichte die schwäbisch- alemannische Fastnacht ihren Höhepunkt. Am "Schmotzigen Dunschtig" (von Schmotz = Schmalz) wurden Schulen, Unis, Kindergärten und Rathäuser "befreit". Fanfarenzüge und Musikkapellen zogen schon am frühen Morgen durch die Straßen, um das närrische Volk zu wecken und in Stimmung zu bringen.

    In Wittlich in der Südeifel machten die Weiber männliche "Gefangene": Über eine Leiter in zehn Meter Höhe zogen sie triumphierend in das Gebäude der Stadtoberen ein. Stadtbürgermeister Joachim Rodenkirch und mehrere Ratsmitglieder wurden am Strick zum Marktplatz geführt, mussten Schlüssel und Schlips opfern. Der Jubel der Närrinnen - je nach Region auch "Möhnen" oder "Wiever" genannt - war ihnen sicher.

    In Bonn hatten die Waschweiber ab Mittag im rechtsrheinischen Beuel das Rathaus fest im Griff. Angeführt von Wäscherprinzessin Lara I. und begleitet von tosendem Applaus tausender Zuschauer übernehmen sie das Zepter bis zum Ende der "fünften Jahreszeit" am Aschermittwoch. In Aachen hatten die Weiber einen männlichen Verbündeten: Prinz Dirk IV., der schon am Vorabend das Rathaus erobert hatte. Die jecken Damen - unter ihnen Lady Gaga, blaue Schlümpfe oder gescheckte Kühe - feierten ihren Prinzen auf dem Markt. Top-Stimmung herrschte, trotz Schneegestöbers und ohne Hochprozentiges, das es wie schon in den Vorjahren nicht gab.

    Als kleinster Karnevalsumzug der Welt startete wieder der Ein- Mann-Zug von und mit Helmut Scherer (75) und seinem Bollerwagen in Unna. Allerdings will das Karnevals-Urgestein 2011 zum letzten Mal antreten - nach mehr als 50 Jahren. An vielen Orten schunkelten sich die Jecken schon seit dem Morgen warm, tanzten und "bützten". In den Karnevalshochburgen machten die meisten Behörden und Unternehmen spätestens um 11.11 Uhr dicht - um den wilden Treiben zu entkommen oder um kräftig mitzufeiern. Auffallend viele Herren hatten vorsorglich besonders altmodische Schlipsen angelegt, nach 11.11 Uhr war alles ab.

    Gegen Minusgrade und mancherorts auch Schneefall wappneten sich viele Narren mit molligen Ganzkörperkostümen. An einigen zentralen Plätzen war der Trubel allerdings überschaubarer als in den Vorjahren. Viele hatten sich gleich von Anfang an für die wärmende Kneipe entschieden. Die Stimmung war aber - im Gegensatz zur Temperatur - aber auch draußen nicht auf dem Gefrierpunkt. In Düsseldorf rückten die Narren angesichts der Minus-Temperaturen besonders dicht zusammen und wärmten sich bei Sekt und Altbier.

    In Köln lobte die Polizei das Glasverbot, das in einigen Innenstadt-Zonen galt und für das die Stadt erst am Mittwoch vom Oberverwaltungsgericht Münster grünes Licht erhalten hatte. Die Stadt hofft auf weniger Verletzungen und Sachbeschädigung.

    Das Rauchverbot in Kneipen und Sälen in NRW war für die närrischen Tage außer Kraft gesetzt. Jeder Wirt und Veranstalter konnte selbst entscheiden, ob er die Kostümierten von Weiberfastnacht bis Karnevalsdienstag qualmen lässt oder nicht. Eine Ausnahmeregelung zu Brauchtumsfesten im Nichtraucherschutzgesetz macht's möglich.

    Weiterer Höhepunkt und Abschluss der verrückten Jahreszeit sind auch in diesem Jahr für Millionen Menschen wieder die Rosenmontagszüge. In der Domstadt lautet das närrische Motto 2010 "In Kölle jebützt", die Düsseldorfer haben sich für "Jeck - we can!" entschieden. Die Mainzer lassen sich inspirieren von "Bei uns in Mainz gilt die Devise, die Fassenacht kennt keine Krise".    

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