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Flutwelle: Hochwasserlage an der Elbe spitzt sich zu

Flutwelle

Hochwasserlage an der Elbe spitzt sich zu

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    Die Luftaufnahme zeigt einen Deichbruch am am Elbe-Saale-Winkel in Klein Rosenburg (Sachsen-Anhalt). Die Hochwassersituation an den Flüssen spitzt sich weiter zu.
    Die Luftaufnahme zeigt einen Deichbruch am am Elbe-Saale-Winkel in Klein Rosenburg (Sachsen-Anhalt). Die Hochwassersituation an den Flüssen spitzt sich weiter zu. Foto: Jens Wolf/dpa

    Die Lage in einigen Hochwassergebieten an der Elbe spitzt sich immer weiter zu. In Magdeburg droht ein ganzer Stadtteil voll Wasser zu laufen, die Stromversorgung der Stadt war bedroht - und das Wasser steigt immer noch weiter.

    Pegel, Polder, Scheitel: Kleines Hochwasser-Lexikon

    Pegel, Polder, Scheitel... hier ein paar wichtige Hochwasser-Begriffe.

    DEICHE sind aufgeschüttete Dämme an den Ufern mancher Flüsse oder an der Küste. Sie sollen verhindern, dass bei Hochwasser das Hinterland überflutet wird.

    PEGEL ist ein Messgerät, mit dem man den Wasserstand bestimmen kann.

    POLDER: Genauer müsste man Hochwasser-Polder sagen. Damit ist eine Fläche gemeint, die bei Hochwasser absichtlich überflutet wird, um Wasser aus übervollen Flüssen abzuleiten.

    SCHEITELWELLE: Hochwasser bewegt sich als Welle durch die Flüsse. Der höchste Punkt der Welle wird Scheitelwelle oder Scheitelpunkt genannt.

    TALSPERRE: Eine Talsperre staut Wasser eines Flusses zu einem See auf, zum Beispiel mit Hilfe eines Staudammes. Um zu verhindern, dass bei Hochwasser der Staudamm bricht oder das Wasser drüber läuft, wird vorher Wasser aus dem Stausee abgelassen.

    Zehntausende Menschen wissen nicht, wann sie zurück in ihre überschwemmten Häuser dürfen. Bundespräsident Joachim Gauck sprach den Hochwasser-Opfern sein Mitgefühl aus. Elbaufwärts in Sachsen gab es starke Regengüsse.

    Bundesregierung verspricht rasche Hilfe für Hochwasser-Opfer

    Gauck besuchte am Sonntag die Hochwassergebiete in Sachsen-Anhalt. "Man kann sich nicht vorstellen, was da alles zu bewältigen ist", sagte er. In der Marktkirche in Halle gedachte er gemeinsam mit Hunderten Menschen der Opfer der Flutkatastrophe in Deutschland, die ihr Leben, ihr Hab und Gut und ihre Existenz verloren haben.

    Wo etwa in Sachsen das Wasser schon wieder abfließt, bleiben stinkender Schlamm und Sperrmüllberge zurück. Viele Anwohner sind fassungslos. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) versprach am Samstag den Flutopfern, man werde beim Wiederaufbau alles tun, was möglich sei. "Deutschland steht in bewundernswerter Weise zusammen in diesen Tagen – und das soll auch so bleiben." Politiker forderten außerdem, Hochwasserschutzbauten schneller zu genehmigen und Veto-Möglichkeiten von Bürgern und Umweltschützern zu begrenzen.

    Tausende Helfer kämpfen gegen die Fluten

    Bundesweit stemmen sich weiterhin rund 70.000 Feuerwehrleute und 11.000 Bundeswehrsoldaten gegen die Flut. Der Deutsche Feuerwehrverbands-Präsident Hans-Peter Kröger drohte Katastrophentouristen damit, auch sie zur Mithilfe zu verpflichten. Mindestens sieben Menschen starben, mehrere werden vermisst. Die Hochwassersituation vom Wochenende im Überblick:

    SACHSEN-ANHALT: Vor allem in der Landeshauptstadt Magdeburg ist die Situation kritisch. Die Elbe erreichte dort am Sonntagmorgen noch viel höhere Stände als erwartet. Mit 7,50 Metern stand das Wasser rund 80 Zentimeter höher als bei der Jahrhundertflut 2002. Nachdem der Stadtteil Rothensee vollzulaufen drohte, brachten sich fast 3000 Einwohner in Sicherheit. Einsatzkräfte kämpfen vor allem um ein Umspannwerk, das für die Stromversorgung der Stadt wichtig ist. "Wir müssen auf alles gefasst sein", sagte Oberbürgermeister Lutz Trümper.

    Chronologie: Rekord-Hochwasser in Deutschland

    Juni 2013 - Dauerregen verursacht Überschwemmungen in Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Mehrere Menschen sterben. Die Pegel waren von der Donau bis an die Elbe so hoch wie seit 500 Jahren nicht mehr.

    Januar 2011 - Im nördlichen Abschnitt der Elbe erreicht das Hochwasser vielerorts Rekordhöhen. Doch die Deiche halten.

    August 2010 - Extreme Regenfälle führen im Dreiländereck von Deutschland, Tschechien und Polen zu heftigem Hochwasser und Überschwemmungen.

    März/April 2006 - Wegen des Elbehochwassers wird in Teilen Sachsens Katastrophenalarm ausgerufen. Auch in anderen ostdeutschen Ländern gilt die höchste Alarmstufe.

    August 2005 - Das von Italien kommende Tief «Norbert» führt zu heftigen Regenfällen im Süden Bayerns, in Österreich und der Schweiz. In mehreren besonders vom Hochwasser betroffenen Landkreisen und Städten in Bayern wird Katastrophenalarm ausgelöst.

    August 2002 - Nach sintflutartigen Regenfällen rollt eine verheerende Elbeflutwelle von Tschechien nach Norddeutschland. In Dresden erreicht das Jahrhunderthochwasser einen Rekordhöchststand.

    Mai 1999 - Hochwasser setzt an Pfingsten Augsburg, aber auch Teile des Allgäus und anderer Städte in Schwaben unter Wasser. Der Schaden liegt im dreistelligen Millionenbereich.

    Juli 1997 - Nach starken Regenfällen hält das Jahrhunderthochwasser der Oder die Menschen in Brandenburg, Tschechien und Polen in Atem und verursacht Schäden in Milliardenhöhe.

    Dramatisch zugespitzt hatte sich nach einem Dammbruch auch die Lage unweit von Barby, wo das Hochwasser der Saale auf das Hochwasser der Elbe prallt. In der Chemiestadt Bitterfeld konnten hingegen 10 000 Bewohner zurückkehren, nachdem ein Deich abgedichtet wurde. Für Unruhe sorgte ein Schreiben, in dem Unbekannte mit Anschlägen auf

    BRANDENBURG: Nord-Brandenburg steht das Schlimmste noch bevor. In Wittenberge stand die Elbe am Sonntagmorgen mit 7,67 Metern schon knapp 25 Zentimeter höher als 2002. Am Dienstag werden sogar 8,10 Meter erwartet. Den Einsatzkräften stehe ein tagelanger Kampf gegen das Hochwasser bevor, sagte ein Sprecher des Koordinierungszentrums Krisenmanagement. Lautsprecherwagen der Polizei forderten die Einwohner einiger Stadtteile auf, ihre Wohnungen zu verlassen.

    SCHLESWIG-HOLSTEIN/NIEDERSACHSEN/MECKLENBURG-VORPOMMERN: In Norddeutschland hat sich die Hoffnung zerschlagen, diesmal glimpflich davonzukommen. Am Mittwoch und Donnerstag sollen Rekord-Wasserstände erreicht werden. Wegen des steigenden Pegels, sollte bis zum Sonntagabend die Altstadt von Hitzacker evakuiert werden. Im Wendland wurden Freiwillige gesucht, die Sandsack befüllen. Einsatzkräfte stapelten eilig Sandsäcke auf die Deiche. Die Bundeswehr schickte Soldaten zur Verstärkung.

    SACHSEN: Sachsen hat das Schlimmste zwar schon überstanden, doch das Wasser sinkt nur langsam und drückt weiterhin auf die Deiche. Rund 13 000 Menschen sind nach wie vor von Evakuierungen betroffen. In der Nacht zum Sonntag gab es zudem starke Regengüsse, die nach Einschätzung der Behörden aber für die Elbe nicht gefährlich werden. In vielen Orten gehen die Aufräumarbeiten weiter. Hoteliers klagten über Stornierungen, selbst für den weit entfernten Sommerurlaub. dpa/AZ

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