Am Sonntag, den 12. April, ist es so weit: Um 20.15 Uhr feiern die "Tatort"-Ermittler aus Nürnberg mit „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ Premiere. Wir sprachen mit Fabian Hinrichs, Eli Wasserscheid und Andreas Leopold Schadt – neben Dagmar Manzel allesamt Kommissare im Franken-„Tatort“.
Fabian Hinrichs, Ihr „Tatort“-Kommissar Felix Voss – ist er eher ein Action-Mann wie Nick Tschiller, schräger Einzelgänger wie Felix Murot oder Schnösel wie Professor Boerne?
Fabian Hinrichs: Ach, das sind alles Zuschreibungen, die nicht so passen, glaube ich. Ich will keine Antwort verweigern, weiß aber gar nicht, was ich sagen soll.
Wie würden Sie Voss denn charakterisieren?
Hinrichs: Ja, das fällt mir schwer. Vielleicht fragen wir mal die anderen. Ja, wie ist denn der?
Andreas Leopold Schadt: Er hat immer mal gern einen Spruch auf den Lippen.
Wasserscheid: Leidenschaftlich ist er.
Hinrichs: Genau, leidenschaftlich in seinem Beruf. Vielleicht auch etwas unprätentiös. Direkt.
Aber auch witzig, oder?
Hinrichs: Vielleicht eher freundlich. Würde ich sagen. Witzig?
Wasserscheid: Nicht gewollt witzig.
Hinrichs: Das war auch nicht der Plan. So einen Schmunzel-Kommissar wollten wir nicht.
Wie fränkisch ist er denn geworden, der Franken-„Tatort“? Vielleicht eine Frage an die beiden Franken.
Wasserscheid: Der „Tatort“ spielt in Franken, es spielen Franken mit. Das ist fränkisch. Was ist fränkisch, frage ich zurück.
Was ist denn fränkisch für den Norddeutschen Hinrichs?
Hinrichs: Es gab im Vorfeld manchmal Kritik, Franken würde im „Tatort“ zu wenig kenntlich, weil die Hauptermittler nicht aus Franken kommen. Ich glaube, es ist genau andersrum. Dadurch, dass Dagmar Manzel und ich nicht aus Franken kommen, wird der Kontrast zu den Franken, die mitspielen, viel größer. Es prallen unterschiedliche Welten aufeinander. So wie ich sie erlebt habe, sind die Franken sehr herzlich. Das sind natürlich alles so Zuschreibungen.
Klar, aber was ist typisch?
Hinrichs: Sie sind sehr herzlich. Bodenständig. Langsam sprechend, aber schnell im Kopf. Ich freue mich auch schon auf den Sommer.
Dann soll in Unterfranken gedreht werden, im Würzburger Raum.
Wasserscheid: Unterfranken ist ganz anders als Mittelfranken.
Inwiefern?
Wasserscheid: Wein oder Bier, das ist doch ein Riesenunterschied.
Könnte die Geschichte denn auch woanders spielen als in Franken?
Hinrichs: Ja und nein: Ja, weil die reine Geschichte, das Milieu der Tat, nicht frankenspezifisch ist. Das andere Milieu hingegen, auf der Polizeidienststelle, wo wir einige Franken haben, das ist nicht einfach austauschbar.
Wie viel Lokalkolorit verträgt denn der „Tatort“?
Wasserscheid: Die Gratwanderung zwischen fränkischem Lokalkolorit und der Überregionalität der Geschichte zu schaffen, finde ich eine große Herausforderung. Die Region darf man auch nicht vorführen. Plötzlich alles auf Fränkisch zu machen, das wär’s auch nicht.
Und wie finden Sie den Dialekt, Herr Hinrichs?
Wasserscheid: Jetzt sag nichts Falsches.
Hinrichs: Schön. Weich. Sehr weich. Ich bin da offen. Es wird immer so gesagt, der eine Dialekt ist dies, der andere das. Da bin ich anders. Ich habe mich gerne unterhalten und habe auch sehr lachen müssen bei den Dreharbeiten.
Keine Probleme gehabt, die Kollegen zu verstehen?
Hinrichs: Doch manchmal schon. Je extremer es wurde, desto schwieriger.
Wird’s denn extrem im Film?
Schadt: Ich durfte schon hoferisch reden. Autor und Regisseur Max Färberböck hat gesagt, man versteht’s. Die anderen auch. Also wird’s schon passen.
Das öffentliche Interesse ist groß. Können Sie erklären, warum die Menschen so begeistert sind, dass ihre Region nun „Tatort“-Spielort wird?
Hinrichs: Ich habe einiges darüber gehört, wie angespannt das Verhältnis zwischen Franken und Oberbayern angeblich ist. Der Grund ist vielleicht ein gefühltes Mauerblümchendasein. So ein Gefühl der Ungerechtigkeit, dass München immer so viel abbekommt. Dabei hat Franken eine genauso bedeutsame Geschichte.
Welcher ist denn aktuell Ihr Lieblings-„Tatort“?
Wasserscheid: Da möchte ich mich gar nicht entscheiden. Ich mag sehr viele. Jeder „Tatort“ hat mal einen tollen Wurf und dann gibt’s eine Folge, die ist nicht so toll.
Hinrichs: Gilt als „Tatort“ auch „Polizeiruf 110“?
Klar.
Hinrichs: Ich mag Matthias Brandt gerne, ich mag auch Charly Hübner. Ach ja, und natürlich die beiden Münchner. Und Ulrich Tukur ist ein wunderbarer Schauspieler.
Schadt: Ich bin erst, seit ich mitspiele, so richtig im „Tatort“-Fieber angekommen, schaue jetzt aber sehr häufig. Dortmund fand ich auch ziemlich gut, vor allem schauspielerisch. München auch.
Wie schauen Sie „Tatort“? Beim Public Viewing?
Schadt: Mit meiner Freundin.
Hinrichs: Ich mit meiner Frau.
Wasserscheid: Ich mit Freunden. Das ist ein Ritual. Wir kochen zusammen – und dann schauen wir.
Die sozialen Medien spielen eine immer größere Rolle beim Thema „Tatort“. Schon mal getwittert oder gepostet während einer Folge?
Hinrichs: Ich bin kein Anhänger irgendeines sozialen Mediums.
Wasserscheid: Ich twittere nicht. Facebook nutze ich ab und an zur Werbung in eigener Sache.
Ulrike Folkerts ist als Lena Odenthal bereits seit 25 Jahren im „Tatort“-Einsatz. Eine Perspektive auch für das Franken-Team?
Schadt: In 25 Jahren werden wir durchs Bild rollen.
Hinrichs: 25 Jahre, das geht schnell vorbei. Ich bin jetzt 40.
Sie planen also längerfristig mit der Rolle?
Hinrichs: Man muss mal sehen, wie sich das Fernsehen überhaupt entwickelt. Das weiß man gar nicht. Ob die Leute dann überhaupt noch klassisches Fernsehen gucken?
Interview: Michael Czygan