Eine rasante Fahrt mit der Achterbahn Silver Star im Europa-Park, Badespaß im dazugehörigen Erlebnisbad Rulantica oder ein Aufenthalt in den verschiedenen Mottohotels sind trotz der Corona-Pandemie bereits seit Mai wieder möglich. Einzige Bedingung für den Besuch im Freizeitpark ist das Beachten des strengen Hygiene-Konzepts. Doch genau für das geriet der größte Freizeitpark in Europa nun in Kritik. Von Montag bis Mittwoch verteilte der Themenpark an die Besucherinnen und Besucher je nach Status verschiedene Armbändchen. Getestete erhielten andere Bändchen als Geimpfte oder Genesene.
Vor allem in den sozialen Netzwerken wurde dieses Vorgehen stark kritisiert. "Nie wieder werden wir euch besuchen", schreibt eine Instagram-Nutzerin unter ein Bild auf dem offiziellen Konto des Freizeitparks. Sie ist mit ihrer Meinung nicht allein. Die Kommentarspalte unter den aktuellen Beiträgen wächst und wächst. Ein anderer Nutzer schreibt: "Schämt euch". In den Kommentaren wird dem Park unter anderem vorgeworfen, eine Zweiklassengesellschaft zu fördern. Manche vergleichen die Corona-Maßnahme sogar mit der Judenverfolgung während der NS-Diktatatur und rufen zum Boykott auf.
Europa-Park ändert nach Kritik seine Corona-Regeln
Das sind schwere Vorwürfe, von denen sich der Freizeitpark deutlich distanziert. Es sei zu keiner Zeit das Anliegen gewesen, eine bestimmte Gruppe zu stigmatisieren, teilt eine Pressesprecherin des Europa-Parks mit. "Es ging lediglich darum, eine möglichst praktische und überschaubare Lösung zu finden", erklärt sie die Vorgehensweise. Mit den unterschiedlichen Armbändchen hätten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leichter erkennen können, ob Gäste eine der drei Bedingungen - geimpft, genesen oder getestet - erfüllten, erklärt die Sprecherin. Durch die jeweilige Farbe wurde jedoch der Impfstatus oder eine Erkrankung für alle sichtbar. Für die Kritikerinnen und Kritiker sei dies datenschutzrechtlich problematisch gewesen, sagt die Pressesprecherin.
Der Europa-Park reagierte auf den Unmut und händigt seit Donnerstag Geimpften, Genesenen und Getesteten die gleichen Armbänder aus. Seitdem ist der Tag und nicht der Status für die Farbe der Bänder entscheidend. "Dadurch wird vermieden, dass der Gesundheitsstatus durch die Farbe des Armbands für andere Gäste ersichtlich ist und gleichzeitig sichergestellt, den behördlichen Vorgaben nachzukommen", schreibt der Freizeitpark in die Kommentarspalte auf Instagram.
Baden-Württemberg lockert Corona-Bestimmungen
Der Hintergrund für die unterschiedlichen Armbändchen war die neue Corona-Verordnung in Baden-Württemberg. Dort gelten seit Montag deutlich gelockerte Regeln für das gesellschaftliche Leben. Voraussetzung für die zurückgewonnene Freiheit ist, dass die Menschen geimpft, genesen oder getestet sind. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist nicht mehr maßgeblich und selbst eine Personenobergrenze für Veranstaltungen im Innenbereich gilt nicht mehr.
Trotz der beschlossenen Lockerungen investiert der Freizeitpark weiter in die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher. Geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter überwachen die Einhaltung von Abständen und Maskenpflicht. Das teilt das Gesundheitsamt des Ortenaukreises auf Anfrage mit. Dem ging voraus, dass sich Besucherinnen und Besucher in der vergangenen Woche über hohe Auslastung und Gedränge in dem Vergnügungspark beschwert hatten. Wie eine Sprecherin des Kreises sagt, steht das Gesundheitsamt in regelmäßigem Kontakt mit dem Park. (mit dpa)