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Frankfurt am Main: Marcel Reich Ranicki: Trauerfeier mit zahlreicher Prominenz

Frankfurt am Main

Marcel Reich Ranicki: Trauerfeier mit zahlreicher Prominenz

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    Bundespräsident Joachim Gauck (m), der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (r) und der Sohn des Verstorbenen, Andrew Ranicki nahmen am Donnerstag Abschied von Marcel Reich-Ranicki.
    Bundespräsident Joachim Gauck (m), der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (r) und der Sohn des Verstorbenen, Andrew Ranicki nahmen am Donnerstag Abschied von Marcel Reich-Ranicki. Foto: Fredrik von Erichsen, dpa

    Bei der Trauerfeier für Marcel Reich-Ranicki haben zahlreiche Politiker und Prominente Abschied von Deutschlands wichtigstem Literaturkritiker genommen. Auch Bundespräsident Joachim Gauck kam zum Frankfurter Hauptfriedhof, wo der "Literaturpapst" beigesetzt wird. Marcel Reich-Ranicki war vergangene Woche im Alter von 93 Jahren gestorben.

    Frank Schirrmacher, Thomas Gottschalk und Volker Bouffier sprachen auf der Trauerfeier

    "Wir werden ihn immer hören, bei allen Büchern und Texten, die wir  lesen. Seine Stimme wird immer dort zu hören sein, wo Literatur ist", sagte der Mitherausgeber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung",  Frank Schirrmacher. Für die Zeitung hatte Reich-Ranicki seit 1958 gearbeitet.

    TV-Entertainer Thomas Gottschalk erinnerte noch einmal an den  Moment, als Reich-Ranicki 2008 den Deutschen Fernsehpreis zurückgewiesen hatte. "Lieber Marcel, ich verleihe dir noch einmal einen Lebenspreis und keiner bedauert es mehr als ich, dass Du ihn diesmal nicht mehr ablehnen kannst", sagte Gottschalk.

    Marcel Reich-Ranicki wurde durch die ZDF-Sendung "Das literarische Quartett" bekannt

    Der scharfzüngige Reich-Ranicki, der in Polen als Sohn einer jüdischen Familie geboren wurde, wuchs in Berlin auf. Zusammen mit seiner Frau überlebte er das Warschauer Ghetto und kehrte 1958 nach Deutschland zurück. Das Paar hat einen Sohn, der als Mathe-Professor im schottischen Edinburgh lebt. Einem Millionenpublikum wurde der Kritiker mit der ZDF-Sendung "Das Literarische Quartett" bekannt. 1999 veröffentlichte er seine Autobiografie "Mein Leben".

    Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) wies auf den leidvollen Weg des Holocaust-Überlebenden hin. Es spreche von unendlicher Größe, dass Reich-Ranicki nach den "Jahren der Barbarei" am geistigen Wiederaufbau Deutschlands mitgewirkt habe. "Sein Einsatz gegen das Vergessen und gegen die Gleichgültigkeit war schmerzvoll für ihn, aber unendlich wertvoll für uns und für unseren Umgang mit unserer Vergangenheit", sagte Bouffier.

    Urnenbeisetzung von Marcel Reich-Ranicki im engsten Familienkreis

    Salomon Korn, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, sprach von Reich-Ranicki als einem "liebevollen, gefühlsbetonten, herzlichen" Menschen. "Was immer auch der Preis dafür gewesen sein mag: Marcel Reich-Ranicki zählt zu jenen, die trotz aller durchlittenen Todesängste nicht gebrochen waren."

    Die Trauerzeremonie wurde von einem Pianisten begleitet, der Stücke spielte von Johann Sebastian Bach, Robert Schumann und eine Szene aus Puccinis Oper "La Bohème". Reich-Ranicki hat sich - wie seine Frau Teofila, die 2011 mit 91 Jahren gestorben war - eine Feuerbestattung gewünscht. Die Urnenbeisetzung soll in einigen Wochen im engsten Familienkreis stattfinden. Im Oktober soll es zudem eine öffentliche Gedenkfeier in der Paulskirche geben. (dpa/AZ)

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