Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Frankreich: Attentäter von Paris streamte Video vom Tatort auf Facebook

Frankreich

Attentäter von Paris streamte Video vom Tatort auf Facebook

    • |
    Der Täter Larossi Abballa auf einem undatierten Internet-Foto.
    Der Täter Larossi Abballa auf einem undatierten Internet-Foto. Foto: AFP PHOTO / FACEBOOK / STR

    Der 25 Jahre alte Franzose Larossi Abballa hatte am Montagabend im Pariser Vorort Magnanville einen Polizisten und dessen Lebensgefährtin getötet. Bevor er von Eliteeinheiten erschossen wurde, bekannte er sich zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Besonders verstörend: Der Attentäter hatte vom Tatort ein Video auf Facebook gestreamt.

    Das IS-Sprachrohr Amaq hatte das Video des Attentäters weiter verbreitet. Abballa drohte darin mit weiteren Anschlägen während der Fußball-EM: "Wir halten andere Überraschungen für die EM bereit, mehr verrate ich Euch nicht", sagte Abballa in dem Video. "Die EM wird ein Friedhof sein."

    Paris-Attentat: Facebook sichert Behörden Kooperation zu

    Facebook hat daraufhin eine enge Kooperation mit den französischen Behörden zugesagt. "Terroristen und Terrorakte haben keinen Platz auf Facebook", erklärte das Unternehmen am Dienstag (Ortszeit). Das Netzwerk arbeite eng mit den französischen Behörden zusammen, die das "schreckliche Verbrechen" aufklärten. Das Video, das der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, wurde von dutzenden Facebook-Nutzern angeklickt, bevor es vom Netzwerk gelöscht wurde. Wann immer dem sozialen Netzwerk "terroristischer Inhalt" gemeldet werde, werde dieser so rasch wie möglich entfernt, erklärte Facebook. Eine Sprecherin gestand aber "besondere Herausforderungen" im Umgang mit live geposteten Videos ein.

    Die grausame Tat hatte sich folgendermaßen abgespielt. Larossi Abballa, der bereits wegen dschihadistischer Aktivitäten zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, erstach zunächst den in Zivil gekleideten 42-jährigen Polizisten vor dessen Wohnhaus im westlich von Paris gelegenen Magnanville, wie Staatsanwalt François Molins mitteilte. Dabei rief er nach Augenzeugenberichten "Allahu akbar" (Gott ist groß).

    Larossi Abdalla schnitt der Frau die Kehle durch

    Danach verschanzte er sich im Haus der Familie und nahm die 36-jährige Partnerin, die selbst als Sekretärin in einem Polizeirevier arbeitete, und das gemeinsame Kind des Paars als Geiseln. Weil Verhandlungen erfolglos blieben, stürmten Sondereinheiten der

    Laut Staatsanwalt Molins wurde in dem Haus der Opfer eine Liste mit potenziellen Anschlagszielen gefunden. Darauf standen demnach die Namen von Polizisten und Journalisten, aber auch Rapper. Beschlagnahmt wurden auch drei Messer, darunter die blutverschmierte Tatwaffe. Drei Männer aus Abballas Umfeld wurden in Gewahrsam genommen.

    Hollande sprach nach einer Krisensitzung mit Premierminister Manuel Valls und anderen Ministern von einem "Terrorakt". Später sagte er, die Alarmbereitschaft sei auf die höchste Stufe angehoben worden. Er habe angeordnet, dafür zu sorgen, dass "zusätzliche Kräfte" eingesetzt werden können. Frankreich ist seit den islamistischen Anschlägen vom 13. November in Paris ohnehin bereits in erhöhter

    Hinweise auf ein islamistisches Motiv hatte es bei dem Angriff schnell gegeben: Während der Geiselnahme bekannte sich Abballa in Verhandlungen mit der Polizei zur IS-Miliz. Auch das IS-Sprachrohr Amaq erklärte, die Tat sei von einem IS-Kämpfer verübt worden. "Kämpfer des Islamischen Staates tötet Vizechef der Polizeistation von Les Mureaux und seine Frau mit Stichwaffen nahe Paris", schrieb Amaq.

    Abballa, der aus der Gemeinde Mantes-la-Jolie stammte und in seiner Jugend als Kleinkrimineller Bekanntschaft mit der Polizei gemacht hatte, war 2013 wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Sechs Monate davon wurden zur Bewährung ausgesetzt. Er wurde zusammen mit sieben anderen Angeklagten wegen Zugehörigkeit zu einer französisch-pakistanischen Dschihadistengruppe verurteilt und fiel in der Haft durch seinen Bekehrungseifer auf.

    Zuletzt stand er wieder im Visier der Ermittler, diesmal wegen einer Gruppe mit Verbindungen nach Syrien. Abgehörte Telefonate hätten aber keinen Hinweis darauf ergeben, dass er bald zur Tat schreiten könnte, sagte Molins. Seit der Anschlagserie im November mit 130 Toten herrscht in Frankreich der Ausnahmezustand. Während der EM sollen bis zu 90.000 Polizisten und Sicherheitsleute für den Schutz der Fans sorgen. afp/AZ

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden