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Französische Alpen: Hinweise auf Geldstreitigkeiten nach Vierfach-Mord

Französische Alpen

Hinweise auf Geldstreitigkeiten nach Vierfach-Mord

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    Das Auto, in dem die Toten lagen, weckt das Interesse der Fotografen.
    Das Auto, in dem die Toten lagen, weckt das Interesse der Fotografen. Foto: dpa

    Nach dem mysteriösen Vierfach-Mord in Frankreich gehen die Ermittler ersten konkreten Spuren nach. Der erschossene Familienvater Saad al-Hilli habe anscheinend Geldstreitigkeiten mit seinem Bruder gehabt, sagte der zuständige Staatsanwalt Eric Maillaud der Nachrichtenagentur AFP. Die britische Presse berichtete am Freitag zudem, dass der britische Geheimdienst den 50-Jährigen zeitweise überwacht habe.

    Beide Töchter überleben das Blutbad

    Bei dem kaltblütigen Mord waren am Mittwochnachmittag auf einem Waldparkplatz in der Nähe von Annecy in Ostfrankreich der aus dem Irak stammende al-Hilli, seine Frau, die Mutter der Frau und ein Fahrradfahrer, der vermutlich zufällig am Tatort vorbeikam, erschossen worden. Alle wurden durch Kopfschüsse getötet.

    Nur die beiden kleinen Töchter der britischen Familie überlebten das Blutbad: Die Vierjährige blieb unverletzt, weil sie sich im Auto unter den Leichen versteckte, ihre siebenjährige Schwester erlitt Schädelfrakturen und eine Schusswunde.

    Vierfach-Mord: Zwei Ermittlungsverfahren eingeleitet

    Die Staatsanwaltschaft leitete am Freitag zwei Ermittlungsverfahren wegen "Mordes" an den Erwachsenen und "versuchten Mordes" an den Mädchen ein, wie Maillaud mitteilte. "Es gab den Willen, alle lebenden Personen zu töten", hob er hervor. Zwei Untersuchungsrichter wurden mit dem Fall betraut.

    Mit Blick auf einen möglichen Familienstreit um Geld sagte der Staatsanwalt: "Diese Information scheint seriös zu sein, sie stammt von der britischen Polizei." Der Bruder müsse nun "sehr lange" befragt werden. Laut britischer Zeitung Daily Mirror ging es um eine Erbschaft von mehr als einer Million Euro.

    Kann der britische Geheimdienst den Fall aufklären?

    Zugleich warnte der Staatsanwalt jedoch vor voreiligen Schlüssen. Es stelle sich die Frage, ob Geldstreitigkeiten der Anlass für einen Vierfach-Mord sein könnten, sagte er. Es werde daher jede Spur "akribisch" verfolgt. Nach Angaben aus französischen Polizeikreisen meldete sich der Bruder bei der britischen Polizei und beteuerte seine Unschuld.

    Bei der Aufklärung des rätselhaften Vierfach-Mordes kann womöglich auch der britische Geheimdienst behilflich sein. Der erschossene Brite irakischer Herkunft sei früher vom Geheimdienst überwacht worden, meldete die britische Zeitung "Daily Mail". Das Opfer sei 2003 während der von den USA und Großbritannien angeführten Intervention im Irak überwacht worden.

    Vater hatte eigene Firma

    Die Opferfamilie lebte schon seit Jahren in Großbritannien, die Großmutter war schwedische Staatsbürgerin. Al-Hilli war Ingenieur und hatte eine eigene Informatik-Beratungsfirma; er arbeitete vor allem im Bereich Luft- und Raumfahrt. Die Familie, die am Rande von London in einem äußerst großzügigen Haus lebte, hatte bei Annecy Urlaub auf einem Campingplatz gemacht.

    Innenminister weist Kritik an Polizeiarbeit zurück

    In Frankreich kam am Freitag mehr und mehr Kritik an der Ermittlungsarbeit der Polizei auf, denn die unverletzte Vierjährige war erst rund acht Stunden nach dem Fund der Leichen in dem von Kugeln durchsiebten Auto entdeckten worden. Ermittler hatten gesagt, das Mädchen sei übersehen worden, weil der Tatort nach dem Fund sofort abgesperrt worden sei, um das Eintreffen von Spezialisten der Spurensicherung aus Paris abzuwarten. Innenminister Manuel Valls sagte im Sender RTL, die Polizei habe "überhaupt keinen" Fehler begangen. afp/AZ

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