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Flug MH 370: Warum die Suche nach Flug MH370 eingestellt wird

Flug MH 370

Warum die Suche nach Flug MH370 eingestellt wird

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    Die Suche nach Flug MH370 wird aufgegeben.
    Die Suche nach Flug MH370 wird aufgegeben. Foto: Ahmad Yusni, dpa (Symbolbild)

    Eine gemeinsame Erklärung der Verkehrsminister aus Australien, China und Malaysia, nur 13 Sätze lang. Eine Version in englischer Sprache, eine Version in Chinesisch. So ging am Dienstag die teuerste Suche der Luftfahrtgeschichte zu Ende: die Suche nach dem Wrack des Flugs MH370, der am 8. März 2014, nachts um 1.21 Uhr, auf dem Weg übers Meer von Kuala Lumpur nach Peking, von den Radarschirmen verschwand. Die letzten Worte aus dem Cockpit damals: "Good night, Malaysian Three Seven Zero."

    Die Minister brauchten nun nur eine Seite Papier, um die Suche bis auf weiteres für beendet zu erklären. Das Ergebnis, nach fast drei Jahren Arbeit, nach Kosten von annähernd 150 Millionen Euro, nach unzähligen Tränen und vergeblichen Hoffnungen: nichts, auch nicht die geringste Spur. Das Verschwinden der Malaysian-Airlines-Maschine - eine Boeing 777 mit insgesamt 239 Menschen an Bord - wird womöglich für immer eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte bleiben.

    An Verschwörungstheorien mangelt es nicht. Im Internet kursieren die verschiedensten Varianten - eine Entführung aufs Atoll Diego Garcia vielleicht oder nach Nordkorea, ein Suizid eines Piloten, ein Brand mit giftigen Gasen an Bord, der alle bewusstlos machte. Hartnäckig hält sich auch das Gerücht, die Maschine könne absichtlich oder aus Versehen von Militärs abgeschossen worden sein.

    Belege für all diese Mutmaßungen gibt es keine. Was man einigermaßen sicher weiß: Die Maschine war nach ihrem Verschwinden vom Radar noch sieben Stunden lang in der Luft - anfangs flog sie in westliche Richtung, dann nach Süden. Solange nahm ein Satellit von Flug MH370 noch die sogenannten Ping-Signale auf. Und solange dauerte es in etwa, bis der Tank leer war. Aber dann? Absturz aus der Höhe? Eine Bruchlandung auf dem Wasser? Von den Blackboxes, mit denen sich die letzten Stunden nachvollziehen ließen, fehlt ebenfalls jede Spur.

    Suche nach Flug MH370 eingestellt

    Als wahrscheinlichste Variante gilt deshalb, dass die Maschine irgendwann mit leerem Tank in den Indischen Ozean stürzte - irgendwo in einem Gebiet von 120 000 Quadratkilometern. Das ist so groß wie Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen zusammen. Das Meer ist dort teils mehr als 4000 Meter tief, der Boden enorm zerklüftet. Vermessen wurde er nie. "Wir wissen weniger darüber als über Mond, Venus und Mars", sagte vor einer Weile der US-Experte Walter Smith.

    In diesem Gebiet - mehr als 2000 Kilometer entfernt von der australischen Küste - wurde nach dem Wrack gesucht. Die niederländische Bergungsfirma Fugro hatte dazu neben zwei Schiffen mit Sonden und Kameras auch ein ferngesteuertes, unbemanntes Vehikel (AUV) im Einsatz. Am Dienstag beendete aber auch das letzte verbliebene Schiff, die 65 Meter lange "Fugro Equator", seine Mission.

    Schwere Flugzeugunglücke der vergangenen Jahre

    2015 und 2014 gab es eine Reihe von Flugzeugunglücken, bei denen viele Menschen ums Leben kamen:

    März 2015: Der Absturz des Germanwings-Jets 4U9525 in Frankreich mit 150 Menschen an Bord ist eines der schwersten Unglücke im Luftverkehr der vergangenen Jahre. Der Copilot steuert die Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf nach Überzeugung der Ermittler absichtlich auf Crashkurs.

    Februar 2015: Beim dramatischen Abssturz einer zweimotorigen Turboprop-Maschine vom Typ ATZR-72 in der taiwanesischen Hauptstadt Taipeh kommen 35 Menschen ums Leben. Die Maschine rammt kurz nach dem Start eine Brücke in einem Wohngebiet und stürzt in einen Fluss.

    Dezember 2014: Ein Airbus A320 der AirAsia stürzt auf dem Weg von Indonesien nach Singapur in die Javasee vor Borneo. Alle 162 Menschen an Bord kommen ums Leben.

    Juli 2014: Malaysia Airlines MH17 stürzt über dem Kampfgebiet in der Ostukraine ab, aller Wahrscheinlichkeit nach ist sie von einer Rakete getroffen worden. 298 Menschen an Bord kommen um.

    Juli 2014: Beim Absturz eines Passagierflugzeugs in Mali sterben alle 116 Menschen an Bord, darunter vier Deutsche. Das Flugzeug vom Typ MD83 war von Ouagadougou (Burkina Faso) nach Algerien unterwegs.

    März 2014: Flug MH370 der Malaysia Airlines mit 298 Menschen an Bord verschwindet auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking plötzlich vom Radar. Die wochenlange Suche nach der vermuteten Absturzstelle der Boeing 777-200 im Indischen Ozean bleibt ohne Erfolg. (dpa)

    "Trotz aller Anstrengungen mit Hilfe der besten wissenschaftlichen Erkenntnisse, trotz Spitzentechnologie, trotz dem Rat hoch spezialisierter Profis - der besten auf ihrem Gebiet -, hat es die Suche leider nicht ermöglicht, das Flugzeug zu lokalisieren", heißt es in dem Papier der Minister. Den Angehörigen versicherten sie, die Entscheidung sei keinesfalls "leichtfertig und auch nicht ohne Trauer" getroffen worden.

    Trotzdem ist die Verzweiflung bei den vielen Familien - die meisten davon aus China - natürlich groß. Der Angehörigen-Verband "Voice370" ("Stimme 370") forderte am Dienstag sofort, die Suche in einem Gebiet weiter nördlich fortzusetzen. "Es kann nicht sein, dass eine Passagiermaschine einfach so verschwindet. Die Suche muss weitergehen." Groß ist die Hoffnung aber schon lange nicht mehr.

    Die Chance, dass die Maschine doch noch gefunden wird, ist nach Meinung der meisten Experten sehr gering. Manche der Angehörigen setzen nun auf einen Zufallsfund. Oder darauf, dass sich ein reicher Privatmann findet, um die weitere Suche zu finanzieren. Gemeldet hat sich noch niemand. AZ/dpa

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